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Der Fremde kennt nicht unsere Wege. Chinaknigge für Langnasen. Mit einem Vorwort von Dr. Helmut Sohmen


Abbildung in Arbeit
Titel:Der Fremde kennt nicht unsere Wege. Chinaknigge für Langnasen. Mit einem Vorwort von Dr. Helmut Sohmen
Autor:Kaminski Gerd
Preis:Euro 24.80
Bestellnummer:71711

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Der Autor, Univ. Prof. Dr. Gerd Kaminski, ist Leiter des Österreichischen Institutes für China- und Südostasienforschung und langjähriger China-Konsulent des österreichischen Außenministeriums. Er bereist China mit Terminen bei Spitzenpolitikern seit 1972 und berät sowohl österreichische Ministerien wie auch Unternehmungen. Darüber hinaus ist er seit Jahrzehnten für Empfang und Betreuung von chinesischen politischen, wirtschaftlichen und anderen Fachdelegationen tätig.

Das vorliegende Werk schöpft einerseits aus seinem persönlichen Erfahrungsschatz und andererseits aus den bisher im Westen und in China erschienenen einschlägigen Publikationen.
Besonders in China ist in der Landessprache während der letzten Jahres ein wahrhafter Boom an Büchern über gutes Benehmen entstanden, welche erstmals in Kaminskis Werk entsprechend berücksichtigt werden. Die Kapitel reichen vom enorm wichtigen - Gesicht geben und Gesicht verlieren - über protokollarische Fragen bis zur Verhandlungstaktik und dem Problem, chinesische Mitarbeiter, die in der Regel zu allem ja sagen in fruchtbare Entscheidungsprozesse einzubeziehen. Natürlich sind auch die Do and Donts enthalten. Sie zeigen Wege auf, die zum erwünschten Ziel führen.
ca. 10-15 Illustrationen vom renommierten chinesischen Cartoonisten Ding Xi
206 Seiten, ca. 42 Abb. und Illustrationen, mit Lesebändchen, geb.

Einleitung
In seiner für ihn typischen sarkastischen Art erklärte der bedeutende chinesische Schriftsteller und frühere chinesische Kulturminister Wang Meng 1997 bei einem Symposium in Wien zu im Westen vorhandenen Klischees von Geringschätzung oder Idealisierung Chinas:

Will man fair sein, so muss man sagen, dass falsche Vorstellungen und Missverständnisse auf beiden Seiten vorhanden sind und es existieren auch von Ausländern schreckliche Beschreibungen der Chinesen. Zum Beispiel schrieb vor 50 Jahren ein Amerikaner, der Regierungsberater war, ein gewisser Harvard Yardley, ein Buch, in welchem er behauptete, die chinesischen Offiziere versuchen bloß ihre Haut zu retten, alle Köche stehlen Geld, alle Chauffeure Benzin, alle Dienstboten sind Spione, alle Studentinnen in Wahrheit Prostituierte und die Ärzte Kurpfuscher. Außerdem seien die Chinesen solche Ignoranten, dass sie nicht einmal über Weihnachten Bescheid wüssten und ihre Suppe zu sich nähmen wie Frösche, die nach Fliegen schnappen. Wenn sie Eier äßen, so würden sie sich zuerst über das Eiweiß hermachen und sich dann das Gesicht mit dem Dotter beschmieren. Warum zähle man die Chinesen zu der Gelben Rasse? Weil sie alle Malaria gehabt haben und das seit Generationen. So sei daraus mit der Zeit die Gelbe Rasse entstanden. Schließlich fasste er zusammen: China ist ein Land von 450 Millionen Einwohnern, die in der Früh aufstehen, husten, spucken, sich schnäuzen, um sich dann zu Bett zu begeben.

Falsche Vorstellungen müssen nicht immer negativ sein. Manchmal sind sie übertrieben positiv. Manche Ausländer beschreiben zum Beispiel China als Paradies. Chinesen tun öfter dasselbe, wenn sie über den Westen fantasieren.

Als ich jung war glaubte ich, die Sowjetunion sei das Paradies und als mein Sohn klein war, meinte er, das Paradies läge in den USA.
Zitat aus: Wang Meng, Conflicts of Culture and Final Unification, China Report 127-128, 1997, S. 32-33

In der Tat habe ich gelegentlich ähnliche Erfahrungen machen müssen. Ich erinnere mich an einen österreichischen Unternehmer, der sich vor seinem Besuch in China mit dem ausstattete, womit die Kolonisatoren früher die Eingeborenen aus dem Urwald gelockt hatten: mit Glasketten. Eine solche überreichte er einem höheren chinesischen Beamten für seine Ehefrau und dann holte er für das ausdruckslos blickende Gegenüber nochmals eine Glaskette hervor und drückte sie ihm mit den Worten in die Hand: Die ist für Ihre Konkubine.

Auch das von Wang Meng erwähnte Gegenteil habe ich erlebt. In der Zeit der Kulturrevolution würde ich von der GDCF, der damaligen (sehr linkslastigen) deutsch-chinesischen Freundschaftsgesellschaft zu einer Vortragsreise eingeladen, um über die Stellung des Rechts in China zu sprechen. Leiter der lokalen Gruppe der GDCF in Hannover war der Dekan der rechtswissenschaftlichen Fakultät. Er war tatsächlich der Meinung, dass in dem von ihm rückhaltslos bewunderten China der Revolutionskomitees keine Gefängnisse existierten und es kostete mich einige Mühe, ihn vom Gegenteil zu überzeugen.

Mein erstes Coaching zur Mehrung des Verständnisses für chinesische Kultur und Verhaltensweisen war 1973 für die Wiener Philharmoniker und ihren Dirigenten Claudio Abbads bevor sie ihre Tournee nach China antraten.

Später, als ich für Firmen interkulturelle Seminare abhielt, musste ich feststellen, dass Handbücher fehlten, welche ich ihnen zur Vertiefung uneingeschränkt empfehlen konnte. In einigen sind sogar haarsträubende Fehler enthalten! Eine Blütenlese der skurrilsten Behauptungen in Publikationen, die auf dem Markt sind, soll dem Leser nicht vorenthalten werden:

Der Geschäftspartner lädt zum Abendessen in ein traditionelles Restaurant. Dort müssen die Gäste oftmals die Schuhe ausziehen, die im Eingang in Empfang genommen, gedreht und vor versammelter Mannschaft aufgestellt werden. Sind es handgefertigte oder Designer-Markenschuhe, nehmen die Gastgeber das sicher zur Kenntnis.

Der Autor verwechselt hier offenbar China mit Japan. Ebenso unrichtig ist seine Behauptung an anderer Stelle, man müsse sich vor dem Betreten eines Tempels des Schuhwerks entledigen. Derselbe Verfasser empfiehlt Marzipan als geeignetes Mitbringsel ohne zu erwähnen, dass Marzipan vielen Chinesen nicht schmeckt.

Ein anderer Chinaexperte meint, wenn das dem ausländischen Gast vorgesetzte Festessen keine Peking Ente enthält, müsse dies als Geringschätzung gedeutet werden. Dazu ist zu sagen, dass man Peking Ente im Allgemeinen in Spezialrestaurants genießt und bei Banketten den Meeresfrüchten ein viel höherer Stellenwert als dem Entenfleisch eingeräumt wird.

Wieder ein anderer Schreiber verpasst der Danwei, was einfach Dienststelle bedeutet Ministerium, Fabrik, Geschäft, Dienstleistungsbetrieb Orwellsche Dimensionen:

Ein Danwei war räumlich gesehen eine Gruppe von Wohnblocks oder auch ein Wohnviertel, das oftmals mit einer Mauer umgeben oder auch umzäunt war. Es gab nur vorgegebene Ein- und Ausgänge, die rund um die Uhr bewacht wurden und nur zu definierten Zeiten geöffnet bzw. geschlossen würden. Alle Bewohner einer Danwei waren den Vorstehern oder Blockwärten persönlich oder zumindest namentlich bekannt und dort registriert. Besucher mussten dort angemeldet und abgeholt werden. Niemand konnte ungesehen und unerlaubt eine fremde Danwei betreten oder verlassen. Interne und externe Aufseher und Kontrolleure registrierten jede Bewegung und überwachten das richtige und konformgerechte Verhalten der Danwei-Bewohner. Dieses wurde protokolliert, an höher gestellte politische Institutionen weitergeleitet und dort in Form einer Personalakte registriert.

Über das Rülpsen und Spucken der Chinesen, welches eine uralte Tradition hat, wird in einem anderen China-Knigge philosophiert:

China war übrigens nicht immer ein Land von Spuckern diese Sitte ist ebenso wie vermutlich das Rülpsen und Schmatzen bei Tisch ein Überbleibsel aus der Zeit des Mao Terrors.

Wieder ein anderer Autor meint, die Anrede Xiao (klein) betreffe eine junge Person mit schmaler Statur und geht nicht darauf ein, dass die vertrauliche Anrede mit xiao oder lao (alt) nicht wirklich eine Frage des Alters sondern des Ranges innerhalb einer sozialen Gruppe ist. Ich kenne Chinesen in ihren Fünfzigern, welche noch immer mit xiao angesprochen werden. Was mich betrifft, so begann der damalige chinesische Botschafter in Österreich, Wang Shu, als ich 29 Jahre alt war, mich mit Lao Ka (Ka abgeleitet von Kaminski) zu apostrophieren, ein Name, der mir seitdem geblieben ist.

Ein Problem stellt auch dar, wenn manche dieser Ratgeber zu einer Frage etwas, aber nicht alles wissen.

So berichtet jemand zu Recht, dass die chinesischen Frauen auch nach der Heirat ihren Mädchennamen tragen, behauptet aber dann fälschlich, sie würden bei feierlichen Anlässen den Namen ihres Mannes verwenden.

Das Gleiche gilt für die Behauptung, alle Chinesen würden, wenn sich jeweils nach Zwölfjahreszyklen das Jahrestier ihres Geburtsjahres wiederholt das ganze Jahr rote Unterwäsche tragen. Eine amüsante Behauptung, wenn man sich alle chinesischen Männer in roten Unterhosen vorstellt. Fakt ist, dass man sich in solchen Jahren vor Unglück, Unfällen und Krankheiten schützen soll und Rotes am Körper getragen einen Schutz darstellen soll. Manche meiner chinesischen Mitarbeiterinnen schenken dann ihren Müttern, nicht den Vätern, einen roten Slip. Es tun aber zum Beispiel auch rote Socken. Männer können sich mit roten Gürteln behelfen oder eines jener roten Bänder mit dem jeweiligen Jahrestier kaufen, welche an den Standeln zum Mondneujahrsfest feilgeboten werden.

So kam ich nach und nach zu dem Entschluss, den Versuch zu unternehmen, selbst einen möglichst fehlerfreien China-Knigge zu schreiben. Dabei könnten mir meine Erfahrungen mit Chinesen seit 1965, meine ca. 80 Chinabesuche seit 1972, meine berufliche Auseinandersetzung mit China seit Mitte der sechziger Jahre und meine Mitgliedschaft als Ehemann und Schwiegersohn in einer chinesischen Familie seit 1991 geholfen haben. Dennoch wird auch auf dieses Werk das chinesische Sprichwort zutreffen: In einer Menge Worte werden sicher Fehler sein. Dazu kommt, was ich auch versuche darzustellen, dass sich manche chinesischen Dos und Donts mit der Zeit ändern. Gerne stelle ich mich daher jedem Hinweis und jeder Kritik.

Ich danke allen Genannten und nicht Genannten, welche in vielen Interviews zu diesem Buch beigetragen haben.

Anregungen und Kritik an Gerd Kaminski: LBICHINA@netway.at

Der Autor
Prof. Dr. Gerd Kaminski
Geb. 14.12.1942. Studium der Rechtswissenschaften und der chinesischen Sprache in Wien. Seit 1971 Geschäftsführer der Österreichisch-Chinesischen Gesellschaft und Leiter des Österreichischen Instituts für China- und Südostasienforschung.
1978 Habilitation mit einem chinesischen Thema für Völkerrecht und internationale Beziehungen. Professor an der New York State und der Peking Universität und der Huazhong University of Science and Technology. Seit 1990 China-Konsulent des österreichischen Außenministeriums. Autor und Herausgeber von 80 Büchern mit Chinathemen. Special Book Award of China 2017 und Zhonghua Zhiguang 2019, einer der höchsten Kulturpreise der VR China.

Von Gerd Kaminski sind bisher im BACOPA Verlag erschienen:
2016: Österreich und China im Bild 1624 bis 2016, Zweisprachig, Deutsch und Chinesisch
2017: Von roten Schleiern und bunten Eiern. Chinesische Lebensbräuche
2018: Das Spiel von Wolken und Regen. Erotik im alten China
2020: Der Fremde kennt nicht unsere Wege. Chinaknigge für Langnasen. Mit einem Vorwort von Dr. Helmut Sohmen
2021 erscheint: Chinas Aufstieg. Der Rückblick des Lao Ka

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