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Was kommt, was bleibt. Ein poetischer Mischsatz


Abbildung in Arbeit
Titel:Was kommt, was bleibt. Ein poetischer Mischsatz
Autor:Kubin Wolfgang
Preis:Euro 24.80
Bestellnummer:71506

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Nach seinen Sonetten (2017) und Balladen (2018) versucht sich der Lyriker Wolfgang Kubin an einem poetischen Mischsatz. So wie gute Weine in Österreich zu einem neuen Wein gemischt werden, so sind hier unterschiedliche lyrische Formen zusammengestellt: Mal Sonett, mal Ballade, mal freier Vers, mal gebundener Vers.

Thema sind die Orte der Welt, mal Wien, mal Peking, mal Oklahoma. Immer geht es um die Befindlichkeit des Menschen unterwegs, um die Erinnerung an die frühen Toten, um die Sage von den einfachen Dingen, um die Begegnung mit Geschichte und Gegenwart.

Inhalt

Langenlois

Was kommt
Was kommt, was geht oder Das große Erwachen
Das kleine Erwachen oder An eine Abwesende
An eine Anwesende
Anwesend, Abwesend. Eine Variante
Die Variation der Variation
Auf eine alte Kladde oder Fragen an die Reste der Reste
Im Kirschblütental oder Vergangene Verse
Von Bäumen, Klöstern und anderen Dingen

Auch nur eine Kladde
DKB oder Auf eine alte Kladde
Unregelmäßige Verse oder Unterwegs mit Yang Lian
In einem Stelenwald
Aus den Wörtern oder Nach den Propheten
Auf eine alte Kladde. Eine Variation
Ach, die alte Kladde. Eine Variation der Variation

Die verlorenen Jahre
Die verlorenen Jahre
Der arme Dekan B
Frauen sind einsamer noch
Buchstaben oder Das heilige Weh
Erinnerung an eine schöne Tote
Das Lächeln von Hangzhou oder Aus den Archiven des Lächelns
Letzte Worte
Waldhügel
Unsere tägliche Frage
Und wenn ich doch noch offen zu reden wagte?
Der alte Mann im jungen Garten
De profundis
Auch eine Art von Erinnerung
Auf eine nun Unbekannte, die einmal ganz in Weiß daherkam

Verlorene Verse
Oklahoma zum Zweiten
Chongqing einmal philosophisch
Schlichte Sentenz zu Leben und Tod.
Nach Friedrich Rückert

Eine Frau, nicht nur in Henan
Schlichte Verse dieses eine Mal
Durch das wilde Henan
Unterwegs im tiefen Henan
Warum nur wieder unterwegs in einer Kaiserstadt?
Auch ein Kaiserkanal
Auf einen Regenschirm
Mal mit und ohne Regenschirm. Eine Variation
Auch ein Versuch zur Müdigkeit
Die Augen und der Spiegel
1958
Der Zopf einer sehr jungen Frau
Von Stäbchen, Clowns und Plüschtieren

Im Föhrengarten
Etwas ist anders
Ophelia und ihre Schwestern
Hualian, das vierte Mal
Göttin des Meeres

Was bleibt
Der Herr der Katzen
An eine Unbekannte
Trier oder Noch einmal zur Rosa Mystica
Willkommen und Abschied auf amerikanische Art
Sievering

Moabit

Photograph: Almond Chu, Hongkong
Fotos ausgewählt von Ann Mak, (Mai An) Künstlerin aus Hongkong
112 Seiten, 12 s/w Fotos, Lesebändchen, geb.

Der Autor
Prof. Dr. Wolfgang Kubin (chin. Gu Bin) wurde 1945 in Celle als Sohn eines Berliners und einer Wienerin geboren. Er begann mit 16 Jahren zu schreiben und zu veröffentlichen. Nach dem Abitur auf dem altsprachlichen Zweig des Gymnasiums Dionysianum in Rheine begann er 1966 das Studium der ev. Theologie an der Universität Münster.

Sein Interesse an Weltliteratur ließ ihn viele Sprachen lernen, so auch das Chinesische und Japanische an den Universitäten Wien, Münster und Bochum. Nach seinem Besuch von Japan im Jahre 1969 wechselte er von der Theologie zu den Fächern Sinologie, Germanistik, Philosophie und Japanologie. 1973 wurde er mit einer Dissertation über den chinesischen Dichter Du Mu (803-852) promoviert.

1974 ging er zum Studium der modernen chinesischen Hochsprache nach Peking. 1977 wurde er wissenschaftlicher Assistent an der FU Berlin, wo er sich mit einer Arbeit über die chinesische Naturauffassung 1981 habilitierte. 1985 erfolgte der Ruf an die Universität Bonn, wo er bis 1995 modernes Chinesisch und moderne chinesische Literatur unterrichtete.

1995 wechselte er zur klassischen Sinologie an derselben Universität. Seit seiner Emeritierung im Frühjahr 2011 arbeitet er als Seniorprofessor hauptsächlich an der Beijing Foreign Studies University.

Seine Forschung und Lehre umfaßt die gesamte chinesische Literatur, die klassische chinesische Philosophie, die traditionelle chinesische Religion sowie Fragen der Germanistik und der deutschen Philosophie.

Seit Mitte der 70er Jahre ist er zunächst als Übersetzer und Wissenschaftler hervorgetreten. Seit 2000 auch verstärkt mit einem literarischen Werk, welches Lyrik, Essays und Erzählerisches umfaßt. Für alle drei Lebenswerke wurde er verschiedentlich in China und in Deutschland ausgezeichnet.

Wolfgang Kubin ist verheiratet, hat vier Kinder und lebt, wenn nicht in China, in Bonn und Wien.

Im BACOPA VERLAG erschienen ab 2014 einige neue und bereits vergriffene Titel von Wolfgang Kubin.

Der Photograph:
Der Photograph und Künstler Almond Chu graduierte am Tokyo College of Photography. Er eröffnete im Jahr 1993 sein eigenes Studio und begann die Arbeit an künstlerischen und kommerziellen Projekten.

Er wurde dazu eingeladen seine Arbeit in verschiedenen Ländern wie Deutschland, Frankreich, Belgien, Schweiz, Italien, Dänemark, USA, Kanada, Russland, Japan, China, Hong Kong, Singapur, und Neuseeland auszustellen. Überdies wurde seine Arbeit in zahlreichen internationalen Publikationen vorgestellt.

Im Jahr 1993 wurde er mit dem Agfa Fellowship Young Photographer Award durch den Asian Culture Council (ein Teil der Rockefeller Foundation) ausgezeichnet. 2004 wurde er als einer der prominenten Sprecher des Internationally Literary and Aesthetic Symposium, welches von der Universität Bonn und der Art & Exhibition Hall of Deutschland organisiert wurde, eingeladen. 2005 gründete er die Organisation für künstlerische Photographie pH5 Photo Group, die sich auf die Förderung der künstlerischen Photographie in Hong Kong konzentriert. Er ist auch der Gründer des Hong Kong International Photo Festival. Im Jahr 2015 wurde er für den Prix Pictet nominiert.

Seine Arbeiten werden sowohl vom The Pushkin State Museum of Fine Arts, Moscow, Russia; M+ Museum, Hong Kong; Hong Kong Museum of Art; Hong Kong Heritage Museum; Guangdong Museum of Art, Guangzhou; University Museum and Art Gallery of the University of Hong Kong; OCT Art & Design Gallery, Shenzhen; Osage Gallery, Lee Hysan Foundation, Deutsche Bank Collections; Peninsula Hotel Hong Kong; Mandarin Oriental Hotel Taipei; Hotel LKF; New World Development Co Ltd; Cathay Pacific Airways; Agfa-Gavert (HK) Ltd gesammelt als auch von privaten Sammlern inklusive der Collection Uhoda in Belgien und William Lim Living Collection in Hong Kong.
www.almondchu.com

Die Photographin:
Ann Mak (Mai An) geboren in Hongkong, ausgebildet in Taipeh. Fach: Dramaturgie. Arbeitet und lebt heute in Hongkong. Sie hat sich in der internationalen Szene einen Namen mit ihren Installationen als Videokünstlerin und Photographin gemacht.
http://www.annmak.com/154214696

Replik von Wulf Noll

Wolfgang Kubins im Bacopa Verlag 2018 erschienener Gedichtband Was kommt, was bleibt trägt den Untertitel Ein poetischer Mischsatz und vereinigt unterschiedliche Formen wie Sonett, Ballade, freien und gebundenen Vers. Kubins Lyrik, in nachdenklicher, reflektierter Form vorgetragen, entfaltet sich auf der Grenzlinie von Alltäglichkeit und Irrealität, wobei das Irreale oft nur eine gesteigerte, über Grenzpunkte hinausgetriebene Form des Realen ist. Gedichte sind kleine Formen, in ihnen gerät etwas in den Mittelpunkt, was im Alltäglichen oft übersehen wird. Mir gefällt das Sonett Auf einen Regenschirm. So heißt es im ersten Quartett: Ich habe dir deinen Schirm zurückgegeben. / Du sagtest überraschend, er sei dein ganzes Leben. / Du hattest den lieben Tag um uns geweint, / am Abend waren wir beim Feuertopf vereint.

Kubin, der Dichter, ist ein poetischer Flaneur, er hält sich an Orten auf, mal ist es Beijing, Wien, Berlin oder Oklahoma, mal ist es die chinesische oder eine andere Provinz Doch noch im Großstadtgetriebe sind es die stillen Orten, nach denen er sucht, Parks und Gedenkstätten und Tempel. Die Wellen des Streams of consciousness schlagen stets hoch, der Dichter versucht sie im Vers zu erfassen, wenn er Zeiten und Räume vergegenwärtigt. Oft sind es mit Schwermut oder, der Dichter liebt eigene Wortschöpfungen, mit Leidmut erfüllte Orte. Leidmut? Leidender Mut, mutiges Leid? Dunkle Lyrik? Nicht nur, es kommt zu Stimmungswechseln, das ist gut so, denn wer wollte, wenn es um das einzige & einzigartige Leben vor dem Tode geht, nur Trauerspielen und nicht auch Lustspielen folgen? Gut, symbolisch gut, sind die verbalen Drehungen, wenn Wolfgang Kubin hin und wieder den Zopf einer jungen Frau wirbeln lässt, hier einer sehr jungen Frau aus der alten Kaiserstadt Kaifeng: So habe ich dich kreiert? Ja, so wie du am Universum bautest. / Das alles wegen eines einzigen Zopfes? Nein, wegen // einer einzigen Stadt. Wegen Kaifeng, damit die alte Stadt / nicht mehr so alt aussieht, wenn dein junger Zopf / wieder einmal durch die Straßen wirbelt, und ich dankbar / hinterdrein schaue, dankbar für so viel Jugend.

Ist nur die Jugend göttlich und nicht auch das Alter? Die innere Ruhe und der ruhige Spaziergang sind ebenfalls schön, dafür mag stellvertretend das Gedicht Von Bäumen, Klöstern und anderen Dingen stehen, die so still wiederum nicht sind. Die innere Ruhe kann kippen. Die weiße Magnolie, der rote Judasbaum und der (zumeist rot, aber auch weiß blühende) Wollbaum (Kapokbaum) deuten auf die Explosionen des Frühlings hin. Verrat in der Religion, Verrat in der Liebe? Es sei angemerkt, dass der wunderschön blühende Judasbaum im Mittelhochdeutschen den unverfänglichen Namen Liebesbaum trug. Und der Wollbaum, in einem anderen, hier unerwähnten Kulturkreis, dem hinduistischen, stellt eine Inkarnation des die Welt erhaltendes Gottes Vishnu dar.

Was kommt, was bleibt wird sich bei der Lektüre unterschiedlich entfalten. Schock, Leid, Liebe? Die Verse engen nicht ein, selbst wenn Stimmungen fühlbar vorgegeben sind. Die Stimmungen sind nicht immer fest; sie schwanken, das ist postmodern Beim Bemühen, die vielfältigen Phänomene zu erfassen, aktiviert der Leser seine eigenen Erinnerungen und gelangt zu Vorstellungen, die ihn am Entwurf und an der Gestaltung einer poetischen Welt teilnehmen lassen. Als jemand, der wie Kubin in den frühen siebziger Jahren in Bochum studierte, gefällt mir das Gedicht Moabit, welches Ereignisse und Details um den 1945 ermordeten Widerstandskämpfer Albrecht Haushofer aufgreift. Moabit wird zum metaphysischen Ort: terre maudite, mon habitation, mon habit

Noch immer wird das blutgetränkte Hemd des Ermordeten vom Sohn in einem Safe aufbewahrt. Dazu Kubin: Wir haben Schnaps aus dem rettenden China dabei / und gedenken eines Hemdes im fernen Safe, // vom Sohn sicher verwahrt, Tropfen für Tropfen, / als wäre der Tote unser einziger, künftiger Ahn. Dem Gedichtband sind künstlerische Fotografien von Almond Zhu (Zhu Dehua) aus Hongkong beigegeben, die mit konkreten und mit abstrakten Abbildungen zum visuellen Part werden; manchmal wirken die Bilder erhellend, manchmal verdunkeln und verrätseln sie bewusst.

Wolfgang Kubin: Was kommt, was bleibt. Ein poetischer Mischsatz. Mit Fotografien von Almond Chu, Bacopa Verlag, Schiedlberg/Österreich, 2018, 111 Seiten, 24,80 EUR. ISBN: 9783903071506

Bacopaverlag