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Meine Hand malt Worte. Gedichte aus China. Deutsch und Chinesisch


Abbildung in Arbeit
Titel:Meine Hand malt Worte. Gedichte aus China. Deutsch und Chinesisch
Autor:Bergmann Ulrich/Distelmaier-Haas Doris
Preis:Euro 14.80
Bestellnummer:35836

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Gedichte aus der Zeit der Tang-Dynastie und aus dem 20. Jahrhundert
26 Gedichte chinesisch/deutsch übersetzt von Ulrich Bergmann
26 Bilder von Doris Distelmaier-Haas
Mit einem Geleitwort von Wolfgang Kubin
152 Seiten, Deutsch und Chinesisch, kleine Ölbilder in Weiß auf schwarzer Grundierung, mit Lesebändchen, geb.

Was verbindet die ausgewählten Gedichte aus dem 7. bis 10. Jahrhundert (Tang-Dynastie) und dem turbulenten 20. Jahrhundert?
Es ist die erstaunliche Nähe zur europäischen Literatur des ausgehenden Mittelalters und der beginnenden Neuzeit Themen, Metaphorik und gedankliche Pointierung zum Schluss der Gedichte. Der Schwerpunkt liegt bei den frühen Gedichten auf der subjektiv erfahrenen Welt (Li Bai), bei den Gedichten der Moderne wird stärker der unaufhebbare existentialistische Konflikt des Einzelnen in einer gebrochenen Welt gesehen (Yang Lian) oder die Rettung ins Kollektive (Mao Zedong). Die Dichter der Moderne träumen wie die alten Meister in Bildern der Sorge und Angst und der Hoffnung. Weiterhin bleiben Naturmetaphern wichtig. Melancholie und Resignation der Tang-Zeit reicht bis in unsere Gegenwart (Yang Lian), nun bewusster. Das gilt auch für die Fiktion oder Ideologie einer in der Solidarität aller Menschen aufgehenden Gesellschaft bei Mao Zedong, dessen Naturbilder politische Dimensionen eröffnen. Es ist der romantische Ton der Sehnsucht, der uns heute noch aus manchen der alten Gedichte anweht, teils sanft-ironisch gebrochen, es sind die meist knapp gezeichneten Lebenssituationen, die große Gedankenräume erzeugen auch in der neueren Lyrik Chinas, in der allerdings surrealistische Bilder und zerebrale Reflexionen stärker werden und sich mit europäischen berühren. Während in der alten Literatur Legenden, Mythen und vergangene Geschichte oft bedeutend sind, um die Gedichte angemessen zu verstehen, werden Gegenwartsgeschichte und politische Theorie in der neueren Literatur immer wichtiger.

Zugunsten der deutschen Übersetzung und Übereinstimmung mit dem chinesischen Original habe ich keine Reime forciert oder gar die altchinesische geregelte Ordnung der Gedichte übernommen; das ist schon gar nicht machbar, was die Folge der Töne angeht. Ich wollte maßvoll, nie zwanghaft oder zwingend, ein Metrum finden, das zum Gedicht passt.
Ich achte die Ideen und Formen der alten Meister. Mit diesem Gefühl und Bewusstsein begegnete ich den chinesischen Dichtern.
Ich habe Yang Lian live in Bonn und in Wolfgang Kubins Übersetzungen schätzen gelernt.

I n h a l t

Geleitwort von Wolfgang Kubin

Lu Xun (1881-1936)
Ohne Worte

Du Fu (712-770)
Reisenachtgedanken
Die einsame Wildgans
Elegischer Herbstregen
Heimkehr Mein Dorf Qiang
Überglücklich

He Zhizhang (659-744)
Ode an die Weide

Li Bai (701-762)
An dich Changgan xing
Einsame Feier im Mondschein
Nocturne Nachtgedanken
Schenkt ein!
Selbstunterhaltung
Abschied von Meng Haoran / Abreise nach Guangling

Luo Binwang (640-684)
Ode an die Gänse

Meng Haoran (689/91-740)
Frühlingsdämmerung

Wang Zhihuan (688-742)
Besteigung des Storchenturms

Yang Lian (1955)
Die Höhe des Traums

Yu Xuanji (844-869/71?)
An Zi An, voll Verlangen in die Weite von Jiangling schauend
Gedanken im Südpavillon des Tempels von Chonzehn beim Betrachten der
neuen Ergebnislisten kaiserlicher Beamtenprüfungen Herr Li, so hör ich, kehrte heim vom Angeln ...

Zhang Ji (766 830)
Erklärung Lied einer treuen Frau

Mao Zedong (1893-1976)
Changsha
Schnee
Winterwolken
Drei Gedichte

Nachwort des Übersetzers

Anhang

Aus dem Geleitwort von Wolfgang Kubin:
Ulrich Bergmann erfüllt mit seiner neuen Aufgabe etwas, was chinesische Schriftsteller kaum in Angriff nehmen. Bis auf zwei Vertreter stammen alle hier vorgelegten Texte aus der goldenen Zeit chinesischer Zivilisation. Doch wie passen Mao Zedong (1893-1976) und Yang Lian (geb. 1955) dazu? Ganz einfach: Mao ist geschult am klassischen Gedicht der Tang-Zeit und am klassischen Lied der Song-Zeit (960-1279). Er konnte kein modernes Gedicht schreiben! Und Yang Lian? Bevor er 1979 auf das neue Poem umsattelte, hatte er bereits zweihundert alte Poeme unter der Anleitung seines Vaters verfasst.
Übersetzen ist ein schwieriges Geschäft. Jeder meint, darüber theoretisch urteilen zu können, wenige lassen sich darauf in der Praxis ein. Übersetzen ist Deuten. In diesem Sinn ist Malen ebenfalls Übertragung und Deutung. Wir begegnen also in diesem Buch zwei Übersetzern, der eine bemüht das Wort, die andere den Pinsel. Lassen wir uns auf ihre Deutungen ein. Es könnte unser Glück sein.

Die Autoren
Ulrich Bergmann: 1945 in Halle an der Saale geboren, lebt in Bonn. Studium der Germanistik und Geschichte in Bonn, bis 2010 Studienrat am St. Michael-Gymnasium in Bad Münstereifel. 2014 Sommerkurs an der Ocean University of China, Qingdao: Kafka und die Moderne.
Erzählungen, Essays, Autoren-Porträts, Rezensionen, Theaterkritiken, Aphorismen, Gedichte, Mail Art und visuelle Poesie in Almanachen, Anthologien und Literaturzeitschriften in Deutschland (ndl, Ort der Augen...), Österreich (Rampe, sterz ...), Belgien (Krautgarten), Rumänien und in der Schweiz. Seit 1991 Redakteur und Mitherausgeber der Bonner Literaturzeitschrift Dichtungsring, seit 2000 des Online-Kulturmagazins philotast.com. Literaturpreis des Forums Literatur Ludwigsburg 2006.

Einzeltitel: Doppelhimmel, Roman, Bonn 2. Aufl. 2013. Aeuszerste Ansicht der inneren Werte, Eine Schwarzmalerei in Weisz, visuelle Poesie, edition Wohnzimmer, Wien 1996. Kopflose Handlungen, epische Miniaturen, Reinhard Wagner Verlag, Pyrbaum 1999. liebe schlange, liebe liebe, Schlangegeschichten, 2. Auflage edition Minotaurus, Vevais 2002. Arthurgeschichten, Pop-Verlag Ludwigsburg 2005. Kritische Körper, Erzählungen, Pop-Verlag Ludwigsburg 2006

Doris Distelmaier-Haas: 1943 in Bonn geboren. Studium der Romanistik und Anglistik an der Universität Bonn. Staatsexamen. 1970 Promotion mit einer Arbeit über Stephane Mallarme zum Doktor der Philosophie. Anschließend künstlerische Ausbildung an den Kunstakademien in Perugia und Salzburg. Freie Schriftstellerin, bildende Künstlerin und Dozentin an der Bonner Andreas-Hermes-Akademie. Mitglied im Verband deutscher Schriftsteller, Pressesprecherin der Regionalgruppe NRW Süd dieses Verbandes. Mitglied der in Leipzig ansässigen Gesellschaft für zeitgenössische Lyrik und der Künstlergruppe Bonn.

Einzeltitel: Sicheln, München u.a. 1969 (unter dem Namen Doris Haas); Flucht aus der Wirklichkeit, Bonn 1970 (unter dem Namen Doris Haas); Gänge, München 1972 (unter dem Namen Doris Haas); Lichtgezogen in der Flamme des Sommers, Saarbrücken 1994; Blausüchtig, Saarbrücken 1997; Auch Kraniche ziehen um, Rimpar 1998; Tierisch Bönnsch, Köln 2001; Lichtkiesel, Hildesheim 2003; Kein Halt, bleibe nie, Düsseldorf 2006; Liebe Mutter, liebe Liebe, Bad Honnef 2007; Vielleicht sollte ich wieder küssen üben, Bad Honnef 2009;
Anthologien und Literaturzeitschriften (Auswahl): Ralph Grüneberger (Hg.)/ Gesellschaft für zeitgenössische Lyrik. Poesiealbum neu. Ausgaben 2/2007, 2/2011, 1/2012.
Übersetzungen: Guy de Maupassant: Novellen, Stuttgart 1991 (übersetzt zusammen mit Ernst Sander); Moliere: Le malade imaginaire, Stuttgart 1981;
Charles Perrault: Sämtliche Märchen, Stuttgart 1986; Phantastische Geschichten aus Frankreich, Stuttgart 1977

Wolfgang Kubin: 1945 in Celle geboren. Lyriker, Essayist, Hochschullehrer und Literatur-Übersetzer. Er zählt zu den wichtigsten Sinologen in Deutschland.
Bekanntheit über die Grenzen der Sinologie hinaus erreichte er als Übersetzer moderner chinesischer Prosa und Lyrik. Seine bekannteste Arbeit dürfte die sechsbändige Übersetzung der Erzählungen und Essays Lu Xuns sein. Seine Geschichte der chinesischen Literatur im 20. Jahrhundert gilt als Standardwerk. Unter seinem chinesischen Namen (gu bin) veröffentlicht er auch in China.
2007 den Staatspreis der VR China und Pamir International Poetry Price, der als höchstdotierter Literaturpreis im chinesischen Sprachraum gilt. 2013 erkannte ihm die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung den Johann-Heinrich-Voß-Preis für Übersetzung zu.

Rezension von Holger Benkel

wortmaler

zu ulrich bergmann / doris distelmaier-haas, Meine Hand malt Worte / Gedichte aus China / deutsch-chinesisch. Bacopa Verlag, schiedlberg/österreich 2015. 152 seiten, 14,80

dachte ich bisher an china, sah ich zunächst die ferne der dortigen kultur zu unserer. man betrachtet andere kulturen anfangs wohl zwangsläufig als fremder und von außen. menschen sind halt, leider, zuallererst das produkt ihrer verhältnisse. bei nietzsche heißt es: Unter den Reisenden unterscheide man nach fünf Graden: die des ersten niedrigsten Grades sind solche, welche reisen und dabei gesehen werden sie werden eigentlich gereist und sind gleichsam blind; die nächsten sehen wirklich selber in die Welt; die dritten erleben etwas infolge ihres Sehens; die vierten leben das Erlebte in sich hinein und tragen es mit sich fort; endlich gibt es einige Menschen der höchsten Kraft, welche alles Gesehene, nachdem es gelebt und eingelebt worden ist, endlich auch wirklich aus sich herausleben müssen, in Handlungen und Werken, sobald sie nach Hause zurückgekehrt sind.

2014 hielt ulrich bergmann chinesisch , d. i. herr bao wuli, der durch die Riten Erleuchtete , angeregt und beraten vom sinologen, schriftsteller und übersetzer wolfgang kubin, etwa durch dessen Geschichte der chinesischen Literatur, einen sommerkurs unterm titel Kafka und die Moderne vor germanistikstudenten der Ocean University of China Qingdao an der ostküste chinas, wo er unter anderem deutschsprachige autoren wie goethe, büchner, rilke, kafka, benn, brecht, ernst jandl oder heiner müller vorstellte und besprach. kafkas texte bewegten die studenten besonders.

schon der titel der buchausgabe Übersetzt von Ulrich Bergmann / Gemalt von Doris Distelmaier-Haas / Übersetzungen aus dem Deutschen von Dehui Braun / Mit einem Geleitwort von Wolfgang Kubin, Meine Hand malt Worte, man beachte: worte, nicht wörter verbindet das bildnerische mit dem literarischen. die malerischen arbeiten der künstlerin, lyrikerin, erzählerin und übersetzerin doris distelmaier-haas transformieren die chinesische schrift ins phantastisch bildhafte, wobei die bilder, die teils auch in musiknoten übergehn, oft etwas schwebendes bekommen. Übersetzen ist ein schwieriges Geschäft. Jeder meint, darüber urteilen zu können, wenige lassen sich darauf in der Praxis ein. Übersetzen ist Deuten. In diesem Sinn ist Malen ebenfalls Übertragung und Deutung. Wir begegnen also in diesem Buch zwei Übersetzern, der eine bemüht das Wort, die andere den Pinsel., vermerkte wolfgang kubin in seinem geleitwort Furor Sinensis.

die meisten der gedichte stammen aus der zeit der tang-dynastie, unter anderem von li bai (701 bis 762), der zur legendenhaften figur wurde, meng horn (689 oder 691 bis 740) sowie du fu (712 bis 770), die gemeinsam mit li bai durch china wanderten. während der tng-dynastie (618 bis 907) gab es zunächst positive entwicklungen von landwirtschaft, handwerk, handel und künsten, zudem breitete sich der buddhismus in china aus, ehe das chinesische reich zeitweilig zerbrach, unter anderem wohl aufgrund ungelöster konflikte zwischen feudalmacht und bauern. li bai, du fu und andere dichter der tang-dynastie kritisierten früh gesellschaftliche mißstände. aus dem 20. jahrhundert kommen gedichte von lu xun (1881 bis 1936), mao zedong (1893 bis 1976) und dem 1955 geborenen dichter yng lin hinzu, der seit längerem in europa lebt. bei wolfgang kubin heißts: China ist das Reich der Poesie. Bereits um 1000 v. Chr. wartet es mit gereimten Gedichten auf! Wohlgemerkt, der (End)Reim kommt im Abendland erst mit dem späten Mittelalter auf. Als klassische Periode für die Dichtkunst gilt heute die Tang-Zeit ....

die klassische chinesische poesie betont das universelle und ganzheitliche. der mensch ist hier noch ganz teil der natur und findet sein gleichgewicht darin.
das gedicht Besteigung des Storchenturms von wang zhihuan (688 bis 742) geht so:

Die Sonne sinkt und rollt zum Fuß des Berges,
so mündet auch der Gelbe Fluss ins Meer.
Wer tausend Meilen weiter sehen will,
der steige noch ein Stockwerk höher.

das strömen des flusses, das dem werden und vergehen entspricht, wird dem tagundnachtzyklus gleichgesetzt. vielleicht ist dasstockwerk höher auch eines der erkenntnis.

ulrich bergmann konstatierte im Nachwort eine erstaunliche Nähe zur europäischen Literatur des ausgehenden Mittelalters und der beginnenden Neuzeit Themen, Metaphorik und gedankliche Pointierung zum Schluss der Gedichte. Der Schwerpunkt liegt bei den frühen Gedichten auf der subjektiv erfahrenen Welt (Li Bai), bei den Gedichten der Moderne wird stärker der unaufhebbare existentialistische Konflikt des Einzelnen in einer gebrochenen Welt gesehen (Yang Lian) oder die Rettung ins Kollektive (Mao Zedong). Die Dichter der Moderne träumen wie die alten Meister in Bildern der Sorge und Angst und der Hoffnung. Weiterhin bleiben Naturmetaphern wichtig. Melancholie und Resignation der Tang-Zeit reicht bis in unsere Gegenwart (Yang Lian), nur bewusster. ... Es ist der romantische Ton der Sehnsucht, der uns heute noch aus manchen der alten Gedichte anweht, teils sanft-ironisch gebrochen.

der klassischen chinesischen lyrik folgen in Meine Hand malt Worte einige gedichte von mao, der ebenfalls in dieser tradition stand, etwa Changsha 1925. erstaunlich ist darin das schlußbild, das eher transformatorische veränderungen der gesellschaft nahelegt.

Wisst ihr noch:
Wir schlugen mitten in der Strömung auf das Wasser,
und die Wellen bremsten den Flug unsres Boots.

und tatsächlich kann die entwicklung eines riesenreiches wie china sinnvollerweise nur evolutionär vernünftig gelingen. was der konfuzianismus anbietet und fordert, die kunst der verwandlung und der transformation sowie den vermittelnden ausgleich zwischen antipoden, könnte auch dem künftigen china gut tun. vorm zerbrechen hat das chinesische bewußtsein wohl besondere angst.

im gedicht Die Höhe des Traums von yng lin, dem ulrich bergmann in bonn persönlich begegnete, heißt es:

... der Mensch in deinem Traum,
von einer Rippe in den Himmel hochgeschleudert,
ist noch da und schweift und schwirrt herum wie eine Melodie.
Ein Traum wirkt hin und wieder länger als ein Leben.
Manchmal trotzt ein Felsen dir, der macht in einer andren Zeit dich alt
und schwach ... Das dunkle Ende deines Lebens -------
wenn Finsternis unweigerlich dich aufnimmt.

hier klingen wiedergeburtsmotive durch. aus adams rippe soll gott eva erschaffen haben. viele mythen, etwa altindische und griechische, erzählen von geburten aus felsen. christus wurde Eckstein der Kirche genannt. es ist anzunehmen, daß ein gleichermaßen chinesisch und europäisch gebildeter dichter wie yng lin solche zusammenhänge kennt.

in seinem text China auf der Suche nach der optima res publica? (in: MATRIX Zeitschrift für Literatur und Kunst, Nr. 39,2015, S. 109-116), der zunächst von europäischen sichtweisen ausgeht, fragt ulrich bergmann: Könnte es sein, dass andere Länder und Kulturen andere Gesellschaftssysteme entwickeln als wir? Ist die westliche Demokratie wirklich der geeignete Maßstab für die ganze Welt? ... Man kann dem europäischen Moralismus, der Menschenrechte in aller Welt einklagt,nur skeptisch gegenüberstehen. Wer den Gedanken der Selbstbestimmung eines Landes ernst meint, der muss hinnehmen, dass andere Länder und Kulturen andere Gesellschaftssysteme entwickeln.
an anderer stelle (MATRIX 37,2014, S. 127-147) schrieb er: Ich vermute, China wird auch wegen seiner vorherrschenden Mentalität wieder ein Riese. Lebensfröhlichkeit, Geduld, Gelassenheit, Flexibilität, Spontaeität, synthetischer Sinn sind Stärken der Menschen dort. gegen demokratie und menschenrechte läßt sich wenig sagen, wenn sie erfüllt werden. sofern demokratie, freiheit und menschenrechte aber zur rechtfertigung von kriegen herhalten müseen, ersetzen sie bloß frühere legitimationsphrasen wie gott, vaterland und kaiser.

ulrich bergmanns übersetzungen, die, respektvoll behutsam übertragen, sprachlich elegant und leicht wirken, zeigen viel hineindenken und einfühlung ins chinesische wahrnehmen. er selbst schrieb: Dass Übersetzen immer zugleich Übertragen, also neuschaffendes Nachschaffen ist, wird jedem evident beim Übersetzen. ... Übersetzen ist ein Grattanz, den man ins dialektische Gleichgewicht bringen muss, um nicht abzustürzen in die Wüste der Akribie oder in die Schlucht blühender Phantasie. ... Jeder Übersetzer will seinem Gedicht auch wiederbegegnen in der Ewigkeit. Seine Übersetzung soll die Moden seiner Zeit überdauern, das ist sein inniger Wunsch. genau genommen gleicht jeder lyriker einem übersetzer, der sich bild für bild und schicht um schicht dem original nähert, das beim dichter das eigene ist. übersetzen bedeutet ja eigentlich, an ein gegenüber liegendes oder jenseitiges ufer zu gelangen. auf der schwelle und im abgrund jener zwischenreiche, die entrücken und entgrenzen, entsteht poesie, eben weil sie unentstehbar scheint. das ist dem übersetzer mit Meine Hand mal Worte geglückt.

Bacopaverlag