« zurück « | Sie befinden sich hier: Verlag >> Renzensionen
Bacopa-OnlineshopDer BACOPA VERLAG in diversen Zeitschriften und Magazinen
Stand, 01. Jänner 2021

Hier erlauben wir uns, Sie auf einige uns bekanntgewordene Renzensionen unserer Bücher in anderen Medien hinzuweisen.
Folgende Titel aus dem BACOPA Verlag wurden u. a. renzensiert:
---------------------------------

Gerd Kaminski: Der Fremde kennt nicht unsere Wege. Chinaknigge für Langnasen. Schiedlberg: Bacopa 2020. 220 S. Preis 24.80. ISBN 9783903071711. Besprochen von Wolfgang Kubin

Das Alter, nur das Alter schafft Bleibendes. Dies ist einer meiner Wahlsprüche. Wenn ich bedenke, wie viele Männer Professuren für Sinologie haben einheimsen können, ohne kaum oder je ein eigenes Buch (außer im Kartoffeldruck) vor ihrer Berufung bzw. vor ihrem Tod zu verfassen geneigt waren, ergreift mich Bewunderung für all die Arbeiter auf dem Totenbett. Niklas Luhmann (1927-1998) war ein solcher. Er wird ewig mein Vorbild bleiben. Ein Nichtsinologe? Ja, denn er wurde beispielhaft von denjenigen Sinologen vorgestellt, die in deutschen Landen nie eine Chance hatten!

Der Wiener Sinologe Gerd Kaminski, Jahrgang 1942, gehört zu den wenigen Beispielen, die lebenslang weiter Zeichen setzen. Mit seinem Chinaknigge greift der bald 78jährige zwar kein neues Thema auf, aber, ohne darum zu wissen, liefert er einen wichtigen Beitrag für die gegenwärtige Diskussion. China ist derzeit Hassobjekt Nr. 1. Wer es wagt wie ich, differenziert in die Debatte einzugreifen, muss sich nicht nur von der ZEIT, sondern gar von der FAZ gefallen lassen, als Sprachrohr der KPCh gebrandmarkt zu werden.

Obwohl stark im philosophischen Diskurs des Verstehens und von einer Verstehenswut geprägt, erweist sich die deutschsprachige Intelligenz momentan als humorloser Vertreter der Besserwisserei und Arroganz.

Kühles Denken und Gelassenheit sind die Markenzeichen unseres Wiener Freundes. Nehmen wir den Titel zum Beispiel. Dieser verdankt sich dem Gelächter eines chinesischen Bauern (S. 167). Wir, die Fremden, würden sie, die chinesischen Menschen, nicht verstehen. Das Wörtchen nicht hat sich unter der Fuchtel der Postkolonialisten und radikalen Feministinnen zu einem nie ausgeweitet. Ich kann mir leicht vorstellen, wie, wenn diese es denn mitbekommen würden, das Titelbild des großartigen Zeichners Friedrich Schiff (1908-1968) zu einem Politikum für die besagte Berufsgruppe werden dürfte.

Der Autor stellt listig dar, er bewertet nicht. So gelingen ihm überraschende Momente: Kaum hat der Bauer den österreichischen Freiheitskämpfer für Spanien und China ausgelacht, da kommt unser Humorist lapidar mit einer Erkenntnis daher, die mich schon seit langem gewurmt hat: Tageszeitungen wie Global Times oder China Daily, wie gut sie auch immer sein mögen, kennen als Objekt der Karikatur nur ausländische Politiker, solange diese keine Afrikaner sind! Die herrschende Klasse der Volksrepublik China bleibt dagegen ungeschoren. Wir erleben ihre Herren und Damen immer wie nach dem Friseur im Bild einer wohlmeinenden heimischen Presse. Warum? Ich hüte mich, unsereins leichterdings zum wohlfeilen Opfer der Günstlinge von ungarem Postkolonialismus und unkritischem Feminismus zu machen.

Das Werk bietet politisch korrekt nicht nur österreichische Illustratoren, sondern mit Ding Xi ebenfalls einen chinesischen Künstler. Doch überraschender Weise wirken dessen Chinesen auf mich wie Koreaner oder Japaner, bestenfalls wie Hongkonger. Liebe Postis, nun aber mal ran!

Es hat bislang viele Knigge für China gegeben, besonders in letzter Zeit, alle vielfach aufgelegt. Warum also der neue Kaminski? Ganz einfach, er basiert nicht nur auf den bisherigen, mitunter fehlerhaften Ausgeburten, sondern ebenfalls auf einem chinesischen Fachmann, der inzwischen neun Bände zum Thema vorzulegen hat. Wir erlangen also länder- und kulturübergreifend gleichzeitig Kenntnis von einer so langen wie einer so kurzen Nase!

Das kluge Buch, welches aus Erfahrung (!) und vergnüglich informiert, ist sorgfältig ediert; es weist lediglich auf den Seiten 9, 127, 167, 199 Druckfehler auf (Hinweis für die baldige Neuauflage und Hinweis auf meine begierige Lektüre!).

---------------------------------

DER FREMDE KENNT NICHT UNSERE WEGE- Chinaknigge für Langnasen
Von Univ.Prof. Dr. Gerd Kaminski;BACOPA Verlag 206 Seiten; Euro 24,80

von Dr. Wendelin Ettmayer; ehem. Botschafter

https://www.bmeia.gv.at/kf-peking/veranstaltungen/detail/article/der-fremde-kennt-nicht-unsere-wege-chinaknigge-fuer-langnasen/

---------------------------------

Ouyang Jianghe. Der Doppelphönix. Ein Langgedicht sowie andere längere Poeme. Aus dem Chinesischen mit einer Nachbemerkung von Wolfgang Kubin. Deutsch und Chinesisch. Bacopa Verlag, Schiedlberg/Österreich, 123 S., 22,95 Euro. ISBN 9783903071797.

Um es vorwegzunehmen, kaum ein Gedichtband hat mich in letzter Zeit so nachhaltig beeindruckt wie Der Doppelphönix, ein herausragendes Poem, das besondere Aufmerksamkeit verdient. Mit Wang Jiaxin (geb. 1957) und mit Zhang Zao (1962-2010) gehört Ouyang Jianghe (geb. 1956) zur posthermetischen Schule (Hou-Menglong Shipai) in der chinesischen Gegenwartslyrik. Der Übersetzer Wolfgang Kubin, zugleich ein beachtenswerter Dichter und Wissenschaftler, sieht den Doppelphönix auf der Höhe von T.S. Eliots The Waste Land, nur dass the waste land mit Ouyangs Blick als ein kosmopolitisches China erscheint. Bei der Lektüre des Gedichtes fühlt sich ein aufmerksamer Leser überdies an Ezra Pounds Cantos, an Hölderlins Elegien, an Paul Celans eigenwillige Gedichte erinnert. Dichter Ouyang hat sich mit der Lyrik der Welt auseinandergesetzt, wobei der Rückblick auf die eigene Tradition, hier besonders die Dichtung der Tang-Zeit (618-907), ebenfalls eine wichtige Rolle spielt.

Hermetisch, posthermetisch , den deutschsprachigen Leser wirds erfreuen, wenn Friedrich Hölderlin (1770-1843) und Paul Celan (1920-1970) zu Bezugspunkten auch in der chinesischen Lyrik werden, die ihrerseits zur europäischen Literatur aufgeschlossen hat. Der Einfluss Celans auf Ouyang Jianghe und noch mehr auf Wang Jiaxin, der seit über zwanzig Jahren Celan ins Chinesische übersetzt ist unbestritten. So porträtiert Ouyang sich und seine Arbeitsweise mit den Worten: () kurzer Celan, langer Ouyang. Das Werk Celans nennt er sein explodierendes Vorbild. Der Bezug auf die westliche Literatur, die englische, die französische, die amerikanische, die deutsche, ist ein Kennzeichen der chinesischen Posthermetiker, die auch die alte, klassische chinesische Dichtung in ihre Arbeit mit einbeziehen. Als Meister der Intertextualität schreibt Kubin, wird für Ouyang eine jede Möglichkeit zur Anspielung ein sattes Geschenk (S. 112). Die Philologen müsste es ob so viel guter Bildung freuen, den gebildeten Leser ebenfalls. Gedichte werden freilich nicht für Spezialisten verfasst; sie wollen gelesen werden und wirken. Sie verlangen nach Lesern, die sich auf explodierende Bilder, die Entregelung der Sinne, auf Interesse an asiatischer Kultur und auf ein kosmopolitisches Geschehen gern einlassen. In einer längst eindimensionalen Welt, in der alles gewöhnlich ist, wird das Außergewöhnliche und Mehrdimensionale zum gesuchten Thema. Dabei kommt dem von Ouyang beschworenen Doppelphönix, in dem sich das weibliche und das männliche Prinzip verbinden und ergänzen, die Aufgabe zu, zwischen oben und unten, hell und dunkel sowie zwischen gegensätzlichen Welten und Kulturen zu vermitteln.

Der Doppelphönix, dieses fulminante Langgedicht, hat einen konkreten Ansatzpunkt; es nimmt Bezug auf das avantgardistische Werk des Beijinger Künstlers Xu Bing (geb. 1955). Dessen im Jahr 2010 aus zwölf Tonnen Altmaterial angefertigte Vogelskulptur stieß in Beijing auf Unverständnis und Ablehnung, fand aber schließlich einen geeigneten Standplatz in Shanghai (Kubin, S. 5). Dem Doppelphönix kommt in der chinesischen Kultur eine Bedeutung zu, die nur vom Drachen
übertroffen wird. Im Doppelphönix (Fenghuang) bilden der männliche Phönix (feng) und der weibliche (huang) eine Einheit. Ouyang findet somit reichlich Gelegenheit, die chinesische Phönix-Mythologie, die Vorgänge um das Kunstwerk, die Skulptur selbst und das poetische Geschehen mittels eines kühnen Weitblicks in Verbindung zu bringen.

Bleiben wir für einen Moment bei der Skulptur und blicken mit Ouyangs Augen auf das Werk Xu Bings:

Schau, er hat aus einer Vogellunge
herausgezogene Einzelteile von Langusten,
und nacheinander ein paar Mikrochips, Codes
für Entschlüsselungen, die Feuerkraft (...)

Das Werk, Teile des Werkes, mögen einen solchen Eindruck hervorrufen. Doch Ouyang löst sich von der Vorlage, und die Fantasie übernimmt die Macht: Provinzen und ferne Länder entspringen dem Doppelphönix, der zum Sternenhimmel strebt. Bild auf Bild, Image auf Image lässt der Dichter folgen, doch wenn der poetische Raum, die Vorstellungswelt, mit Bildern endlich übervoll ist, zieht der Dichter den Stecker aus der Ästhetik heraus und lässt den Leser lichtlos im Dunklen zurück. Hier lässt sich das programmatische Verfahren Ouyangs erkennen. Geht das Licht wieder an, werden neue Bilder und neue Ideen entworfen. So spricht Ouyang mit Blick auf den Künstler Xu Bing und dessen Phönix:

Er montiert nun König und Königin, aber reißt alle Herrschaft                                                                                    
                                                                                     nieder.
Er montiert nun das ewige Leben, aber schenkt es armen Seelen.
Er montiert nun die Gegenwart,
aber läßt den Menschen im Altertum wohnen.

Und:
Der Doppelphönix ist erwacht zur ganzen Wahrheit des Fliegens,
aber er fliegt nicht.

[Alle zuletzt gebrachten Zitate stehen auf S. 35.]

Die erwähnte Programmatik steckt im Widerspruch, im Widerrufen, in dialektischen Bildern, die sich verneinend ergänzen und neue Bilder hervorbringen. Paradoxien dieser Art kennen wir in China seit seiner Frühgeschichte, besonders seit Zhuang Zi (um 365290) und einigen anderen taoistischen Philosophen sowie seit dem Chan-Buddhismus ... Das Geschehen ist zudem psychologisch und psychoanalytisch interessant; die Vorgänge basieren auf einem poetischen Subjekt mit Doppelbindung (double bind) oder Mehrfachbindung. Das erfolgreiche Subjekt, das sich artistisch zu steuern weiß, wird von den Ambivalenzen nicht verunsichert, sondern angeregt; dabei entfaltet es sein kreatives Potenzial, sei es in der Literatur, in den Künsten, in der Philosophie, auf jeweils spezifische Weise.

Ouyang Jianghe mag wie die meisten Dichter in einer solchen ambivalenten Situation stecken, auf die er sprachgewaltig und spachkünstlerisch reagiert. Der Doppelphönix, die Skulptur, bleibt daher nicht bekümmert am Boden hocken, der vergeistigte Vogel, das mythische Wesen, fliegt in vielen anderen Textpassagen himmelwärts. So kann Meister Ouyang im Gedicht sagen: Der Doppelphönix hat sich selber hoch gehievt, / um offen zu sein wie eine Himmelsfrage (S. 45) Die Himmelsfrage führt ins Unbegrenzte, ins Offene, in die Zukunft. Der Blick wird auch in die andere Richtung, in die Vergangenheit, wenn wir vernehmen, dass die Alten Phönixwarten gebaut hatten:

(...) Der Riesenvogel bei Meister Zhuang
flog von der Südsee zur Nordsee, er aß keinen Bambus

Der Doppelphönix bei Li He kam über das Metrum herbei.
Bizarre Schreie ließen die Jade des Kunlun zerspringen.

Ganz so wie Li Bai über den Doppelphönix zu sprechen
wäre viel zu eloquent, besser ist es, wie Han Yu still zu lauschen:
In Meister Yings alter Zither vernahm er des Doppelphönix
Einsamkeit. (alle Zitate S. 27)

Die Sprachverwendung ist schlicht und schwierig zugleich, die Bildfolge muss sorgsam bedacht werden. Wort-für-Wort-Übersetzungen geben wenig her. Der Übersetzer muss selbst ein Sprachkünstler sein, was eine Rolle ist, die Kubin, der selber als Autor bedeutsamer Gedichte in Erscheinung tritt, als poet critic gut zu meistern versteht. Zwar ist die Lektüre nicht einfach, aber genussvoll. Der Leser stößt auf einprägsame Sprachbilder, an denen er sich erfreuen kann, so wenn der langlebige Kranich zur Langbeinmücke wird (S. 21). Das umfangreiche Doppelphönix-Gedicht verwandelt sich zum Feld für literarhistorische Anspielungen; Rückblicke auf etwas sehr Altes wechseln mit Blicken in die jüngste Vergangenheit und in die Gegenwart ab. So vieldeutig wie lakonisch heißt es:

Das Politbüro wurde von einer Münze in den Himmel geworfen

Und, dialektische Motive aufgreifend:
Eine Reise, verschwendet in Raum und Zeit, endet zu Beginn. / Jemand liest im 21. Jahrhundert Briefe aus der Zeit

Teil 12 des Gedichtes endet mit einem Derrida-Zitat:

Lesen, das heißt mit dem Schreiben entschwinden.
(Alle Zitate, S. 31).

Auf das Langgedicht Der Doppelphönix folgen andere längere Poeme, auf welche in dieser kleinen Rezension nicht weiter eingegangen werden kann. Es sei aber darauf hingewiesen, dass das letzte Gedicht Das große Recht, das große Unrecht, fast wieder ein Langgedicht, dem Übersetzer und Freund Wolfgang Kubin gewidmet ist. An Lyrik interessierte weltoffene Leser werden an dem Buch ihre Freude haben, wohingegen Sinologiestudenten in der zweisprachigen Ausgabe endlich einen guten Anlass finden, um über einen außergewöhnlichen Dichter Zugang zur modernen chinesischen Lyrik und zum posthermetischen Gedicht zu gewinnen. Philologische und/oder literaturwissenschaftliche Deutungen des Doppelphönix stehen noch aus. Im deutschsprachigen Raum kam es bloß zu einer Besprechung in einer der großen Tageszeitungen, die allerdings wenig kenntnisreich ausfiel und von einem Schreiber stammt, der zudem von der Sache wenig versteht.

Wulf Noll (Düsseldorf)

1 Der Doppelphönix erschien zunächst 2015 im Lychatz Verlag Leipzig, wird jetzt jedoch im österreichischen Bacopa Verlag vertrieben, der zu einem Schwergewicht hinsichtlich der China-Literatur geworden ist.

2 Siehe Kubins Nachwort, S. 172 -180, hier besonders S. 174 in: Zhang Zao, Briefe aus der Zeit. Gedichte. Chinesisch und Deutsch. Aus dem Chinesischen und mit einem Nachwort von Wolfgang Kubin, seit 2015 im Bacopa Verlag.

3 Kubins Nachbemerkung, S. 108-114, S. 111, in: Ouyang Jianghe, Der Doppelphönix (s.o.).

4 Meister Zhang: Zhang Zi (um 365-290), taoistischer Philosoph; Li He (um 790/91 816/17), Dichter der Tang-Zeit. Li Bai (701762) und sein Freund Du Fu (712770), oftmals in einem Atemzug genannt, gelten als die bedeutendsten Tang-Dichter. Der Historiker und Dichter Han Yu (768-824) gehört in dieselbe Periode: Meister Ying ist eine Figur aus Han Yus Gedicht Ting Yingshi tanqin (Listening to Master Ying Playing the Zither).

5 Siehe Kubin, Wolfgang: Dies eine Leben. Letzte Verse. edition pen Bd. 99, Wien: Löcker 2020.

6 Wie Anm. 2: Zhang Zao, Briefe aus der Zeit. Gedichte.

7 Der Doppelphönix wurde im Berliner Tagesspiegel vom 25.1.2016 im Zusammenhang mit der von Austin Woerner ins Englische übersetzten Ausgabe Phoenix. A poem by Ouyang Jianghe. Inspired by Xu Bing. Bilingual Chinese/English. Brookline/Massachusetts: Zephyr Press, 64 pages, besprochen. Wir erfahren aber lediglich, dass sich die englische Ausgabe glatter und leichter als die deutsche Ausgabe lesen lässt, als sei Vereinfachung ein Kriterium. Der Journalist erkennt nicht die poetische und sprachkünstlerische Bedeutung des Gedichtes; mehr noch, er verkennt die übersetzerische Leistung Kubins, welcher den chinesischen Dichtern seit Jahrzehnten auf der Spur ist. Kubins übersetzerisches Vorgehen glättet selbstverständlich nicht, sondern es erfasst die poetische Substanz: Wir übersetzen () keine Wörter, wir übertragen Visionen. (Nachwort, S. 114)

---------------------------------

Zhang Zao. Briefe aus der Zeit. Gedichte. Chinesisch und deutsch. Eisingen: Heiderhoff, 1999. Seit 2015 im Vertrieb des Bacopa Verlages, Schiedlberg/Österreich, 187 S., 18 Euro. ISBN 978-3-902-73549-2.

Zhang Zao (1962-2010) gilt als einer der großen modernen Lyriker Chinas, welcher der posthermetischen Schule (Hou-menglong shipai) zuzurechnen ist, der auch Ouyang Jianghe und Wang Jiaxin nahestehen. Um es vorwegzunehmen, die Briefe aus der Zeit sind Gedichte. Aber was ist ein Gedicht? Es ist, um eine Metapher Zhangs aufzugreifen, ein Weideplatz der Illusion, von dem aus, wie es im Gedicht Chor heißt, die Seele ihren Aufflug versucht:

Aufwärts, alles reitet auf dir, wie auf einem
Begriff; ja schwierige Metaphysik
Eine nebenbei weggeworfene Notiz

Sie ziehen mich an den Rand des Universums
Asche essen, ja, Weideplatz der Illusion (S. 27)

Das posthermetische Gedicht drängt stärker als andere auf die Autonomie der Dichtung und der Sprache, die sich von den gewöhnlichen Zwecken, der Ziel- und Handlungsausrichtung der Gebrauchs- und Alltagssprache, absetzt. Gedichte, die wie Briefe aus der Zeit erscheinen, bleiben zwar dem Geschehen der Zeit verbunden, öffnen und erweitern sich allerdings. Briefe richten sich an jemanden. An wen? An die verbundene oder verwandte Seele, an den compagnon der route, den Begleiter oder die Begleiterin oder doch nur an sich selbst (dialogue intrieur)? Zhang Zao, der als junger Mann viele Jahre in Tübingen lebte, promovierte ebendort zum Thema Auf (der) Suche nach poetischer Modernität: die neue Lyrik Chinas nach 1919 (2004). Während dieser Zeit arbeitete Zhang zugleich als Lektor am Institut für Sinologie und als literarischer Übersetzer. Der nach dem modernen Gedicht fragende Zhang schnitt in seinem eigenen lyrischen Werk die Wurzeln zur chinesischen Tradition allerdings nicht ab. Zhang lässt den Blick auf die alten chinesischen Dichter zu, aber nicht rückwärtsgewandt, sondern mit verändertem Blick, modern, bei gleichzeitiger Öffnung auf Neues, Grenzüberschreitendes, Westliches. Ja, Westliches und Deutsches spielen bei Zhang eine Rolle; Hölderlin wirkt, symbolisch gesprochen, auf diesen posthermetischen Dichter ein. Ost und West, alt und neu, Zhang Zao muss diesen Spagat mit sprachkünstlerischen Mitteln bewältigen. Zhangs Sprache, in der zu Recht ein hoher Stil erkannt wird (Kubin S. 176 u. 180), sucht nach einem Tor, einem Fenster, vielleicht bloß nach einem Spalt, der aus dem Turm der Abschottung heraus ins Freie führt:

(...) (...) Der Spalt im Fenster
Legt ein geheimes U-Bahn-Gleis, ich fahre zum Göttlichen,
Steige unterwegs um, schwebe ins leere Zimmer der Stadt,
Da geht der Karneval mächtig los: mein Ich und mein armes Ich
Verstreut, auf der Kippe, ein Springball, weder Blüte noch Dunst. (S. 107)

Das poetische Subjekt erfährt eine Konfrontation mit dem Unberechenbaren, wobei es, wie bei Arthur Rimbaud (18541891) in dessen Lyrik, durch leere Räume geschleudert wird. Mein Ich und mein armes Ich, man wird auch an Freud denken, nach dessen Erkenntnissen der psychische Apparat dreigeteilt ist, während sich andere Analytiker mit der Sprengung des Charakterpanzers befassen. Das Ich, das dichterische Subjekt, wird nach der in den aufgeklärten kulturellen Mustern vorherrschenden Sprengung bei Zhang zum Psychonauten, der auf dem Stream of Consciousness dahintreibt, um die Welt mittels Sprachbildern und Imagination zu erkunden, festzuhalten und sich anzueignen. Das soeben zitierte Gedicht Das dreißigste Jahr lässt ein Innehalten zu. Das Bild von der Häutung weist auf Veränderungen hin. Die Schlange und der Mensch häuten sich:

(...)(...) eine bunte Schlange, so speziell, die Haut muß fahren,
Entscheidend die Fülle nach der Häutung, die Möglichkeit zur
                                                                                             Besingung   
Veränderter Welt, Sänger sind Melancholiker; unter
                                                                           Schnurbäumen
Bei Abendwind und Abendbrot eine verfallene Pumpe,
Dort ist der Leib einer Drächin der Liebe ausgestickt (S. 105)

Was für eine einprägsame, konzentrierte Bildfolge auch der Übersetzer muss gerühmt werden: Dort ist der Leib einer Drächin der Liebe ausgestickt. Was wird gemeint sein? Fällt der Blick auf ein chinesisches Kopfkissen? Oder haben sich ein Drache und eine Drächin nach der Häutung aufs Liebeslager begeben, als höfische Liebhaber oder am Ende als Wildlinge, feuerspeiend. Der Begriff Drächin ist selten, kommt aber vor, so bei der feministisch orientierten österreichischen Schriftstellerin Judith Gruber (geb. 1952), die in ihren mythisch-magischen Werken gern von der Drächin spricht, die unter ihren Flügeln die LeserInnen in abgelegene Zeiten und Landschaften führt.

Obschon ich der C.G. Jungschen Richtung in der Psychoanalyse nicht folge, dürften hier viele Sprachbilder in Hinblick auf Farbe, Schatten oder magischer Sprachverwendung tiefenpsychologisch erforschbar und entwicklungspsychologisch, in Bezug auf Mensch und Gattung zu deuten sein. Hermetiker und Posthermetiker befürchten allerdings, dass es mit der Aura des Gedichtes vorbei sei, wenn ihre Werke in terms of something else, hier der Psychologie, erklärt werden. Sie beschwören wie Zhang die Kunst des Gedichts im Gedicht selber (S. 127). Man kann das machen und vom poetologischen Gedicht oder vom Dichten über das Dichten sprechen, verbleibt dann freilich im beschworenen Hölderlinischen Turm, obschon man ins Freie gelangen will. Die Autonomie von Kunst ist erstrebenswert, trotzdem weiß man, dass auch die Kunst fait social ist. Die Ängste vor dem Durchlaufen aller aufklärerischen Prozesse, auch der psychoanalytischen, kenne ich selber nicht: Wenn man/frau diese Prozesse durchlaufen hat, ist entgegen der vorherrschenden Meinung eine angemessene Wiederverzauberung durchaus möglich, welche AutorInnen und LeserInnen eben nicht auf Eindimensionalität hin ausrichtet.

Poetisch und künstlerisch verdichtete Sprache bleibt anerkennenswert, diesem Ziel haben sich oftmals die nachdenklichsten Dichter und Schriftsteller, von der Mehrheitsmeinung abweichend, verschrieben. War die moderne Dichtung eher monologisch, so ist die (moderne) posthermetische Dichtung dialogisch, das heißt, sie öffnet sich, sucht nach dem anderen und will die poetische Kommunikation, obgleich auf diese Weise die Grenzen der Autonomie überschritten werden. Zhang Zao spricht fraglos (gebildete) Leser an, nicht selten ist der deutsche Leser gemeint:

Das Blatt eines Baumes. Das Universum leckt
Zum Fenster herein, es lockt einen Wald vom Straßenende.
Ein deutscher Himmel, eine Bogentür aus dem Rokoko,
Deine schwalbengleichen Laute schlüpfen hindurch. (S. 115)

Man mag an Rokokogebäude in Tübingen oder in anderen süddeutschen Kleinstädten, auch an Schlösser denken, doch beim Idyllischen und beim Beschaulichen bleibt es nicht. Ähnlich wie in Rimbauds Le Bateau ivre (1871) wird das poetische Subjekt durch Räume und Kulturen getrieben, wobei es nicht sprachlos bleibt, sondern Gedichte wie Briefe aus der Zeit von sich gibt. Anders als bei Rimbaud ist das Boot nicht steuerlos. Jemand steuert, es steuert, der Dichter in seiner Komplexität, der allerdings weiß, um ein Wort Wittgensteins zu gebrauchen, dass die Grenzen meiner Sprache die Grenzen meiner Welt bedeuten. Das Gedicht Zhangs, wir haben es in einer treffenden Formulierung erfahren, ist ein Weideplatz der Illusionen, auf welchem überdies so etwas wie die Fütterung der Utopie geschieht. Zumindest wird dazu die Frage gestellt:

Was ist nah? Schwer zu sagen
Vielleicht die Ferne. Fern der Nähe
Ist die Ferne eine Konservendose

Zur Fütterung der Utopie? Die Ferne ist ein
Ausgestopfter Wirbel (...) (S. 117)
Zhangs Sprache ist stark und aufmunternd, sie will nicht nur die Poesie, sondern sie will auch das Leben verändern. Sicher, die Formulierungen sind paradox, aber sie wirken nachhaltig wie die Koans (Sprüche) im Chan-Buddhismus oder bei Ezra Pound und im Taoismus auch. Der Imagismus spielt eine Rolle, das Sprachbild schult sich zudem am Vortizismus in der Malerei. Zhang Zao, der selber vielsprachig ist, übersetzte aus dem Deutschen, dem Französischen, dem Englischen, dem Russischen. Aber Zhang Zao traf auf den literarisch interessierten Sinologen Wolfgang Kubin, der aus dem Chinesischen auch die dunkelsten und schwierigsten Texte gern ins Deutsche überträgt, seien sie lyrischer oder philosophischer Natur. Dank geheimnisvoller wahlverwandtschaftlicher Übereinstimmung erwies sich Kubin als der ideale Adressat, dem die Übertragung der Briefe aus der Zeit in eine inspirierende, ansprechende, sprachkünstlerisch gestaltete Sprache zu verdanken ist.

Wulf Noll (Düsseldorf)   

1 Zhang Zaos Briefe aus der Zeit: Gedichte erschienen bereits 1999 im Heiderhoff Verlag in Eisingen. Die Verlagsbestände des angesehenen Lyrikverlages sind seit 2015 vom Bacopa Verlag in Schiedlberg/Österreich übernommen worden. Der Bacopa Verlag versucht u. a. die chinesische Lyrik, Literatur und Kultur publik zu machen. Die vollständige bibliografische Erfassung des Titels lautet: Zhang Zao. Briefe aus der Zeit. Gedichte, chinesisch u. deutsch. Aus dem Chinesischen und mit einem Nachwort versehen von Wolfgang Kubin. Mit drei Abbildungen von Zhang Qikai. Hrsg. von Roswitha Th. Heiderhoff u. Bernhard W. Hippeli. Lyrikreihe Das Neueste Gedicht, N.F. 48. Eisingen: Heiderhoff 1999. Die ISBN-Nummer wurde für den Bacopa Verlag neu ausgegeben; siehe oben.

2 Zur Zuordnung Zhangs zur Posthermetischen Schule siehe Kubins Nachwort, S. 172-180, besonders S. 174 u. 178.

3 Zhangs Texte sind voller Energie, und sie sind erotisch aufgeladen. Simon Patton und Yu Jian schreiben aus Anlass eines literarischen Festivals in den Poetry International Archives (2004): By turns erotic and enigmatic, Zhang Zao's poetry is driven by two compulsions: to push language relentlessly beyond its routines and to make life new through words. Auf der folgenden Seite können mehrere ins Englische übersetzte Gedichte Zhangs aufgerufen werden: https://www.poetryinternational.org/pi/poet/979/Zhang-Zao/en/tile

4 In der Mythologie scheint der Drache kein Geschlecht zu haben. Bei einer naturkundlichen Rückführung von Drachen auf Schlangen oder Saurier gäbe es selbstverständlich beide Geschlechter. Interessant ist die psychoanalytische Deutung C.G. Jungs; hier symbolisiert der Drachenkampf die Auseinandersetzung zwischen zwei Teilen der Persönlichkeit des Mannes. Der Drache wäre der negative Aspekt des Mutterarchetyps und müsste, zwecks Reifung, überwunden werden.

---------------------------------

Klara Hurkova zum Buch von Monika Littau: DEM GEHEIMNIS NÄHERKOMMEN
https://www.fixpoetry.com/feuilleton/kritik/monika-littau/von-der-rueckseite-des-mondes-chinesische-miniaturen

---------------------------------

Interview mit Monika Littau:
https://stephaniemueller.net/2020/03/interview-mit-monika-littau/

---------------------------------

Oktober 2019
Interview für den Deutsch-Chinesischen Buchclub e.V. mit Treffen in Bonn, Düsseldorf Beijing für mehrere Internet-Medien. Interviewerin Lixia (Ellen) Cao (Bonn), Kameramann Wang Qun Yuan (Mühlheim/Düsseldorf). Ort des Interviews sind die Räumlichkeiten des Autors in Düsseldorf.

Begrüßung
Heute haben wir Herrn Wulf Noll, einen Schriftsteller, zu Gast hier. Ich begrüße Sie zuerst herzlich. Letzte Woche waren Sie in Frankfurt auf der Buchmesse, wo Ihr Buch Drachenrausch. Flanieren in China offiziell vorgestellt wurde. Wie ist Ihr Eindruck von der diesjährigen Messe?

Meine Eindrücke? Diese Buchmesse ist sehr groß, die Literatur liefert eher die kleinere Abteilung, ist aber groß genug. Wenn ich über die Buchmesse schlendere, stellt sich bald eine Überreizung ein. Diesmal blieb die Überreizung aus, da ich vom Bacopa Verlag, der aus Österreich stammt, eingeladen worden war. Ich konnte die Verlegerin, den Verleger sowie die Autorinnen und Autoren des Verlages kennen lernen, das war amüsant. Einige literarisch interessierte Freunde traf ich ebenfalls. Thema war auch der Nobelpreis, der an den Österreicher Peter Handke ging. Man diskutierte sehr kontrovers, in Wirklichkeit verquer über diese Preisverleihung, aber selbstverständlich sind wir - bin ich - der Auffassung, dass zu Recht ein großer Schriftsteller ausgezeichnet worden ist.

Am Abend des 18.10.2019 saßen wir mit den VerlegerInnen und AutorInnen des Bacopa Verlages im China Restaurant Palms Garden zusammen. Es waren namhafte Literaten dabei wie Hans Christoph Buch, Wolfgang Kubin, der mit den VerlegerInnen zusammen diesen literarischen und kulturellen Schwerpunkt im Bacopa Verlag gesetzt hat, und als außerordentlicher Überraschungsgast Xue Mo, der aus der Provinz Gansu stammt, dessen Erzählungen, Novellen und Romane in China sehr beliebt sind und der zu den literarischen Größen des Landes zählt.

Werdegang
Sie haben schon viele Bücher über Asien geschrieben. Wann sind Sie zum ersten Mal mit Asien in Berührung gekommen?

Asien ist ein riesiger Kontinent, ich leistete mir als junger Mann in einer Zwischenstudienzeit eine achtmonatige Reise auf dem Landweg nach und durch Indien. Davon reden wir heute nicht, schränken wir Asien auf Ostasien ein. Im Jahr 1986 erhielt ich aus fast heiterem Himmel eine Berufung an die neugegründete Universität Tsukuba in Japan, die im japanischen Ranking inzwischen auf Platz vier geklettert ist. Ich erhielt eine Stelle am Department für Vergleichende Kultur, vertrat dort aber v.a. die deutsche Kultur (Sprache, Literatur, Philosophie). Nach vier Jahren in Tsukuba folgte eine Unterbrechung, ab 1993 ging ich dann für vier weitere Jahre nach Okayama. Dort wurde ich, ein kleines Wunder, als außerordentlicher Professor für die dortigen Jahre in den japanischen Beamtenstand übernommen.

Sie haben vorhin von Rollen als Professor gesprochen. Heute bleiben wir bei Wulf Noll als Schriftsteller. Was hat Sie auf den Weg des Schriftstellers gebracht?

Na ja, um in Deutschland als Professor zu gelten, benötigt man die Venia Legendi, auf Deutsch Lehrberechtigung, die zumeist mit der Habilitation verbunden ist. Diese Venia Legendi habe ich nicht, ich habe nur eine für den Unterricht an deutschen Gymnasien, wovon ich aber keinen Gebrauch machen konnte. Die asiatische Anredeform Professor für gestandene Lehrkräfte zählt in Deutschland nicht. Bleiben wir beim SCHRIFTSTELLER. Das ist ein freier Beruf. Allen Schwierigkeiten zum Trotz schwebte mir bereits als Gymnasiast das Dasein, die Existenz des Schriftstellers, als freie künstlerische Lebensform vor. Die Betonung liegt auch auf künstlerisch. Nun war diese Lebensform weitaus schwieriger als erwartet, weshalb ich Arbeitsverhältnisse eingehen musste, um mein Leben als Schriftsteller zu sichern. Diese Arbeitsverhältnisse an japanischen und chinesischen Universitäten, sowie als Integrationslehrer in Deutschland, widersprachen meinem Schriftsteller-Ideal aber nicht. Ohne ökonomische Basis und gesellschaftlichen Rückhalt kommt man nicht weiter.

Wie sind Sie als Schriftsteller mit solchen Erfahrungen in Asien umgegangen?

In Asien konnte ich eine Sonderstellung einnehmen, ich hatte genügend Freiräume, um diese literarisch, philosophisch und künstlerisch aufzufüllen. Das geistige Klima war viel großzügiger als das in Deutschland, es gibt einfach nichts, worüber ich mich in Japan oder in China beschweren müsste. Umgekehrt, die Zeit dort war aufbauend, womöglich sogar lebensrettend, in jedem Fall inspirierend, freisetzend und die Fantasie beflügelnd. Das ist der große Vorteil, wenn man/frau eine andere Kultur kennen lernen kann. Ohne Frage haben diese Erfahrungen meine Schriftstellerei geprägt.

Viele haben Interesse an Ihrem Tag als Schriftsteller, wie sieht dieser aus?

Heutzutage bin ich wirklich ein freier Schriftsteller, der Wert auf seine Unabhängigkeit legt. Ich darfs ja mal zugeben, ich arbeite viel. Acht bis zehn Stunden sitze ich in Intervallen am Computer, vormittags, nachmittags und am Abend auch. Ich schreibe fast nur noch am Computer und habe mich mittlerweile in dessen Labyrinthen verstrickt. So viele Dateien, zehntausend Textseiten und mehr sind im Computer, Sogar ein intensiver und poetischer Mailwechsel mit meinen ehemaligen StudentInnen gehört dazu. Das ergibt einen interkulturellen Kommunikationsroman. Aber ich sorge für einen Ausgleich, der Ausgleich besteht im Tischtennis-Spiel, im Konditionstraining und, haha, im Rock n Roll. Ich tanze um Mitternacht Rock n Roll   

Welche Art von Büchern lesen Sie gern privat? (Chinesische Autoren.)

Ich bin ein philosophisch ausgerichteter Schriftsteller und was die chinesische Literatur anbelangt gebe ich die meisten Punkte an Lu Xun und an Qian Zhongshu. Lu Xuns Erzählungen wie Die wahre Geschichte des Ah Q, Kong Yiji, Ein Gelehrter namens Gao und Das Tagebuch eines Verrückten sind einfach köstlich. Und Qian Zhongshu liefert eine Gelehrten- und Ehesatire. Ich las auch gern Eileen Chang Gefahr und Begierde sowie den jüngeren Autor Wang Shuo und zwar dessen Oberchaoten (Wanzhu und Yi dian zhengjing meiyou) sowie Herzklopfen heißt das Spiel (Wande jiu shi xintiao). Die aus Ningbo gebürtige Wei Hui (ein Pseudonym), die Shanghai Baby verfasst hat, habe ich sogar, ich glaube es war 2009, in Düsseldorf aus Marrying Buddha lesen hören. Der Roman spielt auf Putuo (Putuo Shan), einer der Zhoushan-Inseln, die vor den Toren Ningbos liegen und die ich selbstverständlich besucht habe. Last not least möchte ich die ältere Literatur erwähnen, allen voran Der Traum der roten Kammer, ein von mir vergöttertes Werk. Dazu kommen Pu Songlings Wunderbare Geschichten aus der Studierstube der Muße Der Pupillendialog und anderes mehr. Und meine Bekannte Li Shuhong in Wien hat gerade ein interessantes Buch herausgebracht Der chinesische Zauberhut. Philosophische Fabeln aus dem alten China.

Auf Facebook haben Sie einmal gepostet, dass Schriftsteller wie Xue Mo im Jahr ca. 200.000 Euro in China verdienen. Wie ist die Situation in Deutschland? Ist es möglich, hier vom Schreiben zu leben?

Ein Kommentar dazu auf Facebook lautet: Dann ist die Zielrichtung fürs nächste Leben klar :) Man schlägt mir sozusagen vor, im nächsten Leben als Chinese zur Welt zu kommen. Das macht Sinn. In Deutschland konnte Günter Grass vom Schreiben leben und in der Gegenwart noch Martin Walser und wohl auch Daniel Kehlmann, aber die meisten Autoren und Autorinnen können es nicht, sie benötigen einen zweiten Beruf, der regelmäßig Geld einbringt. Viele Autoren, sogar PEN-Mitglieder, nagen am Hungertuch. Ich kann mir die Rolle als freier Schriftsteller jetzt leisten, weil ich ein unabhängiges und gut gelauntes Ren(n)tier bin

Buch: Drachenrausch. Flanieren in China

Es geht jetzt wieder um Ihr neues Buch Drachenrausch. Flanieren in China. Es basiert auf Ihren Erlebnisse in China. Warum ist China für Sie wichtig geworden?

Wie Sie wissen, hatte ich zunächst acht Jahre in Japan gearbeitet; ich begann in Tsukuba im Department für Vergleichende Kultur. Dort habe ich erstmals begriffen, wie wichtig die chinesische Kultur auch für die japanische gewesen ist. Übernahme der Schriftzeichen, des Buddhismus, der konfuzianischen Werke, Ausrichtung des Hofes von Heian (das heutige Kyoto) am Hof von Changan (das heutige Xian), Tang-Dynastie.

Kolleginnen berichteten in den neunziger Jahren positiv aus China (Shanghai als Magnet), meine Neugier dieses Land kennen zu lernen, wuchs. Ich konnte erstmals im Jahr 2009 nach China gelangen und bis 2011 an der Universität Ningbo als Professor oder als Experte, wie die Chinesen auch sagen, arbeiten. 2012 bereiste ich das Land, einschließlich einer fantastischen Reise durch die Innere Mongolei. 2017 durfte ich eine Poetik-Dozentur (Gastprofessur/Poet in Residence) an der Ocean University of China in Qingdao wahrnehmen.

Was hat Sie veranlasst, dieses Buch zu schreiben?

Meine Erfahrungen und Erlebnisse in China, Erlebnisse auf dem Campus, in der Stadt und in der Verwaltungseinheit Ningbo selbst, Erlebnisse und Erfahrungen während meiner weiten Reisen in China. Dazu gehört vor allem auch die Kommunikation mit den StudentInnen. Ich meine die persönliche, die individuelle Kommunikation, nicht den Unterricht, nicht den Lehrbetrieb. Noch heute stehe ich per Mail mit vielen ehemaligen StudentInnen in Verbindung.

Der Titel hat viele Leser angezogen. Wie sind Sie auf die Idee für den Titel: Drachenrausch. Flanieren in China gekommen? Der Drache hat doch ein eher angriffslustiges Image in der westlichen Kultur, oder?

Ja, das stimmt, im Westen wird der Drache als bedrohlich angesehen, sogar als höllisch. Die negativen Konnotationen überwiegen, der liebe Siegfried muss den Drachen besiegen, um fast unsterblich zu werden. - Der Drache ist im Westen ein Symbol für das Unbewusste und Negative. Ganz anders der Drache in China, der Drache ist ein durch und durch positives geistiges Symbol, Kraft spendend, lebenserhaltend. Der Kaiser saß auf dem Drachenthron und war selber einer. Die chinesische Drachenkunde ist eine Mythologie für sich. Darauf kann ich jetzt nicht eingehen. Aber ich meine, der Drache ist auch als ein Symbol für das neue, dynamische China bestens geeignet. Dessen wunderbaren wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung bezeichne ich gern als Drachenrausch. Und die kommunikationsfreudigen, jungen ChinesInnen bilden kleine Drachenkollektive.

Das klingt sehr interessant und macht neugierig. Was ist Drachenrausch für ein Buch?

Selbstverständlich ist es ein literarisches Buch, es enthält Campus- und Reiseerzählungen. Den englischen Begriff travel novel finde ich zutreffend, weil der Begriff Novelle mit aufgegriffen wird. China ist diese Novelle, in jeder Hinsicht, in wirtschaftlicher, medialer, technologischer und in kultureller, die rasante und schnelle Erneuerung Chinas könnte man als Novelle ohne Ende, ja, als Endlosnovelle auffassen. Meine kommunikativ ausgerichteten Reiseerzählungen haben diese Veränderungen im Blick.

Auf dem Cover Ihres neuen Buches sieht man CosplayerInnen, für welches Japan bekannt ist. Wie kommt das?

Mein Verleger hat das Cover unter einer Anzahl von Fotos ausgewählt. Es zeigt StudentInnen der Universität Ningbo, einige waren meine StudentInnen. Selbstverständlich ist der Drachenrausch kein Buch über Cosplay, doch Cosplay ist beliebt und spielt auch unter den jungen Leuten eine Rolle. Ich bin großzügig. Die Parole Die Fantasie an die Macht, sie darf auch für CosplayerInnen gelten, mein Rollenverständnis lässt das zu.

Das Wort Flaneur kommt häufig vor in Ihren Werken. Würden Sie sich selbst auch als Flaneur beschreiben?

Ja, ich bezeichne mich auch als Flaneur. Der Untertitel des Buches lautet Flanieren in China. Flanieren ist ein bewusstes Spazierengehen, welches die Sinne und die Wahrnehmung schärft. So spricht Franz Hessel von der Lektüre der Straße, man muss also nicht nur in Büchern lesen. Ein Flaneur kann mehrere Rollen einnehmen, aber letztlich ist er ein Stellvertreter des Schriftstellers, diese Rolle steht ihm, dem genauen Beobachter, am besten.   

Mit diesem Buch möchten Sie einen Blick auf China vermitteln, der frei von Vorurteilen ist. Was sind Ihrer Meinung nach die stärksten Vorurteile der Deutschen gegenüber China?

Die drei Totschlagargumente: Meinungsfreiheit, Menschenrechte und Wanderarbeiter. Eventuell kommt noch die Tibetfrage dazu. - In aller Kürze, die individuelle und die akademische Meinungsfreiheit sind überhaupt nicht eingeschränkt, zweitens, es gibt auch ein kollektives Menschenrecht, ein Recht auf Bildung und Arbeit, welches auf den hemdsärmeligen Individualismus verzichtet, und drittens die Wanderarbeiter, die oftmals Bauernsöhne sind und Land besitzen, brauchen den zusätzlichen Verdienst, um den Lebensstandard der Familien zu erhöhen oder um Ersparnisse anzulegen. Selbstverständlich gibt es auch in China soziale Probleme wie in anderen Ländern. Aber verglichen mit anderen Ländern blüht und gedeiht China mehr als andere, und es gibt selbst Entwicklungshilfe. Da das blühende, gedeihende, gebildete China im Westen eher nicht gesehen wird oder gesehen werden soll, sehe zumindest ich es, na ja, einige andere sehen es auch China ist ein Land, das mich optimistisch stimmt, in dem vieles möglich ist, was selbstverständlich auf Leistung beruht und nicht vom Himmel fällt. Es ist das junge und dynamische China, sind die liebenswerten Leute, die in meinen Blick fallen.

Im Buch und auch sonst gebrauchen Sie immer wieder die Bezeichnung BYD-Generation. Was verstehen Sie darunter?

Mein Buch handelt zu großen Teilen von jungen Leuten in China, von StudentInnen, aber nicht nur, sondern von jungen Leuten, die einen Traum haben, ihren eigenen Traum über die Liebe, die Zukunft, die berufliche Karriere und das gesellschaftliche Zusammenleben Einen eigenen Traum haben Da liegt es nahe von einer Build-Your-Dream oder BYD-Generation zu reden. Ich weiß selbstverständlich, dass BYD eine Automarke ist und dass in den Betrieben und Produktionsstätten vor allem Elektroautos hergestellt werden, was aber kein Grund ist, der gegen den kulturellen Transfer spricht, diesen, wie ich meine, wunderbaren Begriff, auf die jungen Leute in China zu übertragen. Build Your Dream trifft genau das Gemeinte. Er bezeichnet eine junge Generation, die eine konkrete Utopie kennt, von der sie so viel wie möglich einzulösen bemüht ist.

Zum Schluss

Das Thema lässt sich vertiefen. Aber ich möchte SIe nach Ihren Eindrücken über China befragen und auch wissen, welche Stadt Ihnen am besten gefallen hat.

Die Frage, welche chinesische Stadt mir am besten gefallen hat, ist gleichermaßen leicht wie schwierig zu beantworten. Es gibt viele chinesische Städte und Landschaften, die mir gefallen haben. Ich habe viele Provinzen nicht nur in der Mitte, sondern auch im Norden und im Süden Chinas bereisen können. Am besten hat es mir, was freilich naheliegend ist, in Ningbo, der Stadt der Kamelienblüte, gefallen. Die durchaus große Hafenstadt habe ich im Innenstadtbereich und in der Verwaltungseinheit sehr gut kennen lernen können, hier habe ich Wurzeln geschlagen.

Die Innenstadt ist modern, ultramodern, postmodern, hat Elemente der Tang-Zeit integriert, besitzt am Mondsee ein Stadtviertel aus der Ming-Zeit und lässt die Flaneure durch Fußgängerzonen und Parks spazieren, die von einmaliger Ausstattung und Gestaltung sind. Der Weg in die berühmte Tian-Yi-Bibliothek ist nicht nur ein Weg in Pavillons mit Büchern, sondern der Gang in einen geräumigen Park, der eine eigene Tanz- und Opernbühne aufweist.

Als Fenster zur chinesischen Kultur werden Ihre Erzählungen Deutschland näher an die wachsende Weltmacht bringen. So jetzt kommt die letzte Frage, die in keinem Interview fehlen darf: Können Sie ein Buch für unseren Buchclub empfehlen?

Sie meinen vermutlich ein deutsches Buch, das macht mich verlegen. Ich soll ja nur eins empfehlen, empfehle aber zwei. Chongqing ist Düsseldorfs Partnerstadt, deshalb empfehle ich von Hai Rao den Roman Guten Morgen, Chongqing! Changles Suche nach dem einfachen Glück (Bacopa Verlag 2016) und von Wolfgang Kubin Unterm Schnurbaum. Deutsch-Chinesische Wahlverwandtschaften. Essays 1991-2009 (Weidle Verlag 2009). Darum geht es doch vor allem, die deutsch-chinesische Freundschaft zu vertiefen.

Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für unser Gespräch genommen haben.

---------------------------------

Drachenrausch, ein poetischer Reisebericht von Wulf Noll über China

Der Düsseldorfer Autor Wulf Noll schlüpft in die Rolle des Doktors Robert Marian, um seinen umfangreichen Reise- und Erfahrungsbericht über seinen Aufenthalt an der Universität Ningbo als Gastpoet, wie er sich auch nennt, vorzulegen. Der Band mit dem attraktiven Umschlagfoto der lebenslustigen jungen Chinesinnen stellt die summa der Erlebnisse des Schriftstellers über seine Zeit in China dar. Das Buch ist flüssig geschrieben, enthält anschauliche Darstellungen von Städten, Boulevards, Natureindrücken und wird immer wieder lebendig durch phantasievolle Einschübe im Zusammenhang etwa von altchinesischen Denkmälern und literarischen chinesischen und europäischen Anspielungen. Sehr schön gelungen in dieser Hinsicht ist der Schluss mit dem Traum des umkehrenden Fliegers, der dem Autor den verlängerten oder ewigen Aufenthalt in seiner zweiten, so geliebten Heimat China vermittelt.

Im Zentrum des Werks steht die besondere Beziehung des Dozenten zu den jungen Chinesinnen. Diese sind die Hauptpersonen des Buches, und der Autor wird nicht müde, sie als lernbegierig, gutgelaunt, phantasievoll und herzlich zu beschreiben. Mit einer dieser jungen Damen begibt sich der ein halbes Jahrhundert ältere Autor in den Süden des Landes und kommuniziert mit seiner Begleiterin über die vielen Eindrücke und Erlebnisse in den Städten und Landschaften auf charmante, unterhaltsame und herzliche Weise. Die gemeinsamen Erlebnisse werden unterwegs per Mail weiteren jungen Damen und auch Herren mitgeteilt, welche alle Studenten sind. Die jungen Chinesinnen werden dabei den eher trockenen humorlosen Studenten vorgezogen. Es findet somit eine andauernde Kommunikation statt, die den Leser des Werks erstaunen lässt ob der Geduld und Belastbarkeit des stets wohlgestimmten so viel älteren Autors. Er ist einfach hingerissen von der Aufbruchsstimmung des modernen China und vor allem von der jungen weiblichen Generation, die sich so frei, fröhlich und unverstellt gibt.

Dem Gastpoeten kommt seine deutsche und europäische Heimat im Vergleich zu dem rauschhaften Aufstreben des riesigen asiatischen Landes veraltet, rückständig, vor allem kleinmütig und verknöchert vor. Das sieht er insbesondere im Hinblick auf den literarischen und allgemein kulturellen Zusammenhang in Deutschland. Die Chinakritik des erfolgreichen Künstlers Ai Wei Wei kann der Doktor Robert Marian nicht gelten lassen, er nennt ihn wiederholt den Wasserbüffel, der seine Heimat ungerechtfertigt streng kritisiert.

Insgesamt ist festzustellen, dass der umfangreiche Reisebericht mit ca. 360 Seiten gut zu lesen ist in seiner lebendigen und kultivierten Sprache. Man erhält umfangreiche Einblicke in das moderne China, seine riesigen Städte und Landschaften sowie Kenntnisse von seinen optimistischen jungen Menschen, die eigenständigen kleinen Völkerschaften nicht zu vergessen.

Allerdings wird der elegante Schreibstil des Doktors etwas gestört durch Konzessionen an den modernen Sprachgebrauch, indem er formuliert man/frau, StudentInnen oder durch die überstrapazierte Formulierung die Leute für die reisende Gruppe. Da hätte man dem sonst so unabhängig denkenden Autor mehr Eigenständigkeit zugetraut.

Dr. Klaus Petersen (Düsseldorf)
Kontakt: kug-petersen@t-online.de


Noll Wulf
Drachenrausch. Flanieren in China
368 Seiten, mit Lesebändchen, geb.
ISBN: 9783903071667       29,00
Dieser Titel erschien am 12. August 2019

---------------------------------

Besprechung von
Gerd Kaminski, Das Spiel von Wolken und Regen. Erotik im alten China. (= Berichte des Österreichischen Instituts für China- und Südostasienforschung, Nr.75). 312 S. Schiedlberg: BACOPA Verlag 2018. ISBN 978-3-903071-39-1

Im Bewußtsein des europäischen Bildungsbürgers ist vor allem die in südasiatische Kulturen (Indien) und Japan offen und breit in Schrift, Skulptur und Malerei dargestellte Erotik präsent. Weniger im Blick haben wir in dieser Hinsicht China. Das hat sich glücklicherweise in den letzten Jahrzehnten geändert, seit chinesische Erotik-Literatur in westliche Sprachen übersetzt worden ist (ins Deutsche vor allem durch Franz Kuhn) und in jüngster Zeit auch Sammlungen erotischer Kunst in Ausstellungen und Bildbänden den Blick der Öffentlichkeit auf sich gezogen haben.

Wenn man das zur Rezension anstehende Buch zur Hand nimmt, wird man durch die Farbillustrationen aus österreichischen Sammlungen und die ausführlichen Inhaltswiedergaben und Zitate von chinesischer erotischer Literatur schnell davon überzeugt, dass China zwischen Indien und Japan gelegen mit kulturgeschichtlich intensiven Beziehungen in beide Richtungen, ebenfalls eine mächtige Erotik-Tradition vorzuweisen hat.

Gerd Kaminski, einer der produktivsten österreichischen Popularisatoren chinesischer Kultur, gibt in seinem Buch einen umfangreichen und sehr detaillierten Einblick in diese Ausschnitte chinesischer Kultur. Ein historischer Abriß beginnend in prähistorischer Zeit (die allerdings in dieser Hinsicht nicht sehr ergiebig ist) über Bambus-Bücher, die in Gräbern gefunden werden, und wird, beginnend mit der Han-Zeit durch alle Dynastien bis ins 20. Jahrhundert fortgesetzt. Das erlaubt es das Auf und Ab der Akzeptanz oder Verdrängung des Sexuellen in der langen Geschichte Chinas nachzuvollziehen. Eine zweite Beobachtung, die durch diesen chronologischen Ansatz sichtbar wird, ist die ursprüngliche Einbettung des Sexuellen in die Gesundheitspflege in daoistischem Kontext, die spätere zeitweilige Verdrängung des Erotischen durch den offiziellen Buddhismus und Konfuzianismus und die erst späte und allmähliche Entflechtung der Sexualität vom Religiösen und Medizinischen und Hinwendung auf Lustgewinn und emotionale Verarbeitung geschlechtlicher Begierde in jüngerer Zeit und seit dem frühen 20. Jahrhundert auch unter europäischem Einfluß und aktiver Einbeziehung von Europäern, die in China lebten. Dieser Einfluß hat sich zunächst vor allem über Shanghai nach China ausgebreitet. Ob die erst späte Berücksichtigung des Lustvollen in der Erotik eine zutreffende Entwicklungslinie wiedergibt oder ob das Fehlen lust-bezogener Erotik lediglich den für das chinesische Altertum defizienten Quellen geschuldet ist, möchte ich nicht so einfach beantwortet bzw. als Problem übergangen wissen, wie es der Verfasser Kaminski tut.

Zeitlicher Schwerpunkt von Kaminskis Darstellung ist die späte Ming- und die Qing-Zeit, über und aus denen wir umfangreiche schriftliche und bildliche Dokumente besitzen. Kaminski stellt drei Autoren/Werke aus dieser Zeit besonders ausführlich durch lange Zitate (alle ins Deutsche übersetzt, wobei nicht klar wird ob direkt aus dem Chinesischen, nach früheren deutschen Editionen oder auf dem Umweg über englische oder französische Übersetzungen) vor. Es sind das Jin Ping Mei, das entgegen der Zuweisungen an einen bekannten Verfasser, ein anonymer Roman ist. Er wurde in China 1617/18 erstmals veröffentlicht und gibt ein kritisches Sittengemälde seiner Zeit, das in der Intention und auch nach dem Umfang des Werkes keinesfalls als pornographisch oder erotisch gelten kann, obwohl unter dieser Charakteristik die Zensur eine deutsche Übersetzung zeitweilig stark behindert hat. Schon um 1930 ins Deutsche übertragen und veröffentlicht, ist es nochmals 1984 und 1988 in zwei unterschiedlichen Ausgaben nachgedruckt worden. Übersetzer aller Ausgaben war Franz Kuhn. Als weiteres Werk wird die Sammlung von 80 Novellen die Ling Mengchu (1580-1644) 1628/32 erstmals veröffentlicht hat, vorgestellt, und zwar bezogen auf zwei in ihr enthaltene erotische Erzählungen. Es soll von dieser Novellensammlung auch eine deutsche Übersetzung als "Der chinesische Liebesgarten" veröffentlicht worden sein, doch sind mir weder Jahr noch Verlag bekannt; sie wird auch nicht von Kaminski erwähnt. Schließlich kommt noch der anonyme Roman Rou Pu Tuan, der 1693 veröffentlicht wurde und ebenfalls von Franz Kuhn ist Deutsche übertragen worden ist (1959) zum Zuge. Erfreulicherweise veröffentlicht Kaminski zu diesen Werken auch eine Auswahl der Holzschnitt-Illustrationen, die in manchen deutschen Editionen nicht enthalten sind und die ein gutes Bild von chinesischen Häusern, ihrem Mobiliar und den Formen der sexuellen Begegnungen von Mann und Frau geben.

Einen zweiten zum historischen Ansatz komplementären Zugang gibt Kaminski, indem er die geschlechtlichen Aspekte (Heterosexualität, Homosexualität, unterschiedliches männliches und weibliches Verhalten), erotische Praktiken und die Umstände, in denen Sexualität und Erotik im Vordergrund stehen (Kurtisanen-Wesen, Blumenboote, Bordelle, Polygynie und die Abstufung gesellschaftlicher Bindungen zwischen Mann und Frau, wobei die Übernahme der europäisch-christlichen Terminologie von Ehefrau, Konkubine, Kurtisane etc. unglücklich ist, weil sie Unterscheidungen beim Leser evoziert, die in Anwendung auf die ganz anderen Geschlechterbeziehungen und -rollen in China in die Irre führen. In diesem thematisch aufgebauten Teil gleitet Kaminski gelegentlich ausufernd in die anekdotische Darstellung des Lebens verschiedener Kurtisanen und homosexueller Partner diverser chinesischer Kaiser ab. Das ist zwar amüsant zu lesen, trägt aber wenig zum Verständnis der Gesellschaft Chinas und ihre Grundprobleme im Umfeld der Geschlechtlichkeit bei.

Unter den inzwischen zahlreichen Büchern zur chinesischen Erotik ist dieses neben dem stärker auf bildliche Darstellungen fokussierten Buch von Ferry M. Bertholet, Concubines and courtesans, das 2011 beim Münchner Verlag Prestel veröffentlicht wurde, als seriöse, kenntnisreiche und umfassende Darstellung eines der empfehlenswertesten, zumal es auch sehr ansprechend gestaltet und in guter Qualität der Abbildungen gedruckt ist.


Prof. Dr. Berthold Riese
Germering-Unterpfaffenhofen,
Juli 2019


---------------------------------

Ulrich Bergmann, Doris Distelmaier-Haas, "Meine Hand malt Worte"
http://www.fixpoetry.com/feuilleton/kritiken/ulrich-bergmann/meine-hand-malt-worte

---------------------------------

Rezension von Holger Benkel

wortmaler

zu ulrich bergmann / doris distelmaier-haas, Meine Hand malt Worte / Gedichte aus China / deutsch-chinesisch. Bacopa Verlag, schiedlberg/österreich 2015. 152 seiten, 14,80

"dachte ich bisher an china, sah ich zunächst die ferne der dortigen kultur zu unserer. man betrachtet andere kulturen anfangs wohl zwangsläufig als fremder und von außen. menschen sind halt, leider, zuallererst das produkt ihrer verhältnisse. bei nietzsche heißt es: Unter den Reisenden unterscheide man nach fünf Graden: die des ersten niedrigsten Grades sind solche, welche reisen und dabei gesehen werden sie werden eigentlich gereist und sind gleichsam blind; die nächsten sehen wirklich selber in die Welt; die dritten erleben etwas infolge ihres Sehens; die vierten leben das Erlebte in sich hinein und tragen es mit sich fort; endlich gibt es einige Menschen der höchsten Kraft, welche alles Gesehene, nachdem es gelebt und eingelebt worden ist, endlich auch wirklich aus sich herausleben müssen, in Handlungen und Werken, sobald sie nach Hause zurückgekehrt sind.

2014 hielt ulrich bergmann chinesisch , d. i. herr bao wuli, der durch die Riten Erleuchtete , angeregt und beraten vom sinologen, schriftsteller und übersetzer wolfgang kubin, etwa durch dessen Geschichte der chinesischen Literatur, einen sommerkurs unterm titel Kafka und die Moderne vor germanistikstudenten der Ocean University of China Qingdao an der ostküste chinas, wo er unter anderem deutschsprachige autoren wie goethe, büchner, rilke, kafka, benn, brecht, ernst jandl oder heiner müller vorstellte und besprach. kafkas texte bewegten die studenten besonders.

schon der titel der buchausgabe Übersetzt von Ulrich Bergmann / Gemalt von Doris Distelmaier-Haas / Übersetzungen aus dem Deutschen von Dehui Braun / Mit einem Geleitwort von Wolfgang Kubin, Meine Hand malt Worte, man beachte: worte, nicht wörter verbindet das bildnerische mit dem literarischen. die malerischen arbeiten der künstlerin, lyrikerin, erzählerin und übersetzerin doris distelmaier-haas transformieren die chinesische schrift ins phantastisch bildhafte, wobei die bilder, die teils auch in musiknoten übergehn, oft etwas schwebendes bekommen. Übersetzen ist ein schwieriges Geschäft. Jeder meint, darüber urteilen zu können, wenige lassen sich darauf in der Praxis ein. Übersetzen ist Deuten. In diesem Sinn ist Malen ebenfalls Übertragung und Deutung. Wir begegnen also in diesem Buch zwei Übersetzern, der eine bemüht das Wort, die andere den Pinsel., vermerkte wolfgang kubin in seinem geleitwort Furor Sinensis.

die meisten der gedichte stammen aus der zeit der tang-dynastie, unter anderem von li bai (701 bis 762), der zur legendenhaften figur wurde, meng horn (689 oder 691 bis 740) sowie du fu (712 bis 770), die gemeinsam mit li bai durch china wanderten. während der tng-dynastie (618 bis 907) gab es zunächst positive entwicklungen von landwirtschaft, handwerk, handel und künsten, zudem breitete sich der buddhismus in china aus, ehe das chinesische reich zeitweilig zerbrach, unter anderem wohl aufgrund ungelöster konflikte zwischen feudalmacht und bauern. li bai, du fu und andere dichter der tang-dynastie kritisierten früh gesellschaftliche mißstände. aus dem 20. jahrhundert kommen gedichte von lu xun (1881 bis 1936), mao zedong (1893 bis 1976) und dem 1955 geborenen dichter yng lin hinzu, der seit längerem in europa lebt. bei wolfgang kubin heißts: China ist das Reich der Poesie. Bereits um 1000 v. Chr. wartet es mit gereimten Gedichten auf! Wohlgemerkt, der (End)Reim kommt im Abendland erst mit dem späten Mittelalter auf. Als klassische Periode für die Dichtkunst gilt heute die Tang-Zeit ....

die klassische chinesische poesie betont das universelle und ganzheitliche. der mensch ist hier noch ganz teil der natur und findet sein gleichgewicht darin.
das gedicht Besteigung des Storchenturms von wang zhihuan (688 bis 742) geht so:

Die Sonne sinkt und rollt zum Fuß des Berges,
so mündet auch der Gelbe Fluss ins Meer.
Wer tausend Meilen weiter sehen will,
der steige noch ein Stockwerk höher.

das strömen des flusses, das dem werden und vergehen entspricht, wird dem tagundnachtzyklus gleichgesetzt. vielleicht ist dasstockwerk höher auch eines der erkenntnis.

ulrich bergmann konstatierte im Nachwort eine erstaunliche Nähe zur europäischen Literatur des ausgehenden Mittelalters und der beginnenden Neuzeit Themen, Metaphorik und gedankliche Pointierung zum Schluss der Gedichte. Der Schwerpunkt liegt bei den frühen Gedichten auf der subjektiv erfahrenen Welt (Li Bai), bei den Gedichten der Moderne wird stärker der unaufhebbare existentialistische Konflikt des Einzelnen in einer gebrochenen Welt gesehen (Yang Lian) oder die Rettung ins Kollektive (Mao Zedong). Die Dichter der Moderne träumen wie die alten Meister in Bildern der Sorge und Angst und der Hoffnung. Weiterhin bleiben Naturmetaphern wichtig. Melancholie und Resignation der Tang-Zeit reicht bis in unsere Gegenwart (Yang Lian), nur bewusster. ... Es ist der romantische Ton der Sehnsucht, der uns heute noch aus manchen der alten Gedichte anweht, teils sanft-ironisch gebrochen.

der klassischen chinesischen lyrik folgen in Meine Hand malt Worte einige gedichte von mao, der ebenfalls in dieser tradition stand, etwa Changsha 1925. erstaunlich ist darin das schlußbild, das eher transformatorische veränderungen der gesellschaft nahelegt.

Wisst ihr noch:
Wir schlugen mitten in der Strömung auf das Wasser,
und die Wellen bremsten den Flug unsres Boots.

und tatsächlich kann die entwicklung eines riesenreiches wie china sinnvollerweise nur evolutionär vernünftig gelingen. was der konfuzianismus anbietet und fordert, die kunst der verwandlung und der transformation sowie den vermittelnden ausgleich zwischen antipoden, könnte auch dem künftigen china gut tun. vorm zerbrechen hat das chinesische bewußtsein wohl besondere angst.

im gedicht Die Höhe des Traums von yng lin, dem ulrich bergmann in bonn persönlich begegnete, heißt es:

... der Mensch in deinem Traum,
von einer Rippe in den Himmel hochgeschleudert,
ist noch da und schweift und schwirrt herum wie eine Melodie.
Ein Traum wirkt hin und wieder länger als ein Leben.
Manchmal trotzt ein Felsen dir, der macht in einer andren Zeit dich alt
und schwach ... Das dunkle Ende deines Lebens -------
wenn Finsternis unweigerlich dich aufnimmt.

hier klingen wiedergeburtsmotve durch. aus adams rippe soll gott eva erschaffen haben. viele mythen, etwa altindische und griechische, erzählen von geburten aus felsen. christus wurde Eckstein der Kirche genannt. es ist anzunehmen, daß ein gleichermaßen chinesisch und europäisch gebildeter dichter wie yng lin solche zusammenhänge kennt.

in seinem text China auf der Suche nach der optima res publica? (in: MATRIX Zeitschrift für Literatur und Kunst, Nr. 39,2015, S. 109-116), der zunächst von europäischen sichtweisen ausgeht, fragt ulrich bergmann: Könnte es sein, dass andere Länder und Kulturen andere Gesellschaftssysteme entwickeln als wir? Ist die westliche Demokratie wirklich der geeignete Maßstab für die ganze Welt? ... Man kann dem europäischen Moralismus, der Menschenrechte in aller Welt einklagt,nur skeptisch gegenüberstehen. Wer den Gedanken der Selbstbestimmung eines Landes ernst meint, der muss hinnehmen, dass andere Länder und Kulturen andere Gesellschaftssysteme entwickeln.
an anderer stelle (MATRIX 37,2014, S. 127-147) schrieb er: Ich vermute, China wird auch wegen seiner vorherrschenden Mentalität wieder ein Riese. Lebensfröhlichkeit, Geduld, Gelassenheit, Flexibilität, Spontaeität, synthetischer Sinn sind Stärken der Menschen dort. gegen demokratie und menschenrechte läßt sich wenig sagen, wenn sie erfüllt werden. sofern demokratie, freiheit und menschenrechte aber zur rechtfertigung von kriegen herhalten müseen, ersetzen sie bloß frühere legitimationsphrasen wie gott, vaterland und kaiser.

ulrich bergmanns übersetzungen, die, respektvoll behutsam übertragen, sprachlich elegant und leicht wirken, zeigen viel hineindenken und einfühlung ins chinesische wahrnehmen. er selbst schrieb: Dass Übersetzen immer zugleich Übertragen, also neuschaffendes Nachschaffen ist, wird jedem evident beim Übersetzen. ... Übersetzen ist ein Grattanz, den man ins dialektische Gleichgewicht bringen muss, um nicht abzustürzen in die Wüste der Akribie oder in die Schlucht blühender Phantasie. ... Jeder Übersetzer will seinem Gedicht auch wiederbegegnen in der Ewigkeit. Seine Übersetzung soll die Moden seiner Zeit überdauern, das ist sein inniger Wunsch. genau genommen gleicht jeder lyriker einem übersetzer, der sich bild für bild und schicht um schicht dem original nähert, das beim dichter das eigene ist. übersetzen bedeutet ja eigentlich, an ein gegenüber liegendes oder jenseitiges ufer zu gelangen. auf der schwelle und im abgrund jener zwischenreiche, die entrücken und entgrenzen, entsteht poesie, eben weil sie unentstehbar scheint. das ist dem übersetzer mit Meine Hand mal Worte geglückt."

---------------------------------

Ein Schreiben von Dr. Ch. Kunkel zu unserem Titel:
Die Anwendung der chinesischen Meridianlehre in der Praxis. Wang Ju-Yis Vorlesungen über die Leitbahntherapie von Wang Ju-Yi und Jason Robertson
"Wie oft habe ich in den letzten Jahrzehnten über Textstellen im Suwen, Lingshu und Nanjing hinweggelesen, wenn es um die interstitiellen Flüssigkeiten, die bindegewebigen Muskelverbindungen oder die Organisation der Leitbahnen ging, um den Blut- und Qi-Fluß. Die modernistische chinesische Forschung machte glaubhaft, dass Akupunktur eine neurologische aber keine humorale Grundlage hätte (Formatio reticularis, control gate, Endomorphine). Aber die Physiologie des ganzen Körpers, die inneren Verläufe der Meridiane, die Beziehung der Akupunkte zum Stoffwechsel, der Gasaustausch etc. konnte auf diese Weise überhaupt nicht erklärt werden! Sanjiao, der Dreifache Erwärmer: was wurde da selbst von Berufenen herumorakelt. Wir wissen jetzt, dass damit das gesamte interstitielle Milieu gemeint ist. Wertvolle amerikanische Histologiebefunde werden herangezogen, die alten Klassiker werden in ihrer verborgenen Sprache verwendbar.
Es mag scheinen, als wolle ich mich hier mächtig aufspreizen. Aber das, was da in diesem Buch aus der Tiefe der Medizingeschichte gehoben wird und es an unsere moderen biochemisch- physiologischen Vorstellung heranhebt, das ist gründlich, erfahren, ausprobiert und erneut verfeinert; für mich nach eigenen 40 Jahren TCM epochal. Es geht um einige effektive Punkte, Meridianpalpation und den ganzen Reichtum der antiken Physiologie, dazu Fallbeispiele.
Die chinesischen TCM-Ärzte der 50iger Jahre hatten in Beijing phantastische klinische Möglichkeiten, lasen die Klassiker und verbanden dies mit modernen histologischen Befunden. In persönlichen Notizen hielten sie breitestes empirisches Material fest. Einige dieser Ärzte wie hier Wang Ju-Yi, die nicht von den Roten Garden zur Verleugnung gezwungen wurden (wie z. B. Qin Bo-Wei), tragen das Wissen dieser fruchtbaren Zeit in unsere Tage. Ein sagenhaftes Erbe wird hier lebendig in einer tiefsinnigen, mit Geschichten aufgelockerten Medizinlehre. Überflüssig zu sagen, dass dies weit mehr als ein neues Meridianbuch ist.
Für mich die größte Errungenschaft der letzen Jahrzehnte."
Dr. med. Christoph Kunkel, Deutschland im Jänner 2015
https://bacopa.at/page/md3000003_35072.html

---------------------------------
Interview/Buchvorstellung
Petra Kamb: Taschen-Lexikon Chinesische Medizin, BACOPA 2013
ISBN 978-3-902735-27-0
39,80 , ca. 53.CHF

Warum hast Du dieses Buch geschrieben?

Meine tiefste Motivation hinter dem Buch war und ist, die Kommunikation zwischen der Chinesischen Medizin und der Naturwissenschaftlichen Medizin zu fördern. Es geht mir ums verstehen. Erstmal ums Verstehen der Chinesischen Medizin, aber auch um das gegenseitige Verstehen. Und es geht mir um Inspiration, also darum, dass das Lexikon in den LeserInnen, in welchem Bereich sie auch immer tätig sind, neue Ideen freisetzt. Dieses Buch war aber nie geplant, ganz im Gegenteil. Es entstand obwohl ich was anderes vorhatte. Und wurde dann auch noch ganz anders als ich es mir vorstellte: 2010 schrieb ich an einem ganz anderen Buch, nämlich an Biochemie querlesen. Ich vermittelte vor etwa 10 Jahren angehenden HeilpraktikerInnen die Grundzüge der naturwissenschaftlichen Biochemie. Diese Disziplin ist für mich so ausserordentlich spannend und fruchtbar, weil von hier Verständnisbrücken zu anderen medizinischen Denksystemen, so auch zur Chinesischen Medizin, geschlagen werden können. Das tat ich auch, im Unterricht und in dem umfangreichen Skript. Ich bekam dafür sehr viele positive Rückmeldungen von den StudentInnen und sie setzten mir den Floh ins Ohr in diesem Stil ein Biochemiebuch zu schreiben. Der Bacopa-Verlag gab mir grünes Licht, was für mich eine grosse Unterstützung bedeutete. Als ich mit dem Biochemiebuch begonnen hatte, wurde mir schnell klar, dass so ein Buch auch für NaturwissenschaftlerInnen interessant sein sollte. Ich wollte die Idee aber erst Mal von dieser Seite prüfen lassen. Es kam zu einem Gespräch mit dem renommierten Biochemiker Gottfried Schatz. Durch seine scharfsinnigen Fragen wurde schnell klar, dass ich vor der Querdiskussion die Begrifflichkeiten genauer definieren musste. Was meinen wir in der Chinesischen Medizin mit Energie? Was ist ein Organ, was ist Blut usw. Wenige Tage nach diesem Gespräch war offensichtlich, dass ein Glossar nicht ausreichte, die Begrifflichkeiten verständlich zu machen. Ich musste vorher ein anderes Buch schreiben: ein Lexikon der Chinesischen Medizin, das möglichst am Bekannten anknüpft, an den vertrauteren naturwissenschaftlichen Vorstellungen, das aber gleichzeitig in die Vielschichtigkeit der Chinesischen Medizin hineinführt. Die Sprache sollte einfach sein, denn die Themen sind ja sehr komplex und die Denkweise fremd.

Wäre die Form eines Sachbuches nicht angemessener gewesen, um der Komplexität der Zusammenhänge gerecht zu werden? Warum hast Du die Form des Lexikons gewählt?

Es ist richtig, dass die Zusammenhänge in einem Sachbuch leichter entwickelt und aufgefaltet werden können. Wir haben ja einige sehr gute Fachbücher zur Chinesischen Medizin, auch in deutscher Sprache. Das Taschen-Lexikon Chinesische Medizin ist als Ergänzung und Zwischenstufe dazu zu verstehen. Ich wollte ein Buch machen, in dem ich bei den Begriffen einhaken kann und von dort her die Zusammenhänge aufrolle. Das hat nicht nur den Vorteil, rasch etwas nachschlagen zu können. Ich kann auch an jeder beliebigen Stelle einsteigen und je nach Fragen und Interesse dem eigenen Pfad folgen. Und weil die Begriffe ja nicht inhaltlich sondern alphabethisch aufeinander folgen, springen mir häufig Begriffe neben-, oben-, untendran zufällig ins Auge. Das sind oftmals anregende Überraschungen, an denen ich gerne hängen bleibe und ein Weilchen umher mäandere. Ich persönlich mag diese Art zu lesen sehr, ich bin ein ausgesprochener Lexikon-Fan. Ich habe übrigens in dem Einleitungssteil des Taschen-Lexikons ein kleines Kapitel für newcomer der Chinesischen Medizin geschrieben: Lernpfade im Taschenlexikon Chinesische Medizin. Darin werden Suchbegriffe oder einzelne Abschnitte aus der Einführung in einer bestimmten Lesefolge vorgeschlagen. Die LeserInnen werden so Schritt für Schritt zu zentralen Überlegungen und Begriffen der Chinesischen Medizin geführt.

Warum hast Du einen so ausführlichen Einleitungsteil voran gestellt? Das ist aussergewöhnlich für ein Lexikon.

Umso mehr ich mich mit den Begriffen auseinandersetzte, desto mehr fehlte mir das geschichtliche und kulturelle Umfeld, aus dem ja die Chinesische Medizin hervorging und hervorgeht. Ich entschloss mich deshalb dem eigentlichen Lexikon eine ausführliche Einleitung voran zu stellen, in der ich unter anderem die Geschichte Chinas, die philosophischen Wurzeln und wichtige Werke der Chinesischen Mediin anspreche. Auch eine Gegenüberstellung der Denksysteme von Naturwissenschaftlicher und Chinesischer Medizin findet dort ihren Platz.

Im Hauptteil gibt es immer wieder blau gedruckte erzählerische Passagen. Worum geht es da?

Ich hab diese Abschnitte Kommentare genannt. Ich entwickle darin verschiedene Hypothesen und Assoziationen. Titel sind zum Beispiel Blasenentzündungen durch Emotionen, Redewendungen für die Diagnose, Ursprungs-Qi, Enzyme und Hormone oder Die Entwicklung im Mutterleib als Wiedergeburt. In vielen Kommentaren werden Verschiedenheiten und Parallelen zwischen naturwissenschaftlichen und chinesisch-medizinischen Aussagen zur Diskussion gestellt. Ausserdem sind für mich einige der Kommentare inhaltliche Keimzellen für das nun folgende Biochemiebuch.

Zur Person
Petra Kamb studierte Biologie, Chinesische Medizin, Shiatsu, Traditionelle Europäische Naturheilkunde und Homöopathie. Sie arbeitet in ihrer Luzerner Praxis für Komplementäre Therapie mit westlichen Kräutern, Pilzkonzentraten, Nahrungsmitteln, Schüssler Salzen und Shiatsu. Sie gibt Kurse und hält Vorträge, u.a. aus den Bereichen Diätetik, Schüssler Salze und Chinesische Medizin. Publikationen: Praxisbuch Nahrungsmittel und Chinesische Medizin (Co-Autorin), BACOPA 2009. Taschen-Lexikon Chinesische Medizin, Fachbegriffe und Zusammenhänge verstehen, BACOPA 2013.
www.petrakamb.ch. buecher@petrakamb.ch.
Quelle: yin yang Journal der SBO TCM Schweiz, Juni 2014

---------------------------------

"Dieses Buch ist besonders für TCM-Studenten in den ersten Jahren ihrer Ausbildung geeignet. Das schnelle Auffinden der Begriffe und die leicht verständliche Sprache erleichtern das Vertrautwerden mit der Nomenklatur und Denkweise der TCM. Ich kann das Buch allen Studienanfängern aber auch interessierten Laien - insbesondere aus dem Gesundheitswesen - empfehlen."
Dr. Kiki Sulistyo-Winarto, Lehrbeauftragter für Chinesische Medizin und Chinesische Physiotherapie an der Universität Witten/Herdecke und für Akupunktur an der Universität Bochum

---------------------------------

*** Sehr geehrte Damen und Herren

Gerne gebe ich Ihnen eine Rückmeldung auf das bei Ihnen herausgegebene Buch Praxisbuch. Westliche Heilkräuter und Chinesische Medizin von U. von Blarer Zalokar und P. von Blarer.
Erstmals: Grossen Dank! Auf so ein Buch habe ich schon lange gewartet! Es ist verständlich geschrieben und gut erklärt. Es fragt sich, ob es bei den Pflanzenporträts wirklich nötig ist, bei den Eigenschaften jeweils sowohl das Fremdwort wie die dt. Übersetzung zu erwähnen. Das könnte man evtl. tabellarisch an den Anfang des Kapitels setzen. Aber da es sich ja um ein Lehrbuch handelt, ergibt sich daraus evtl. ein erwünschter Repetitionseffekt (?). Layouttechnisch finde ich das Buch sehr schön und angenehm gestaltet, sehr übersichtlich, sehr sorgfältig! im positivsten Sinne: unaufgeregt.
Einzig beim Korrektorat gibt es ein paar Mängel, die mir auf die Schnelle aufgefallen sind. Da macht sich wohl meine dformation professionelle bemerkbar (entschuldigen Sie):
S. 10, 2. Spalte, 18. Zeile: Da sollte es Pyrrolizidin-Alkaloide heissen (es fehlt ein i).
S. 17, 1. Spalte fünfunterste Zeile: nach Pflanzen" resp. vor sowie kommt kein Komma.
S. 17, 2. Spalte, Abschnitt TCM-Wirkung der schleimstoffhaltigen Pflanzen: Ab der 3. Zeile sollte es bis am Schluss des Abschnitts eliminierend, kühlend, ausleitend usw. heissen.

Preis-Leistungs-Verhältnis: o.k. (Klar wäre es schön, es wäre günstiger, aber die Auflage ist, nehme ich an, ja nicht so gross und die Produktionskosten sind hoch, ich weiss.)

Zum Schluss nochmals ganz herzlichen Dank für das wundervolle Buch ich habe riesige Freude daran!

Freundliche Grüsse
Agathe S.

---------------------------------

*** "Shambhala kocht" im WKO Magazin Unternehmerin 04/2013 auf Seite 2
Quelle: http://media.wko.at/blog_id/Flashbook/FiW/unternehmerin_201304/#/2

---------------------------------

*** Beitrag von meinbezirk.at, 03.12.2013
SCHIEDLBERG. Im Bacopa-Verlag sind soeben zwei neue Bücher erschienen: Selbstheilung mit der Akupressurmatte. Geheimtipp für Rücken- und Stressgeplagte sowie das Taschen-Lexikon Chinesische Medizin.....
Quelle: http://www.meinbezirk.at/steyr/magazin/gesundheitsbuecher-aus-schiedlberg-d774445.html

---------------------------------

*** Beitrag von Elvira Bierbach über das Buch: Grundlagen der Traditionellen Europäischen Naturheilkunde
Quelle: Zeitschrift für Phytotherapie 5/2013, Seite 229

---------------------------------

*** "Am 6. August 2013 fand im Konfuzius Forschungsinstitut China (China Confucius Research Institute) in Qufu, Provinz Shandong, ein für das Konfuzius-Institut an der Universität Wien ganz besonderes Ereignis statt. Gemeinsam mit dem vom Staatsrat der Volksrepublik China eingerichteten Institut im Geburtsort von Kongzi wurde das Buch Konfuzius sagte präsentiert. Es handelt sich dabei um eine neue Übersetzung samt Interpretation und Illustrationen von Zitaten des großen Philosophen, die vom wissenschaftlichen Leiter des Instituts Liu Xubing und Wang Jing, der chinesischen Leiterin des Konfuzius-Instituts an der Universität Wien, mit einem Team angefertigt worden war. In einer feierlichen Zeremonie wurde das Buch vorgestellt. Als Gastredner und Rednerinnen sprachen u.a. der Direktor des Instituts, der Vizebürgermeister von Jinan und die Leiterin des Österreichischen Kulturforums an der Österreichischen Botschaft in Peking. Der Vorsitzende des Aufsichtsrates des Konfuzius-Instituts an der Universität Wien Professor Schrammel erhielt als erster die Buch-Neuerscheinung. Im Anschluss wurde in der Ausstellungshalle des Instituts eine große Fotoausstellung über Österreich und Wien eröffnet, zu der Professor Trappl als österreichischer Direktor des Konfuzius-Instituts eine Einführung hielt...."

Hier einige Links zu chinesischen Pressemeldungen zur Buchpräsentation in China:
http://www.confucius.gov.cn/Item/2161.aspx
http://www.dzwww.com/sqds/jining/201308/t20130807_8735627.htm
http://culture.people.com.cn/n/2013/0806/c172318-22462096.html
http://media.china.com.cn/dfcm/2013-08-06/23168.html
http://www.chinanews.com/cul/2013/08-06/5128146.shtml
http://news.sohu.com/20130806/n383493599.shtml
http://news.hexun.com/2013-08-06/156839346.html
http://www.kaixian.tv/R2/n1856151c7.shtml
http://www.xyw.gov.cn/html/wenhua/wenhuarenwu/201308/06-85765.html
http://news.xinmin.cn/world/2013/08/06/21381064.html
http://www.cqn.com.cn/news/whpd/zjsh/qt/751679.html
http://www.taiwan.cn/wh/dswh/wtyw/201308/t20130806_4554163.htm
http://www.zswh.gov.cn/gov/ShowArticle.asp?ArticleID=39220
http://www.xue163.com/358/10027/3584578.html
http://www.sczjw.cn/hotnews/201308/20365.html
http://www.dfdaily.com/html/8731/2013/8/6/1047420.shtml
http://www.jx.chinanews.com/2013/0806/502293.html
http://www.artsbj.com/Html/news/zhzxzx/wx/187271.html
usw.

---------------------------------

*** Vorwort zum Buch: Konfuzius sagte......Deutsch/Chinesisch
Prof. Richard Trappl, Wien im April 2013
"Wenngleich die primären Aufgaben der Konfuzius-Institute darin bestehen, die moderne chinesische Sprache zu vermitteln und Aktivitäten zur Vorstellung der chinesischen Kultur zu organisieren, sollte es doch nicht zu unerwartet sein, sich auch mit dem Gedankengut von Kongzi in der latinisierten Form: Konfuzius auseinanderzusetzen. Und dazu ist es einmal notwendig, den ursprünglichen Text des Luyu Die Worte des Konfuzius- in die Landessprache zu übersetzten. Angesichts zahlreicher Übersetzungen auch ins Deutsche, allen voran jene von Richard Wilhelm, könnte man fragen, was mit dem vorliegenden Buch erreicht werden sollte. Nun: zum einen zeugt dies vom ständigen Interesse, zu jeder Zeit und aus verschiedener Perspektive, den Text des Lunyu immer wieder neu zu erschließen, sehr wohl in Kenntnis der existenten Übersetzungen. Zum andern richtet sich jede Übersetzung und Kommentierung zunächst auch an ein spezifisches Publikum. Der vorliegende Band stellt zentrale Aspekte der Gedanken von Konfuzius vor, wobei die Übersetzung ins Deutsche nicht nur mit Einleitung, Kommentar und Anmerkungen versehen ist, sondern auch wichtige Wörter in chinesischen Schriftzeichen mit Hanyu Pinyin Transkription versehen sind, aufgelockert durch Illustrationen.
Es gereicht dem Konfuzius-Institut an der Universität Wien zur besonderen Ehre, dass dieses Buch ein weiterer Baustein in der Kooperation mit dem Konfuzius-Forschungsinstitut in Qufu ist. Interkulturelle Kontakte auf akademischer und edukativer Ebene sind ein unverzichtbares Mittel, in der heutigen und morgigen Welt Konflikte zwischen Nationen und Kulturkreisen bestmöglich zu vermeiden oder wenigstens zu vermindern und die Schönheiten anderer Kulturen vorzustellen. Der Bedeutung Chinas im 21. Jahrhundert Rechnung zu tragen, bedeutet auch, sich mit Chinas kulturellem Reichtum auseinanderzusetzen. In der heutigen schnelllebigen, globalisierten Welt mögen sich viele fragen, warum man sich mit einem Philosophen auseinandersetzen sollte, der vor 2500 Jahren gelebt hat. Es darf gehofft werden, dass sich für die Leserin oder den Leser des vorliegenden Buches nach der Lektüre diese Frage nicht mehr stellt.
Es geht nicht darum, dass die Lehre des Kongzi der Welt des 21. Jahrhunderts ein konkretes politisches Modell bieten sollte oder könnte. Aber die Ansprüche des Philosophen an ein ethisches Handeln mögen uns anregen, in unserer eigenen Realität adäquate Fragen nach ethischem Handeln zu stellen und aus interkultureller Wertschätzung heraus nach Wegen zu suchen, dieses tian xi - diese Alles, was uns Menschen unter dem Himmel geliehen ist - mit Verantwortung und Respekt zu verwenden. Dem Lernen kommt nach Konfuzius zentrale Bedeutung zu. Lernen in der heutigen Welt kann nur als ständiger interkultureller Prozess praktiziert werden, wenn das alte chinesische Ideal einer harmonischen Welt angestrebt werden sollte. So idealistisch dies auch sein mag, so sinnvoll ist es zumindest, mögliche Wege dahin auszuloten. Das Lunyu ist einer der Wege. Ungeachtet, wie positiv oder kritisch man der konfuzianischen Lehre gegenübersteht, ist die Auseinandersetzung mit dem Lunyu ein essentieller Zugang zum Verständnis der chinesischen Kultur. Das Konfuzius-Institut an der Universität Wien versteht sich als eine von unzähligen Brücken von und nach China. Das vorliegende Buch möge als eine unter vielen anderen Gebrauchsanweisungen zum Beschreiten der Brücken nach China dienen."

---------------------------------

*** Beitrag von meinbezirk.at, 21.05.2013
Neues Buch Austria China auf Chinesisch
"Der Bacopa-Verlag stellt Österreich von A bis Z für chinesische Leser vor.
SCHIEDLBERG. Zu den Neuheiten im Bacopa-Verlag, der mittlerweile mehr als hundert 100 Bücher herausgebracht hat, ist ein Buch über Österreich auf Chinesisch." Sabine Thöne
http://www.meinbezirk.at/steyr/wirtschaft/neues-buch-austria-china-auf-chinesisch-d574535.html/action/lesen/1/recommend/1/

---------------------------------

***Austria - China auf Chinesisch, Bacopa Verlag 2013
http://www.tips.at/zeitungneu/?ausgabe=Steyr&page=zeitung.php?page_id=280&ausgabe=TIS

---------------------------------

*** Folgendes Schreiben erhielten wir über den Umweg durch Frau Dr. Zuzana Sebkova-Thaller zugesandt und worüber wir uns natürlich sehr freuten:

"Liebe Zuzana!
Gerne darfst du meine Begeisterung über den Bacopa Jubiläumsband an den Verlag weitergeben!
Es gibt jede Menge netter Sinnspruchbüchlein, aber keines fand ich in der Auswahl und Gestaltung so klar und eindrücklich und überzeugend - gerade durch seine Schlichtheit!
Das Buch liegt bei uns beim Esstisch und immer wieder schaut jemand aus meiner Familie hinein und wundert sich, wie zutreffend die zufällig aufgeschlagene Seite doch für ihn ist..."
Herzlichst
Lisa Ruzicka, Deutschland

---------------------------------

*** Rezension des neuen Buches von Dr. Ploberger: "Das Grosse Buch der Westlichen Kräuter aus Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin" in der Deutsche Heilpraktiker Zeitschrift 5.2011 auf Seite 66

---------------------------------

*** Aktuell finden Sie in der Pharmaceutical Tribune 14/2011 auf Seite 7 eine Rezension des neuen Buches von Dr. Ploberger: "Das Grosse Buch der Westlichen Kräuter aus Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin"
Das große Buch der Westlichen Kräuter aus Sicht der TCM

"Die TCM boomt im Westen wie nie zuvor. War es anfangs noch die Akupunktur, die faszinierte, so finden sich mittlerweile immer mehr Anhänger der traditionellen chinesischen Phytotherapie. Ein 5000 Jahre alter Schatz an Pflanzenwissen, den im Westen freilich nur wenige Kundige heben können. Einer davon ist DR. FLORIAN PLOBERGER Arzt und profunder Kenner der Chinesischen und Tibetischen Medizin. Er hat nicht nur die chinesische Rezepturlehre studiert, sondern verfügt auch über fundierte Kenntnisse europäischer Heilpflanzen. Ganz abgesehen vom rechten Feingefühl und einer unendlichen Geduld, um sich die konplexe Materie zweier Medizinsysteme anzueignen.
Mit Recht weist der Autor auf die Problematik "importierter" Heilmethoden hin, die - aus ihrem kulturellen und natürlichen Kontext herausgerissen - zu vielen Fehlinterpretation führen können. Dies gilt besonders für die tradiierte Pflanzenmedizin, die ja auf den Erfahrungen mit Gewächsen der natürlichen Umgebung aufbaut. Chinesische Ärzte sind oft erstaunt, warum sich Westler auf chinesische Heilkräuter kaprizieren, wo wir doch selbst eine enorme Fülle an hochwirkamen heimischen Kräutern haben. Diese vertrauten Kräuter werden durch das Buch Plobergers plötzlich neu und spannend, wenn sie nämlich nach den Kriterien der TCM beschrieben werden.
Ein kulturmedizinischer Brückenschlag, der das Beste zweier Systeme zu einem sinnvollen, anwendbaren Ganzen zusammenfasst. 230 heimische Kräuter werden in einer kurzen, prägnanten Kräutermonographie beschrieben, dazu gibt es eine Fülle an Rezepturen, geordnet nach den Syndromen der TCM. Dabei sorgt die traditionelle chinesische Zusammenstellung von Kaiser-, Minister-, Offiziers- und Botschaftskraut in einer Rezeptur für deren energetische Aufgewogenheit und Verträglichkeit. Die Erläuterungen zu den Kräutern in jeder einzelnen Rezeptur ermöglichen dem Anfänger einen Einstieg in die Materie, dem Studierenden bietet das Buch systematisch geordnetes Wissen und dem Profi dient es schließlich als Nachschlagwerk mit vielen überraschenden Tipps für die Praxis. Besonders wertvoll auch die angeführten energetischen Kontraindikationen von vermeintlich harmlosen Kräutlein und Wurzeln." SCH

---------------------------------

*** "Florian Ploberger legt mit diesem umfangreichen Nachschlagewerk eine bahnbrechende Übersetzungsleistung vor. Anhand der Kriterien der TCM und gestützt auf europäische Kenntnisse klassifiziert er mehr als 200 westliche Kräuter nach Geschmack, thermischer Wirkung und der Organzuordnung. Dazu gibt Ploberger eine Einführung sowohl in die Kräuterkunde der TCM als auch in die Kunst der Zubereitung und der verschiedenen Therapieformen der TCM. In einem eigenen Kapitel führt er eine Reihe von Rezepturen für Syndrome der TCM an und übersetzt die Rezepte in westliche Kräutermischungen. Ausführliche Indexe ergänzen das Buch, das lesbar geschrieben ist und daher sowohl als eine Einführung als auch Grundlage für eigenständiges Arbeiten verwendet werden kann. Vorausgesetzt ist für diesen Fall allerdings eine gute Kenntnis der Diagnostik der TCM, da viele Angaben sonst weitgehend nicht nachzuvollziehen sind. Die Abbildungen der Pflanzen, die aus alten Kräuterbüchern stammen, vervollständigen auf ästhetisch ansprechende Weise die umfangreichen Informationen.
Ploberger gibt mit diesem Band eine Zusammenfassung seiner langjährigen Beschäftigung mit Kräuterrezepturen der TCM und ihren westlichen Äquivalenten - als Arzt, TCM-Lehrer und Kräuterkundiger. Dabei geht es um viel mehr als nur um die Beschreibung von Pflanzen - denn Medizin-Systeme beinhalten sehr viel Informationen über Menschenbild und Gesellschaft, in der sie entstanden sind. Mit dem Buch betritt Ploberger deswegen nicht nur medizinisch in vieler Weise Neuland, sondern leistet auch einen gewichtigen Beitrag zur interkulturellen Verständigung. "
Ploberger, Florian, Das Grosse Buch der Westlichen Kräuter aus Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin Bacopa Verlag, Schiedlberg/Österreich, 2011, 580 Seiten, über 200 Abbildungen, gebunden, ISBN-10: 3901618635, ISBN-13: 978-3901618635, 69.-
aus: Christiane Thoms, Redaktion Deutsche Heilpraktiker Zeitschrift, MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG

---------------------------------

*** Einige Beiträge, Interviews und Buchrezensionen von Dr. Florian Ploberger finden Sie u. a. auf der Webseite von Pharmaceutical Tribune unter: www.pharmaceutical-tribune.at und wenn Sie dort den Suchbegriff Ploberger eingeben

---------------------------------

*** Interview mit Dr. Ploberger
Westliche Kräuter in der TCM. Zurück zu den Wurzeln
Wien Nachdem die TCM hierzulande einen großen Boom erlebte, macht sich in den letzten fünf Jahren ein interessanter Trend bemerkbar: Heimische Kräuter werden zunehmend gerne verschrieben, nachdem sie auch noch um ein Viertel günstiger als die chinesischen sind. MT sprach beim diesjährigen internationalen TCM-Kongress Tao der Lebenskraft in Vösendorf mit Dr. Florian Ploberger über die unterschiedlichen Ansätze der östlichen und westlichen Kräutertherapie.

MT: Sind chinesische Kräutern wirkungsvoller als westliche?
Dr. Ploberger: Das würde ich nicht sagen. Phytomedizin ist eine Erfahrungsmedizin und die chinesische hat der westlichen gegenüber den Vorteil, dass die Kräuter präziser beschrieben werden und dadurch präziser anwendbar sind. Bei vielen Krankheitsbildern der chinesischen Medizin haben wir derart gute westliche Kräuter, dass man auf die chinesischen komplett verzichten kann. Ausnahmen sind die so genannten Qi- oder Blut-Tonics mit Ginseng, Angelicae Sinensis oder Rx. Astragali diese Kräuter können wir nicht 1:1 durch westliche Kräuter ersetzen.

MT: Können somit Rezepte auch vorwiegend aus westlichen Kräutern zusammengestellt werden?
Dr. Ploberger: Ich mache das bereits und etliche andere TCM-Ärzte auch. Westliche Kräuter haben den Vorteil, dass sie für Patienten kostengünstiger sind nämlich ein Viertel vom Preis. Außerdem sind die Menschen hier damit vertrauter, weil sie die Kräuter kennen oder sie sogar in ihrem eigenen Garten haben.

MT: Wie man an den vielen Enschlackungs-, Entspannungs-, Frauen-, Nerventees usw. sieht, gibt es einen großen Markt in diese Richtung wie sehen sie diese Entwicklung?
Dr. Ploberger: Hier besteht der große Unterschied. Aus der Sicht der chinesischen Medizin werden nicht Einzelkräuter, sondern Kräuterkombinationen verschrieben. Das hat den Vorteil, dass man so gut wie keine Nebenwirkungen hat, weil man dramatisch wirksame Kräuter mit solchen kombiniert, die Nebenwirkungen mildern. Die Stärke der chinesischen Medizin liegt ja darin, dass Rezepturen individuell zusammengestellt werden. Da gibt es nicht nur das eine Schlafkraut oder das PMS-Kraut. Tees, die zur Entschlackung oder zum Schlafen angeboten werden, decken nicht alles ab, manchmal wird es funktionieren und manchmal nicht. Das optimale Vorgehen ist, den Patienten zu diagnostizieren und die dementsprechende Therapie vorzuschlagen.

MT: Gibt es eine Ausbildung für westliche Kräuter aus der Sicht der TCM?
Dr. Ploberger: Es gibt keine Ausbildung mit offiziellen Diplomen und Abschlüssen. Österreich ist hier noch relativ weit hinten. Die Schweiz ist uns da schon weit voraus, dort gibt es ein sehr hohes Grundwissen sowie Diplome für die Therapie West.

MT: Welche TCM-Ausbildung ist sinnvoll?
Dr. Ploberger: Man muss sich bewusst sein, dass der Weg in die chinesische Medizin und Philosophie nicht in zwei Wochenenden abzuhandeln ist. Die Chinesische Diagnostik und Arzneimitteltherapie ist die fundierteste Ausbildung auf sehr hohem Niveau mit abschließendem Diplom der Ärztekammer. In diesem Lehrgang ist die ganze Pharmakologie vertreten Pflanzen, Mineralien sowie gewisse Tierprodukte.

MT: Woher beziehen Apotheken chinesische Kräuter, ist die Qualität überall gleich gut?
Dr. Ploberger: Es gibt nur minimale Unterschiede, es gibt zwei bis drei gute Kräuterimporteuere, die die Apotheken beliefern. Diese gewährleisten, dass keine Pestizide etc. vorkommen.

MT: Wie erklären sich die zunehmend höheren Preise der letzten Jahre?
Dr. Ploberger: Das liegt an den sehr strengen und hohen Qualitätskontrollen, die Preise sind um rund ein Drittel angestiegen.

MT: Wie stehen Sie zu Granulaten?
Dr. Ploberger: Ich mache Traditionelle Chinesische Medizin traditionell bedeutet, es gibt keine Granulate, weil das eine Entwicklung des 20. Jahrhunderts ist. Der Vorteil der Kräuter gegenüber Granulaten ist, dass sie individuell zubereitet werden können. Nachdem es sich um Mischungen und nicht um Einzelkräuter handelt, kann man Wurzeln z.B. rösten oder mit Honig sowie Essig zubereiten. Außerdem wird die Mischung längere Zeit gekocht, dabei wirken die verschiedenen Kräuter aufeinander. Granulate werden einfach nur in Wasser aufgelöst und können nicht individuell zubereitet werden. Jedoch haben Granulate natürlich ihre Vorteile: Sie sind praktisch für den Apotheker, weil sie weniger Platz brauchen und nicht verderben sowie auch für den Verbraucher einfacher zu handhaben. Daher werden sie sicherlich weiterhin Zukunft haben. Für Kräuter braucht man Fachkräfte und Platz, sie sind zeit- und arbeitsaufwändiger sowie geruchsintensiver.

MT: Das heißt, Apotheken kochen vermehrt Dekokte für ihre Klienten?
Dr. Ploberger: Es gibt vermehrt Apotheken, die das fertige Dekokt als Service anbieten. Dieser Trend hat sich langsam entwickelt, weil immer mehr Pharmazeuten Ausbildungen in chinesischer Phytotherapie absolviert haben. Hintergrundwissen ist absolut notwendig, z.B. müssen Wurzeln oder einige Früchte längere Zeit gekocht werden, während man Blütenblätter nur ziehen lässt. Auch wenn der Klient selber kocht, muss es ihm gut erklärt oder sogar einzeln abgepackt werden.

MT: Wie viele Apotheken bieten TCM bereits österreichweit an?
Dr. Ploberger: Als ich vor 15 Jahren mit der TCM begonnen habe, waren es acht, derzeit sind es 45, und es kommen ständig welche dazu. Es gibt aber immer wieder Apotheken, die damit beginnen und bald wieder aufhören, weil sie die TCM als Modeerscheinung sehen und aus finanziellen Gründen auf den Zug aufspringen. Zum Glück setzt sich jedoch die Qualität durch, d.h. Apotheker, die das gerne machen und Fachkenntnisse haben. Die Zusammenarbeit zwischen Arzt und Pharmazeuten funktioniert dann auch sehr gut.

Interview: Eliana Crisafulli
Quelle: http://www.pharmaceutical-tribune.at/dynasite.cfm?dssid=4170&dsmid=100982&dspaid=827905#dstitle_827908

---------------------------------

*** Ploberger Florian, Titel: Tibetische Medizin mit der ISBN: 978-3-901618-17-8
"Aufgrund der ansprechenden optischen Gestaltung des Buches und der profunden sachlichen Darlegung durch Florian Ploberger lädt das Werk ein, sich umfassend über das uralte Heilsystem der Tibetischen Medizin zu informieren. Der Autor ist Allgemeinmediziner, spezialisiert auf Traditionelle Chinesische Medizin, und verbrachte einige Zeit in Tibet, Nepal und Indien, um sich vor Ort ein Bild über die Heilkultur zu machen. Ploberger versucht, durch allgemein verständliche Informationen (*Tibet - Landeskunde*, *Geschichte der traditionellen Tibetischen Medizin*) einen günstigen Einstieg in diese sehr komplexe Thematik zu ermöglichen. Es folgen zahlreiche Kapitel über die zentralen Aspekte der Tibetischen Medizin, wie etwa *Die vier Tantras der Medizin*, *Die Körpersäfte*, *Die sieben körperlichen Grundstoffe*, *Erkrankungen des Geistes*, *Die Juwelenpillen* oder das *Medizin-Buddha-Mandala*. Thematisiert werden ebenso die Diagnoseverfahren sowie eine Beschreibung des traditionellen Tibetischen Krankenhauses in Lhasa. Abgerundet wird das Werk durch die ausführlichen, sehr persönlich geführten Interviews mit tibetischen Ärzten. Bemerkenswert ist auch der Umstand, dass der Dalai Lama persönlich das Vorwort verfasst hat. Darin schreibt er, dass der Autor *sowohl informative als auch überaus brauchbare Erkenntnisse darlegt. Zweifellos wird dieses Buch für alle, die die Tibetische Medizin studieren wollen, von großem Interesse sein, aber auch der allgemeinen Leserschaft Gelegenheit bieten, diesen wertvollen und einzigartigen Aspekt des tibetisch kulturellen Erbes schätzen zu lernen."
aus: Ursache & Wirkung, Nr. 54/2006, Rezensentin: Christina Pieringer
http://www.ursache.at/website/output.php?uw=1872&idcontent=1225&somany=30&keywords=ploberger

---------------------------------

*** Wien/Schiedlberg, 09.06.2007
"Grundlagen der Tibetischen Medizin erschienen
Bacopa-Verlag veröffentlicht Bücher über traditionelle asiatische Medizi
R E Z E N S I O N - Der österreichische Bacopa-Verlag hat wieder zwei neue Bücher zum Thema Ethno-Medizin herausgebracht. Beim Werk "Grundlagen der Tibetischen Medizin" handelt es sich um eine Übersetzung des englischen "Fundamentals of the Tibetian Medicine", das der Men-Tsee-Khang - das ist die Schule für tibetische Medizin und Astrologie in Dharamsala/Nordindien - herausgegeben hat. In der Anthologie "Fernöstliche Heilkunst: Mode/Trend/Hilfe?" geht es um Einführungen in die verschiedenen Therapien der östlichen Heilkunst und deren Analyse."
Quelle: Portalseite der Ärzte in Kaiserslautern und Umgebung
http://www.aerzte-kaiserslautern.de/News/Region/2007_06.php4?ID=09

*** Grundlagen der Tibetischen Medizin erschienen
Bacopa-Verlag veröffentlicht Bücher über traditionelle asiatische Medizin
" Wien/Schiedlberg (pte006/09.06.2007/10:05) - R E Z E N S I O N - Der österreichische Bacopa-Verlag https://bacopa.at hat wieder zwei neue Bücher zum Thema Ethno-Medizin herausgebracht. Beim Werk "Grundlagen der Tibetischen Medizin" handelt es sich um eine Übersetzung des englischen "Fundamentals of the Tibetian Medicine", das der Men-Tsee-Khang - das ist die Schule für tibetische Medizin und Astrologie in Dharamsala/Nordindien - herausgegeben hat. In der Anthologie "Fernöstliche Heilkunst: Mode/Trend/Hilfe?" geht es um Einführungen in die verschiedenen Therapien der östlichen Heilkunst und deren Analyse.

Das tibetische Medizinsystem ist eine der ältesten traditionellen medizinischen Lehren der Welt. Es ist ein integraler Teil der tibetischen Kultur und hat sich über viele Jahrhunderte lang weiterentwickelt. Man nimmt sogar an, dass die Ursprünge dieser medizinischen Traditionen bis auf die Anfänge der menschlichen Zivilisation zurückgehen. Das Verständnis von Gesundheit und Krankheit basiert in der tibetischen Gesellschaft auf dem Heilsystem Buddhas. Die wichtigsten Aspekte seiner Lehren werden in den vier Tantras der Medizin ausführlich dargelegt. "Im Gegensatz zu einer rein rationalen Lebenseinstellung, die den Menschen zur Maschine reduziert, lehrt der Buddhismus, dass der Mensch aus Körper und Geist besteht. Die tibetische Heilkunst beruht daher auf einer integrierten, ganzheitlichen Sichtweise." Krankheit weise daher auf ein dynamisches Ungleichgewicht verschiedener psychologischer und kosmophysischer Elemente hin, das auf zwei Arten verursacht werden könne: nämlich durch entfernte oder durch unmittelbar wirksame Ursachen.

Das Buch geht nicht nur auf die Krankheitsursachen ein, sondern beschreibt auch die Diagnosen und Therapien. "In der tibetischen Medizin ist das Verständnis für die Natur des Geistes wesentlich ausgeprägter als in der westlichen. Die rein körperlichen Funktionen sind in der tibetischen Medizin deutlich weniger genau erkundet als in der westlichen. Ohne beide Richtungen zu mischen und ohne eine der anderen vorzuziehen, sollten beide Lehren zur Vertiefung des gegenseitigen Verständnisses zusammenarbeiten. Damit kann die Wirksamkeit beider Heilmethoden verstärkt werden", schreibt der Dalai Lama im Nachwort.

Das zweite Buch: "Fernöstliche Heilkunst: Mode/Trend/Hilfe?" geht auf Veranstaltungen zurück, die die Herausgeber Klaus Zapotocky und Irmgard Wintgen-Samhaber an der Universität Linz organisiert haben. Dabei werden die Traditionelle Chinesische Medizin TCM, ebenso vorgestellt wie Ayurveda und die Ethno-Medizin von Tibet und Thailand. In einem separaten Beitrag wird ein kurzer Einblick in das Heilwissen Lateinamerikas und einheimisches altes Heilwissen gegeben. Das Buch bietet eine gut verständliche Einführung in das Denken der jeweiligen traditionellen Therapie. Dabei finden sowohl Laien als auch Eingeweihte bisher nicht beachtete neue Ansätze und Anwendungsmöglichkeiten."
Aussender: pressetext.austria
Ansprechpartner: Wolfgang Weitlaner
Quelle: http://www.pressetext.com/news/20070609006


*** "Dieses Buch vermittelt einen tiefen Einblick in die tibetische Medizin.
Das Jahrhunderte alte Wissen der Tibeter um Heilung ist untrennbar mit buddhistischen Werten verbunden. Die religiöse Grundeinstellung des Arztes, insbesondere sein Mitgefühl, nimmt einen zentralen Stellenwert ein. Mittels Kräuter und Mineralien, aber auch durch die Anwendung von Astrologie und spiritueller Praxis werden Kranke geheilt. Früher wurden lediglich einzelne, auserwählte Mönche in tibetischer Medizin unterrichtet oder das Wissen wurde innerhalb von Familien von Generation zu Generation übertragen.
Erst seit wenigen Jahrzehnten wird auch Laien und Nicht-Tibetern ein Zugang zu diesem fundierten Wissen gewährt. Heute wird tibetische Medizin nur von wenigen autorisierten Menpas (tibetische Ärzten) weltweit praktiziert. Im vorliegenden Buch wird dieses alte Heilsystem anschaulich erläutert. Persönliche Erfahrungen, Interviews mit zeitgenössischen, tibetischen Ärzten sowie Abbildungen tibetischer Thankas (tibetische Malereien) runden den Inhalt ab."
Quelle: Padma Forum
http://www.padmaforum.at/front_content.php?idartlang=119&idart=119&idcat=7

***Qigong-Klassiker neu aufgelegt

Dr. Josephine Zöller: Das Tao der Selbstheilung
Bacopa 2009, 400 Seiten, 35 Euro, ISBN 978-3-901618-64-2

Das lange Zeit vergriffene Buch von Josephine Zöller, der Pionierin des Qigong in Deutschland, ist wieder erhältlich. Dankenswerterweise hat der Bacopa Verlag Das Tao der Selbstheilung neu herausgegeben.

Nun sollte niemand bei dieser Neuauflage etwas Neues erwarten, denn außer dem Format, Layout und Umschlag hat sich nichts geändert. Nach dem Vorwort unter anderem mit der Schilderung erstaunlicher Qigong-Phänomene, die die Autorin bei Vorführungen selbst miterlebt hat, führt Josephine Zöller in Qigong ein. Der Hauptteil des Buches beginnt mit den theoretischen Grundlagen, es folgen dann eine Vielzahl von Übungen, die detailliert beschrieben werden.

Zuerst kommen Übungen in körperlicher Ruhe (darunter der Kleine Kreislauf und die Sechs heilenden Laute), dann folgen Übungen mit körperlicher Bewegung: die Zehn Meditationen aus dem Berge Wu Dang, die Acht Brokat Übungen (im Sitzen und im Stehen), der Atem des Drachen, das Jingang Qigong und die Achtzehnfache Methode der Übung. Bei den anschließenden Übungen mit körperlicher Fortbewegung führt die Autorin unter anderem Das Spiel der Fünf Tiere und das Neue Qi Qong von Frau Guolin sowie spezielle Übungen für die Krebstherapie an.

Die Übungen sind ausreichend ausführlich beschrieben und illustriert, sofern jemand gute Qigong-Erfahrungen mitbringt. Es gibt sicherlich Qigong-Bücher, die diesbezüglich viel ausführlicher sind, allerdings beinhalten diese dann nur wenige Übungen. Josephine Zöller legt bei den Beschreibungen viel Wert auf Jiegong und Shougong, auf die vorbereitenden und die abschließenden Übungen, die die gesamte Übung erst richtig zur Geltung kommen lassen.

Fazit: Das Buch richtet sich nicht an AnfängerInnen, sondern an diejenigen, die sich ernsthaft für Qigong interessieren. Diese sollten den Klassiker ihr eigen nennen können.
(Helmut Oberlack)
Quelle: http://www.tqj.de/Rezensionen/qigong/buch/qigongbuch.html


*** Fernöstliche Heilkunst: Mode-Trend-Hilfe?
Zapotoczky Klaus/Wintgen-Samhaber Irmgard (Hrsg.)
ISBN:978-3-901618-19-2
Medical Tribune, 20. Juni 2007

*** Rene Tischhart: Therapeutische Magnetanwendungen. Ein praktischer Ratgeber für Therapeuten und Laien
116 Seiten, fabrige Abb., geb.
ISBN: 978-3-901618-37-6
Kärntner Ärztekammer, 4/2011
Therapeutische Magnet-Anwendungen
Ein praktischer Ratgeber für Therapeuten und Laien
"Der Autor gliedert das gut übersichtliche Buch in drei Teile:
Im 1. Teil berichtet er über allgemein Wissenswertes über Magnetismus.
Im 2. Teil werden physikalische und biophysikalische Grundlagen näher erörtert. Wie ist ein Magnet aufgebaut, die unterschiedliche Bedeutung der Pole oder die Beeinflussbarkeit des Grundsystems durch Magneteinwirkung.
Den 3. Teil widmet der Autor ausführlich den therapeutischen Magnet-Anwendungen: die Anwendung von Permanentmagneten zur Triggerpunkt-Behandlung und auch zur Magnetbehandlung einzelner Muskeln.
Dabei wird mit zahlreichen Skizzen und Fotos die Anwendung von Magneten an Muskelketten, am Diaphragma und in der Reflexzonentherapie und Akupunktur aufgezeigt.
Anschließend wird auf die Bedeutung der Magneten in der Störfeldtherapie, bei der Akupunktmassage und auch in der AK und im Shiatsu eingegangen.
Insgesamt ein empfehlenswertes Buch für Ärzte und Therapeuten, dass vor allem durch die zahlreichen erklärenden Darstellungen zum Therapieren einlädt!"
Dr. Karin Hamböck


*** Miriam Wiegele: Geschichten von Blumen und Kräutern. Ein Märchenbuch für Jung und Alt
184 Seiten, 4-farb. Fotos und Zeichnungen, geb.
ISBN: 978-3-901618-54-3
Regelmäßige Beiträge aus diesem Buch im:
Landwirtschaftliches Wochenblatt, Hessen, Rheinland-Pfalu und BM agrar, Landwirtschaftliches Wochenblatt, Organ des Landesbauernverbandes in Baden-Würthemberg

*** Qigong als therapeutische Begleitung
Alexandra Tschom, Jumin Chen, Wolfgang Seiringer: Therapeutisches Qi Gong. Die Kunst der Arbeit mit dem Qi Qi Gong als therapeutische Begleitung
Bacopa 2008, 253 Seiten, EUR 29, ISBN 978-3-901618-44-4
Das Buch ist so vielschichtig wie sein Titel, im Positiven wie leider auch im Negativen. Denn bis zum Schluss ist mir unklar geblieben, an wen es sich richtet, was es sein will: kulturphilosophische Betrachtung, Lehrbuch für Qigong-TherapeutInnen, Fachbuch für eine bestimmte Sparte der TCM oder einfach eine Anregung für intensiv Praktizierende? Dem Vorwort entnehme ich, dass es der Autorin um die Fülle des tradierten Wissens und auch um den ernsthaften Umgang damit geht. Letztlich scheint dies Buch eine Einladung und Ermutigung für eine vorgebildete Fachleserschaft zu sein, Qigong als Übungstherapie in Abgrenzung zu anderen behandelnden TCM-Verfahren zu etablieren.

Alexandra Tschom, Magister der Philosophie, Lehrtrainerin der IQTÖ, lernt Taijiquan, Qigong und chinesische Medizin seit 1989, die Fülle dieser Erfahrungen ist beim Lesen spürbar. Die Co-Autoren sind ihr Lehrer Chen Jumin, dessen Beitrag sie charmanterweise in unredigiertem Deutsch-Chinesisch ließ, und der Arzt Dr. Wolfgang Seiringer.

Verwirrend ist ein recht unkritisches Gemisch westlich-wissenschaftlicher Sprache in dem offensichtlichen Wunsch, sprachlich ein ähnlich subtiles Tasten, Erahnen und Spüren anzuregen, wie wir es beim Qigong praktizieren. Klar definierte Begriffe wie Substanz, Essenz, Information, Kraft werden nebeneinander gestellt und zum Beispiel einmal im Sinne von Qi, ein anderes Mal im Sinne von Jing benutzt.

Wenn man sich in die Sprache von Alexandra Tschom hineingelesen hat, wird deutlich, dass sie bemüht ist, uns zu einem möglichst bildhaften und ganzheitlichen Verständnis davon zu führen, wie krankmachende Einflüsse sich dem Qi-System einprägen.

Ab Kapitel zehn werden noch einmal alle Organfunktionskreise aufgelistet und nach den zuvor genannten Kriterien der Anwendung wird eine wirklich interessante Fülle an Hinweisen aus der Praxis stichpunktartig aufgelistet. Auch einzelne bewegte Organ-übungen werden mit Bildern von Chen Jumin vorgestellt.

Die Darstellung der Meridianverläufe am Ende des Buches ist ästhetisch ansprechend und entspricht der offenen Idee von Spüren und Strömen die Meridiane werden mit einem schwungvollen, breitfließenden Pinselstrich skizziert , ist aber für die konkreten therapeutischen Hinweise, die den großen zweiten Teil des Buches ausmachen und sich häufig auf einzelne Punkte beziehen, nicht wirklich hilfreich. Wie schon im Teil über die fünf Elemente, wo auf jede bildhafte Darstellung verzichtet wird, müssen sich die LeserInnen ganz auf die verbalen Erklärungen verlassen.

Insgesamt hätte ich der Autorin, die uns an einem breiten Fachwissen teilhaben lässt, ein intensiveres Lektorat gewünscht. Denn auch in der Gestaltung häufen sich manche Unklarheiten. Insgesamt ist dies Buch ein mutiges und spannendes Unterfangen. LeserInnen mit guten Vorkenntnissen werden gewiss fruchtbare Vertiefungen finden und Gelegenheit, ihre eigenen Einschätzungen an denen der Autorin zu überprüfen und umgekehrt.
(Dietlind Zimmermann)
Quelle: http://www.tqj.de/Rezensionen/qigong/buch/qigongbuch.html

*** Hans-Peter Sibler: Stärkendes Qigong: Yi Jin Jing
Bacopa 2007, gebunden, 164 S., 29 Eur[D]/29 Eur[A], ISBN 978-3-901618-40-6
Hans-Peter Sibler übt seit mehr als 30 Jahren Taijiquan und Qigong und sein bereits 1994 erschienenes Buch über Yijinjing stieß auf großes Interesse. Über zehn Jahre lang war es nicht mehr erhältlich, doch nun ist es im Bacopa Verlag neu und überarbeitet aufgelegt worden.
Es ist mehr als nur ein Buch, in dem eine Qigong-Art vorgestellt wird. Natürlich nehmen die 24 Übungen, die der Autor ausgesucht hat und schön bebildert vorstellt, den größten Raum ein, doch seinen Charme machen einerseits das sehr schöne, luftige Layout und andererseits Klaus-Peter Siblers Art, das Drumherum zu beschreiben, aus.

Mit Drumherum meine ich die ersten vier Teile, in denen er den Hintergrund des Yijinjing und wesentliche Begriffe erklärt sowie Hinweise zum Üben gibt. Seine nette und freundliche Art, mit der er die Bedeutung des ernsthaften Übens erläutert und dabei zum spielerischen und stressfreien Umgang mit den vorgestellten Übungen auffordert, macht das Lesen zum Vergnügen.

Im fünften Teil kommen dann die Übungen dran. Jede wird mit einem großen Farbfoto eingeleitet, das Übende von jung bis alt in Alltagssituationen zeigt. Allein dadurch wird das Üben alltäglich. Die Übungen selbst sind nicht sehr kompliziert, gut erläutert und bebildert. Es gibt mitunter für Fortgeschrittene einen extra Hinweis auf die Atmung, und für jede Übung gibt der Autor die wesentlichen Wirkungen an.

Mit einer schönen Idee endet das Buch: 24 Kärtchen, für jede Übung eine, mit dem Farbfoto auf der Vorder- und einer Kurzanleitung auf der Rückseite. Sie können herausgetrennt und als Übungshilfe leicht überall hin mitgenommen werden, so wie ein Kartenspiel.
Fazit: Schön, dass es das Qigong-Buch von Hans-Peter Sibler wieder gibt.
(Helmut Oberlack)
Quelle: http://www.tqj.de/Rezensionen/qigong/buch/qigongbuch.html


*** Gottfried Renz: TRADITIONELLE CHINESISCHE MEDIZIN - Übersichtswerk für Ausgebildete 2. Auflage
"SHAMBALA Rezension:
"Dem Bacopa Verlag ist mit der von uns zu rezensierenden Veröffentlichung ein Haupttreffer gelungen. Der Verlag, der sich in den letzten Jahren sehr spezifisch und feinsinnig auf seriöse Fachliteratur verlegte, hat auch diesmal sein Gespür für das Gute unter Beweis gestellt.
Die auf den ersten Blick ein wenig verwirrende grafische Aufbereitung des Materials eröffnet dem interessierten Leser ab dem zweiten Leseversuch eine im wahrsten Sinne des Wortes geniale Arbeit. Dem Autor ist es tatsächlich gelungen, auf 8 A3-formatigen Tafeln eine komplette Übersicht über die Basis der TCM zu erarbeiten. Es stimmt, dass diese komprimierten Informationen und Übersichten nur für ein bereits ausgebildetes Fachpublikum erfassbar sind; und für ein solches sind diese Tafeln auch gedacht.
Ein kleiner Tipp: Lassen Sie sich durch das Äußere dieser Veröffentlichung nicht abhalten, den Inhalt zu prüfen - es lohnt sich wirklich!! Sehr zu empfehlen!"