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*** *** Seriöse Informationen vom ROBERT KOCH INSTITUT zum Coronavirus SARS-COV-2:
https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/nCoV.html


*** *** PA des Österreichische Dachverbandes für ärztliche Ganzheitsmedizin zum 2. Österreichischen Tag der Ganzheitsmedizin (10. Juli 2019)

Komplementärmedizin in Österreich: Trotz großer Erfolge und vieler Anwender massiv unter Druck

Anlässlich des 2. Österreichischen Tages der Ganzheitsmedizin warnen Komplementärmediziner vor einer Bedrohung der Zukunft komplementärmedizinischer Verfahren und deren Diskriminierung durch Player des Gesundheitssystems. Sie fordern eine stärkere Präsenz in der universitären Lehre und Forschung, damit Österreich nicht international den Anschluss verliert. Komplementärmedizin auf hohem Qualitätsniveau sollte allen Bevölkerungskreisen zugänglich gemacht werden, was eine zunehmende Übernahme komplementärer Verfahren in den Honorarkatalog der Krankenkassen voraussetzt auf einem Honorarniveau, das dem in der Komplementärmedizin üblichen hohen Zeit- und Zuwendungseinsatz entspricht. Im Sinne der bestmöglichen Behandlung von Patienten sei ein faires Miteinander zwischen Schul- und Komplementärmedizin im Sinne einer Ganzheitsmedizin anzustreben.

Wien, Mi., 10. Juli 2019 Gegenwärtig ist die Komplementärmedizin in Österreich trotz ihrer hohen Akzeptanz in der Bevölkerung, der großen Zahl ärztlicher Anwender und ihrer nachweisbaren medizinischen Erfolge massiv unter Druck geraten. Ihre Zukunft ist bedroht, sagt Univ.-Prof. Dr. Michael Frass, Präsident des Österreichischen Dachverbandes für ärztliche Ganzheitsmedizin, anlässlich des 2. Österreichischen Tages der Ganzheitsmedizin (10. Juli). Gegenüber der Öffentlichkeit wurde zuletzt intensiv durch abgestimmte Aktionen unterschiedlicher Player im Gesundheitssystem suggeriert, dass die Erfolge komplementärmedizinischer Interventionen ausschließlich Placebo-Effekte seien. Damit kann der falsche Eindruck einer Wirkungslosigkeit komplementärer Verfahren entstehen.

Österreich droht international den Anschluss zu verlieren

Auch auf manchen Universitäten verstärke sich derzeit eine für die Komplementärmedizin problematische Stimmung. Ein Beispiel dafür ist, dass an der MedUni Wien seit Jahren bestehende Vorlesungen zu Disziplinen der Komplementärmedizin nicht mehr angeboten werden: Das Fehlen qualifizierter Informationen für Studierende über Komplementärmedizin kann sich negativ auswirken, warnt Prof. Frass. Die Unkenntnis der Heil- und Gegenanzeigen komplementärer Behandlungen kann zum Beispiel zu unerwünschten Wechselwirkungen zwischen unterschiedlichen Therapien führen.

Österreich drohe hier international den Anschluss zu verlieren, so Prof. Frass. In Deutschland zum Beispiel wird gegenwärtig in der Universität Tübingen ein Lehrstuhl für Komplementärmedizin eingerichtet. In der Schweiz ist Komplementärmedizin ein Teil der Pflichtausbildung im Medizinstudium, außerdem gibt es eine Reihe von komplementärmedizinischen Wahlpflichtfächern.

Faires Miteinander im Sinne der Patienten statt ungerechtfertigter Diskriminierung

Anstelle einer ungerechtfertigte Diskriminierung der Komplementärmedizin wünscht sich Prof. Frass im Sinne der bestmöglichen Behandlung von Patientinnen und Patienten ein faires Miteinander zwischen Schul- und Komplementärmedizin im Sinne einer Ganzheitsmedizin. Dies umso mehr, als derzeit bereits 15 unterschiedliche komplementärmedizinische Ärztekammer-Diplome angeboten werden, die insgesamt von vielen Tausenden Ärztinnen und Ärzten absolviert wurden. Prof. Frass: Ein zentraler Punkt bei der Sicherung von Qualität und Kompetenz ist die Beschränkung der Anwendung ganzheitsmedizinischer Methoden auf Ärztinnen und Ärzte. Nur sie verfügen auch über eine profunde akademische und praktische Ausbildung auf der Basis der Schulmedizin und können sicherstellen, dass Krankheiten nicht übersehen oder nötige Therapien verschleppt werden.

Zunehmende Übernahme komplementärer Verfahren in den Honorarkatalog der Krankenkassen

Bereits 70 bis 80 Prozent der österreichischen Bevölkerung, das zeigt eine Umfrage, bevorzugt eine Kombination aus Schul- und Komplementärmedizin. Ein Ziel ist es, Komplementärmedizin allen Bevölkerungskreisen zugänglich zu machen. Das setzt die zunehmende Übernahme komplementärer Verfahren in den Honorarkatalog der Krankenkassen voraus auf einem Honorarniveau, das dem in der Komplementärmedizin üblichen hohen Zeit- und Zuwendungseinsatz entspricht.

In der Schweiz z. B. sind Krankenkassen per Gesetz verpflichtet, Behandlungskosten für Akupunktur, Anthroposophische Medizin, Homöopathie, Phytotherapie und Traditionelle Chinesische Medizin zu übernehmen die Kostenübernahme geht jedoch bei vielen Versicherungen weit darüber hinaus.

Verstärkte Präsenz an den Universitäten Immer bessere Präsenz durch Forschung

Angesichts der hohen Nachfrage und der vielfältigen Angebote komplementärmedizinischer Leistungen sei eine verstärkte Präsenz der Komplementärmedizin an den Universitäten besonders wichtig. Wissenschaftliche Studien zu komplementären Verfahren können in der Realität nur im universitären Setting durchgeführt werden. Prof. Frass: Es bedarf einer ausreichenden Finanzierung und Unterstützung komplementärmedizinischer Studien im universitären Bereich.

Die Ganzheitsmedizin habe wissenschaftlich nachvollziehbare Grundlagen, es gibt inzwischen eine Vielzahl von Studien über komplementärmedizinische Verfahren, sagt Prof. Frass: Wir bemühen uns um eine immer bessere Evidenz durch Forschung, doch dafür brauchen wir geeignete Strukturen und eine Basis für die Forschungsfinanzierung, die leider völlig fehlt. In Deutschland zum Beispiel fließen Medienberichten zufolge nur 0,01 Prozent der insgesamt in der Medizin eingesetzten Forschungsgelder in Studien zur Komplementärmedizin.

Aktuelle Evidenz und neue Forschungsergebnisse

Den aktuellen Forschungsstand wird das demnächst im Springer Verlag erscheinende 1.100-Seiten- Werk Integrative Medizin Evidenzbasierte komplementärmedizinische Methoden (Hg.: Micheal Frass, Lothar Krenner) 1) aufzeigen, in dem umfangreiche Studien-Referenzen angeführt sind.

Einige aktuelle Forschungsergebnisse:

Eine heuer publizierte Studie (doppelblind, randomisiert, Placebo-kontrolliert) aus Indien zum Thema Schlafstörungen mit 60 Teilnehmern zeigt, dass eine individualisierte homöopathische Behandlung signifikant bessere Ergebnisse gegen Schlafprobleme erzielt als eine Placebo-Behandlung. 2)

Obwohl die Akupunktur seit mehr als 2.500 Jahren angewendet wird, um die Heilung verschiedener Krankheiten und Störungen zu unterstützen, sind die Grundlagen ihrer Funktionsweise, zum Beispiel des Meridiansystems, nicht eindeutig geklärt. Eine Studie aus Österreich gibt jetzt Hinweise darauf, dass Akupunkturpunkte doch nicht bei Gefäßnervenbündeln liegen. Die Autoren fanden Gefäßnervenbündel, von denen angenommen wurde, dass sie 80 Prozent der Akupunkturpunkte ausmachen, nur in wenigen Akupunkturpunkten. Dies widerspreche der Theorie, dass Akupunkturpunkte nur entlang der Nervenkanäle liegen. Die Studienautoren sind deshalb nicht mehr davon überzeugt, dass einzig das Konzept der Funktion des Akupunktursystems über neuronale Reflexe gültig ist. 3)

Mehr Platz in der universitären Ausbildung

Der Komplementärmedizin müsse aber auch in der universitären Ausbildung mehr Platz eingeräumt werden, so der Präsident des Dachverbandes. Es ist an der Zeit, dass an österreichischen Universitäten Professuren für Komplementärmedizin eingerichtet werden, wie es dem hohen Stellenwert dieser Methoden in der Gesundheitsversorgung schon lange entspricht und auch international üblich ist.

Die Komplementärmedizin ist ein wichtiger Teil eines modernen diagnostischen und therapeutischen Angebots, sie ist wirksam und kostengünstig bei der Vorbeugung und Behandlung chronischer Erkrankungen, sagt Prof. Frass.

Unter Komplementärmedizin wird ein breites Spektrum von Disziplinen und Behandlungsmethoden zusammengefasst, die auf anderen Modellen der Entstehung von Krankheiten und deren Behandlung basieren als jene der Schulmedizin. Die Palette umfasst völlig unterschiedliche Methoden von Akupunktur und Neuraltherapie über Homöopathie und Manualmedizin bis hin zu Ayurveda und Traditioneller Chinesischer Medizin (TCM).

1) https://www.springer.com/de/book/9783662488782
2)
2) James Michaela et al.: Efficacy of individualized homeopathic treatment of insomnia: Doubleblind, randomized, placebo-controlled clinical trial; Complementary Therapies in Medicine 43 (2019) 5359
3) Norbert Maurer et al.: Anatomical Evidence of Acupuncture Meridians in the Human Extracellular Matrix; Evidence-Based Complementary and Alternative Medicine Vol. 2019, Article ID 6976892; https://doi.org/10.1155/2019/6976892

Medienkontakt: B&K Bettschart&Kofler Kommunikationsberatung; Mag. Roland Bettschart; 06766356775; bettschart@bkkommunikation.com


*** *** Erster Nobelpreis für TCM!
Medizinnobelpreis 2015 für neue Therapien gegen Infektionskrankheiten erging u. a.an die
Chinesin Youyou Tu (geb. 1930; Chinesische Akademie für traditionelle chinesische Medizin) für die Entdeckung des Artemisinin-Wirkstoffs gegen Malaria.
Nach Angaben der WHO erkrankten alleine im Jahr 2013 weltweit 198 Millionen Menschen an Malaria. 584.000 Patienten starben an der Tropenkrankheit, 90 Prozent von ihnen in Afrika.
Das von ihr und ihrem Team entdeckte Mittel zur Behandlung von Malaria ist "ein Geschenk der traditionellen chinesischen Medizin an die Menschen der Welt", sagte Youyou Tu.
Über 2.000 alte Arzneimittelrezepturen wurden untersucht und auf 640 Rezepturen reduziert. Letztlich konzentrierte sie sich auf die chinesische Beifußpflanze Qinghao aus der dann das Extrakt gewonnen wurde.
Dieser Nobelpreis ist ein Meilenstein für die weltweite Anerkennung der Traditionellen Chinesischen Medizin.


*** *** Medizin im Umbruch

AutorInnen, ReferentInnen und Freunden der BACOPA stellten wir im Frühjahr 2014 zwei Fragen zum Themenkreis "Medizin im Umbruch"

A) Seit 2009 hat die alternative Medizin z. B. in der Schweiz ihren Platz in der Bundesverfassung gefunden, wurde mit 67% Ja vom Volk angenommen und laut einer Untersuchung der Carstens-Stiftung liegt die Akzeptanz und Anwendung komplementärmedizinischer Arzneimittel in Deutschland mittlerweile bei ca. 75% und in Österreich ähnlich hoch. Was sagen Sie dazu?

B) Wie sehen Sie die Entwicklung der Komplementärmedizin in Österreich in den kommenden Jahren?

Hier können Sie die Antworten lesen, die uns zugesendet wurden.
Die Reihung hier erfolgte nach deren Eintreffen.
Stand, 1. September 2014

Wenn Sie uns zu diesen Fragen Ihre Meinung senden möchten, dann bitte per Mail an verlag@bacopa.at und wir veröffentlichen sie hier.
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A) "Da die Komplementärmedizin den Menschen als Gesamtheit betrachtet, untrennbar mit seiner Umwelt verbunden, und auf lang tradierter Erfahrung beruht, wird dieses Medizinsystem in unseren Breitenkreisen immer mehr an Bedeutung gewinnen. Und dies sicherlich zum Wohle der Patienten, aber auch zum Wohle der mit diesen Methoden arbeitenden Therapeuten und Ärzte.
Dazu noch eine Anmerkung: Natürlich gibt es Begriffe wie Komplementärmedizin, Schulmedizin, TCM, Tibetische Medizin etc. Doch eigentlich gibt es nur eine Medizin: nämlich jene Medizin, die dem Wohle der Menschen dient.
B) Die Komplementärmedizin besitzt in Österreich, auch was die Forschung auf diesem Gebiet angeht, im Bereich von Universitäten, aber auch in Institutionen außerhalb der Universitäten, einen großen Stellenwert. Ich bin optimistisch, dass in Zukunft alternativ medizinische Methoden noch zunehmend an Bedeutung gewinnen können. Positiv lässt mich auch in die Zukunft blicken, dass die Studierenden der Medizinischen Universität Wien mit regem Interesse an der regelmäßig stattfindenden Ringvorlesung Komplementärmedizin teilnehmen."
Dr. med. Florian Ploberger, Wien


A) "Natürlich finde ich es schade, dass komplementäre Verfahren in Österreich kaum von den gesetzlichen Kassen abgedeckt werden. Für eine Akupunkturbehandlung, die bis zu einer Stunde dauern kann, bekommen die Patienten in Tirol ca. 12 refundiert. Anderseits kostet eine 5-minütige Untersuchung beispielsweise an der chirurgischen Ambulanz 85, oder ein Wirbelsäulenröntgen über 100 (mit ebenfalls 5min. Befundungsaufwand) was zur Gänze von der Kasse gezahlt wird. Viele Kassenuntersuchungen werden bekanntlich auch ohne therapeutischen Nutzen einfach so durchgeführt; das Geld wäre in vielen Fällen in komplementären Behandlungen besser angelegt. Ganz zu schweigen von den enormen Kosten von Operationen, die in vielen Fällen durch fundierte Ganzheitsmedizin vermieden werden könnten.
B) Eine große Entwicklung sehe ich in den nächsten Jahren nicht, die Patienten werden weiterhin daran Interesse haben, und die offiziellen Medizininstitutionen werden die Komplementärmedizin weiterhin maximal auf Sparflamme betreiben. Ich sehe das Hauptproblem aber auch in der Qualität und Tiefe vieler komplementärer Ausbildungen. Solange man das Akupunkturdiplom nach etwa 200h Ausbildung erhält, aber für den Facharzt 6 Jahre unter klinischer Supervision lernen muss, ist das eine weniger wert als das andere.... Was wir bräuchten wäre ein Facharzt für Chinesische Medizin, aber dafür benötigen wir zuerst die entsprechenden Kliniken. Einen wirklichen Umbruch wird es meiner Meinung erst geben, wenn die jetzige Kassenmedizin finanziell kollabieren wird..."
Dr. med. David Koppensteiner, Hall in Tirol


A) "Es ist anzunehmen, dass in Österreich eine ähnlich hohe Akzeptanz für Komplementärmedizin vorhanden ist. Stellt sich nur die Frage, warum es bei uns bisher nicht möglich war, eine seriöse Umfrage in die Wege zu leiten. Kann es sein, dass da jemand Angst vor dem Ausgang der Umfrage hat?
B) Es gibt zwar zunehmend Ärzte in Österreich, die eine Ausbildung in komplementärmedizinischen Methoden abschließen. Dennoch muss man sagen, dass vor allem im ländlichen Bereich der Bedarf an Ärzten, die Methoden wie Homöopathie, TCM, etc. anbieten, wenig bis gar nicht gedeckt wird. Es gibt sicher mehrere Gründe, warum die Zahl der Alternativmediziner bei uns eher stagniert. So wäre es zu wünschen, dass die Ausbildung der komplementärmedizinischen Methoden mit einem Facharzttitel abgeschlossen werden kann und nicht wie jetzt, nur mit einem Diplom. Außerdem wäre zu wünschen, dass bereits im Rahmen des Medizinstudiums Vorlesungen zu den jeweiligen komplementärmedizinischen Methoden verpflichtend ins Curriculum integriert werden sollten. Vielleicht könnte das die Compliance der schulmedizinischen Ärzteschaft diesen Methoden gegenüber verbessern. Sehr zu wünschen wäre, dass ähnlich wie in der Schweiz die Krankenkassen zumindest eine Teilerstattung der anfallenden Kosten für den Patienten übernehmen. Zusätzlich braucht es seriöse Informationen über ebenso seriöse Medien für den Patienten über die Art und Leistungen der verschiedenen Methoden, um deren Compliance und auch Zahlungsbereitschaft zu stärken."
Miriam Wiegele, Weiden bei Rechnitz


A)"Die Schweiz hat mit ihrem Modell einen wichtigen Schritt in Richtung Anerkennung komplementärmedizinischer Methoden gemacht. Nur: Vertreter der Alternativmedizin in Österreich und Deutschland sollten nicht auf eine ebensolche Anerkennung warten, sondern auch die Gegenseite, die schulmedizinische und politische Seite, verstehen. Es liegt an uns, an den Vertretern alternativer Methoden, unseren Beruf und unsere Stilrichtung so klar und professionell wie möglich zu positionieren. Für mich als Shiatsu Praktiker bedeutet das: Was kann Shiatsu wirklich? Wo ist Shiatsu im Rahmen eines umfassenden medizinischen Systems am besten angesiedelt? Welche Rolle kann Shiatsu in einem solchen System übernehmen? Können wir diese Rolle beweisen? Haben wir Statistiken, Kooperationsmodelle, Verhandlungsbereitschaft? Haben wir eine starken Berufsverband? Denn nicht nur die Schulmedizin kann von der Alternativmedizin lernen. Auch die Alternativmedizin kann von der Schulmedizin lernen. Erfolgt eine Annäherung von beiden Seiten, kann eine fruchtbare wie konstruktive Zusammenarbeit mit einem gemeinsamen Ziel entstehen: Den Mensch in seiner Gesamtheit in den Mittelpunkt zu stellen und ihm jeweils das geeignetste Mittel anbieten zu können, das ihm bei seinem Heilungsprozess unterstützt.
B) Wie sich die Komplementärmedizin entwickelt, liegt an der Komplementärmedizin. Meine Meinung: Es würde den alternativen Methoden nicht schaden, sich etwas vom latent doch spür- baren Ich-kann-alles-heilen-Ego zu verabschieden. Jede Methode hat ihren Schwerpunkt und ihre Stärken. Wo genau liegen nun diese Schwer- punkte, diese Stärken? Was oft fehlt, ist ein klares Profil, auch, weil es innerhalb vieler Stilrichtungen enormen Interpretationsspielraum gibt. In meiner Stilrichtung reicht dieser Spielraum von sanfter Berührung zur Selbstfindung bis hin zu direkter klinischer Arbeit in Rehazentren. Das macht es sehr schwierig solche Methoden in ein medizinisches System zu integrieren, denn wann soll ein Arzt nun jemanden zu einer/m Shiatsu PraktikerIn schicken? Oder zu einem/r Ayurveda- TherapeutIn? Oder zu einer Klangschalen-Session? Es herrscht Unklarheit. Das betrifft auch die KlientInnen: Welche Methode kann mir bei welchen Problemen am besten helfen? Schärfen wir unser Profil, professionalisieren wir unseren Auftritt, wird uns der Raum gegeben, den wir uns verdient haben: Ein zentraler Pfeiler für Schulmedizin und KlientInnen zu sein, wenn es um spezifische Gesundheitsfragen geht."
Mike Mandl, Wien


A) "Auch in Österreich wird das Gesundheitssystem reformiert werden müssen, immer mehr Versicherungen inkludieren bereits Heil und Krankenbehandlungen mit den Methoden der TCM. Es wird sich das Gesundheitssystem an die Nachfrage der Patienten orientieren müssen.
B) Sowohl die Schulmedizin und die komplementäre Medizin haben ihren Stellenwert. Das Optimum für die Patientenbetreuung ist in der Ergänzung , Wertschätzung und gegenseitigen Akzeptanz beider Schulen zu erzielen. Deshalb muss auf der einen Seite die Ausbildung, das Spektrum für interessierte Therapeuten ausgebaut werden und auf der anderen Seite ein breiter Zugang für die Wissensvermittlung aller komplementärmedizinisch Interessierten ermöglicht werden."
Dr. med. Christoph Sellner, Wien


A) "Aus den alltäglichen Begegnungen mit Laien und Fachkundigen ist das angeführte statistische Ergebnis nicht nachvollziehbar und erinnert eher daran, dass Umfragestatistiken generell eine markante Fragwürdigkeit anhaftet. Mann/Frau hat kaum Unterscheidungswissen oder authentische Information zu den naturheilkundlichen Möglichkeiten, kann sich auch meist ganz simpel jene Behandlungen nicht leisten, welche von den Krankenkassen nicht bezahlt werden und hat in den wenigsten Fällen die eine oder andere Erfahrung mit einer entsprechenden Anwendung gemacht. Assoziiert werden zu diesen Themen fast ausschließlich Homöopathie und gelegentlich Akupunktur od. Ä. Selbst die Hausmittel der vorigen Generation sind großteils vergessen, und die neo-esoterische Deformierung der heilkundlichen Angelegenheiten hat in den vergangenen Jahrzehnten dem Verständniszugang (und der Praxis) tiefe Wunden geschlagen. Glücklicherweise sind Begriffe wie Natur und Umwelt modern geworden, was mitunter eine positive Haltung zu einer vagen Idee von Naturheilkunde fördert, in der alltäglichen Praxis sich jedoch kaum niederschlägt und wenn, dann oft in grotesker Form. Unter den Fachleuten sind wenige zu finden, welche die einfachsten Kräuter (wie Salbei, Rosmarin, Löwenzahn) effektiv einzusetzen gelernt haben, und schon die Erwähnung von Heilkräutern oder der vorsichtig geäußerte Wunsch des Patienten solche einzusetzen wird immer noch meist belächelt. Die Naturheilmittelhersteller hatten noch nie so schwere Zeiten (nicht zuletzt wegen des eigentlich unwissenschaftlichen Wirkstoffaberglaubens), und genau genommen ist es hierzulande schon gefährlich geworden, nur zu sagen: Kamille hilft bei Bauchweh. Hier erinnert man sich wohl des alten Spruches: Der Niedergang einer Kultur zeigt sich darin, dass die Menschen ihre Heilkräuter vergessen. Und, dass das Vergessen hier weit mehr gefördert wird als ein Erinnern ist offensichtlich. Zu dem ist unter anderem die auffallende Terminologie ein Schlüssel obwohl dies nicht auf- zufallen scheint: Dr. Rudolf Steiner hat Anfang des vorigen Jahrhunderts die aufkeimende Begriffssituation in Worte gefasst in der Bemerkung: Es gibt keinen dümmeren Begriff, wel- cher heute modern wird, als den Begriff Natur- heilkunde. Denn was wäre es denn sonst? Das war noch im Bewußtsein der damaligen Ärzte selbstverständlich dass der Mensch als natürliches Wesen eben auch mit natürlichen Mitteln gesundet wird. Heute haben sich Begriffe wie Alternativmedizin od. Komplementärmedizin eingeschlichen und verankert, obwohl sie absurd sind und den Verständnisweg zur eigentlichen
Idee der Heilkunst versperren. Denn zu was sollte denn etwas alternativ oder komplementär sein? Zur Medizin? Es gibt aber in der Natur nichts Alternatives zur Medizin, denn wie Paracelsus so klar schrieb die Arznei ist das Höchste. Derselbe schreibt allerdings auch: Der Arzt muss seinen Grund in der Natur haben. Hier sind also offenbar zentrale Begriffe verrückt. Vergleichbar wohl der grotesken Modernität des Wortes bio, worauf ein Jeder eigentlich fragen müßte: Ja was sollte es denn anderes sein als lebendig? Ist das eine so und das andere anders? Wie ist dann das andere überhaupt hierher zu uns gekommen? Wie können wir es wieder los werden? In diesem Sinne lassen Sie uns das Beste hoffen!"
Peter Hochmeier, Lembach


A) "Die verschiedenen Formen der Komplementärmedizin sind fixer Bestandteil des 21.Jh. Die Bereitschaft der Bevölkerung diese anzuwenden ist, wie zahlreiche Studien belegen, sehr hoch. Mir ist es dabei wichtig, dass all jene die diese Methoden verwenden eine solide Grund-Ausbildung haben. Nur dann können Sie die Grenzen und Chancen der Methoden richtig einschätzen
B) Die Gesundheitsversorgung in Österreich befindet sich in einem deutlichen Umbruch. Inwieweit sich dies auf die Durchführungsberechtigung komplementärmedizinischer Leistungen auswirken wird ist dzt. nicht abzuschätzen. Eine Vergütungsmöglichkeit komplementärmedizinischer Leistungen ist bedingt durch den Engpass der finanziellen Ressourcen eher nicht zu erwarten."
Prof. Dr. Andrea Zauner-Dungl, Gars am Kamp


A) "Ich kann mir durchaus vorstellen, dass diese Zahlen stimmen. Es kommt natürlich darauf an, was man alles unter den Begriff Komplementärmedizin zusammenfasst. Wenn es nur komplementärmedizinische Maßnahmen sein sollen, die von der Ärztekammer als wirksam eingestuft werden und somit auch offiziell von Ärzten durchgeführt werden dürfen, dann ist der Prozentsatz wahrscheinlich nicht so hoch. Es steht aber außer Zweifel, dass viele Patienten nicht mehr nur auf die Schulmedizin vertrauen, sondern Alternativen suchen (zumindest als ergänzende Maßnahmen).
B) Ich glaube eigentlich nicht, dass es zu einer mächtigen Steigerung in der Anwendung komplementärer Methoden kommen wird, auch wenn die allgemeine Akzeptanz vielleicht noch etwas zunehmen wird. Es ist immerhin auch eine Kostenfrage für den Patienten. Es wird ja in der näheren Zukunft kaum so sein, dass die Krankenkassen Kosten bereitwilliger übernehmen werden."
Dr. med. Gabriele Kern, Kematen


A) "Die Komplementärmedizin ist ganz sicher ein fixer Bestandteil in der Gesundheitsversorgung Österreichs. Gerade bei funktionellen Störungen und bei chronischen Erkrankungen haben komplementäre Therapien sehr gute Erfolge, welche auch zunehmend in Studien nachgewiesen werden können. Die Patienten nehmen diese Therapien zunehmend in Anspruch, da die Patienten mündiger werden und genau wissen welche Therapien Sie für sich in Anspruch nehmen möchten. Ganz wichtig ist natürlich aber auch eine hohe Qualität und einen entsprechende Kontrolle bei komplementären Therapien, da der Markt in diesem Bereich boomt und man praktisch ohne Ausbildung energetische Therapien anbieten kann und für den Patienten nicht nachvollziehbar ist, wer eine gute Ausbildung hat und wer nicht. Denn gerade auch bei komplementären Therapien ist eine fundierte Ausbildung in der Schulmedizin notwendig und daher wäre eine enge Zusammenarbeit zwischen Therapeuten und Ärzten sehr wichtig. Spezielle Therapien (Akupunktur, TCM Kräutertherapie) sollten wie bisher in ärztlicher Hand bleiben.
B) Die Patienten werden zunehmend komplementäre Therapien begleitend zur Schulmedizin in Anspruch nehmen, schon jetzt haben mehr als 50% der Bevölkerung irgendwann ein komplementäres Verfahren ausprobiert und der Anteil wird sicher steigen. In Zukunft wird es normal sein, Komplementärmedizin gemeinsam mit sogenannter Schulmedizin in Anspruch zu nehmen. Gerade wir als Ärzte sollten dem Rechnung tragen und die Patienten informieren, welcher Therapien für Sie sinnvoll sind. Eine intensiver Austausch und Netzwerke zwischen Klinik, klassischen Medizinern und Komplementärmedizinern sowie Therapeuten jeder Disziplin sind unbedingt notwendig um eine ganzheitliche optimale Therapie für die Patienten zu finden."
Dr. med. Peter Aluani, Feldkirchen


A) "Ich finde die Entwicklungen in der Schweiz sehr interessant, aber ich glaube, bis so etwas in Österreich passiert ist es noch ein langer Weg. Die Strukturen sind hierzulande anders und teilweise zu festgefahren. Es fehlt wohl u.a. auch am politischen Willen hier neue Wege zu beschreiten, selbst wenn man davon ausgehen kann, dass die Akzeptanz hierzulande ähnlich hoch ist.
B) Ich sehe sie problematisch. Mediziner haben berufsbedingt weniger Zeit für Ausbildungen in komplementärmedizinischen Methoden. Und letztlich bleiben diese in der Regel eine Privatleistung, die sich immer weniger Menschen leisten können. Die Zahl der therapeutischen Methoden steigt stetig und der Markt wird immer unüberschaubarer. Über immer mehr Vertriebswege, allen voran im Internet werden Produkte, Geräte oder Therapien angeboten, die teilweise unseriös, für einen Laien aber nicht zu durchschauen sind."
Dr. med. Bernd Kostner, Wien


A) "Diese Entwicklung ist sehr positiv, denn sie zeigt, dass mehr Menschen selbst die Verantwortung für Ihre Gesundheit übernehmen und sie bereit sind, aktiv an Ihrem Heilungsprozess mitzuwirken oder vorbeugend Maßnahmen zu setzen.
B) Die Zahl der Patienten, die komplementäre Medizin in Anspruch nehmen, wird in Zukunft noch weiter steigen. Die rigorosen Einsparungsmaßnahmen im Gesundheitswesen tragen dazu bei, dass sich Patienten immer weniger mit Ihren Bedürfnissen wahrgenommen fühlen und sich nach ergänzenden Therapiemethoden umsehen. Umso wichtiger erscheint es mir, dass Komplementärmedizin von Ärzten angeboten wird, die die Sicherheit der Patienten auch im Sinne einer schulmedizinischen Diagnostik gewährleisten und eine integrative Medizin anbieten. Der vielerorts schon begonnene interdisziplinäre Dialog wird sich vertiefen und die Forschung wird dazu beitragen, dass dieser auf Augenhöhe geführt werden kann."
Dr. med. Sabine Bogner, Gallneukirchen


A) "Ich finde es wunderbar! Es ist ein Ausdruck dafür, dass viele Patienten nach mehr suchen, speziell wenn die Schulmedizin keinen Ausweg mehr weiß; aber nicht mehr nur dann, sondern immer öfter entscheiden sich die Menschen von Beginn an (z.B. bei einer banalen Erkältung oder Durchfall o.ä.) zu komplementärmedizinischen Heilmethoden. Die chinesische Medizin ist keine Wundermedizin und hat natürlich auch ihre Grenzen, jedoch sind die Ansätze ganz andere als in der Schulmedizin - z.B. bei den immer häufiger zunehmenden Schlafstörungen in unserer Bevölkerung bis hin zur Diagnose Burn out. Hier können in der TCM sehr gute Erfolge mit Hilfe der 5 Säulen (Akupunktur, chinesische Kräutertherapie, Ernährung, Entspannungsmethoden, Tuina) erzielt werden.
B) Die Komplementärmedizin hat in Österreich mit ca. 75% sicher schon einen sehr hohen Stellenwert erreicht und dieser wird - meiner Meinung nach - noch steigen! Speziell begrüßen würde ich, wenn die Akzeptanz der komplementärmedizinischen Maßnahmen (z.B. der chinesischen Heilkräutertherapie) auch unter meinen klassischen eingesessenen schulmedizinischen Kollegen erhöht werden könnte."
Dr. med. Silke Klose, Graz


A) "Auch in unserer komplementärmedizinischen Praxis, die wir seit 1992 betreiben, verzeichnen wir ein stetig zunehmendes Interesse an komplementärmedizinischen Heilverfahren. Die Patienten sind einerseits viel aufgeklärter und bringen bereits einiges an Vorwissen und persönlichen Erfahrungen mit.
B) Am Beispiel Tirol kann ich sagen, dass ca. 1/3 der niedergelassenen Ärzte ein ÄK Diplom im Bereich Komplementärmedizin inne hat. Weiters gibt es eine komplementärmedizinische Ambulanz im Krankenhaus Hall und die Komplementärmedizin im Sanatorium Kettenbrücke Innsbruck."
Dr. med. Werner Knoflach, Innsbruck


A) "Als ich vor knapp 20 Jahren begann, die Moxibustion einzusetzen gab ich den Patienten ein TCM-Video mit, da sich kaum jemand etwas darunter vorstellen konnte. Mittlerweile boomt die TCM richtig und die Menschen suchen TCM- Behandlungsmöglichkeiten im Internet. Seit einigen Jahren halte ich für Gymnasiasten im Rahmen des Biologieunterrichts (7.Klasse) einen Workshop für alternative Heilmethoden ab (der immer ausgebucht ist!). Wenn vor 5 Jahren von 17 TN 3 etwas über TCM wußten, dann war das viel. Jetzt ist es so, dass jeder Schüler/in schon selbst oder ein Familienmitglied, oder Haustier Erfahrung mit komplementären Heilmethoden hat. Also das Interesse und die Nachfrage hat sich bei uns in den letzten Jahren vervielfacht.
B) Letzte Woche kam ein Patient zu uns, der von der Universitätsklinik empfohlen wurde, mit dem Argument Schulmedizinisch kann man leider nichts mehr machen, aber ich weiß, dass es noch andere komplementärmedizinische Möglichkeiten gibt. Das wäre früher undenkbar gewesen! Ich glaube, dass die jüngere Ärztegeneration offener ist und dass es langfristig nur ein Miteinander geben kann und kein Gegeneinander mehr, nicht zuletzt, weil die Patienten es fordern."
Dipl. Coach, Gabriele Knoflach, Innsbruck


A) "Die Akzeptanz komplementärer Methoden in Österreich liegt unter den Patienten in etwa gleich hoch wie in CH und D. Inwieweit diese Akzeptanz seitens der Bevölkerung aber in eine Akzeptanz seitens des Gesundheitswesens umschlägt, hängt von verschiedenenFaktoren ab: a) Macht der Pharmaindustrie b) damit zusammenhängend Akzeptanz / Inakzeptanz kompl. Methoden durch die konventionelle Medizin (Universitätsmedizin) c) Einforderung des Rechts auf komplementäre Behandlung durch die Bevölkerung. Die Schweizer hatten ja ein Volksbegehren.
B) Die Komplementärmedizin wird im Ausmaß zunehmen, wird durch immer mehr Menschen heilbringend genutzt werden, aber an der offiziellen Inakzeptanz wird sich nicht viel ändern. Es sei denn, es käme zur Bildung eines komplementärmedizinischen Dachverbandes, der sich kontinuierlich und lautstark an die Öffentlichkeit wendet. Das ist in Österreich besonders schwierig, weil es hier seit der Nazi-Zeit keine Heilpraktiker mehr gibt. Es ist letztlich immer eine Machtfrage: Als in Deutschland in den großen Modellvorhaben (GERAC, ART 2000 bis 2006) drei Indikationen untersucht wurden, bei Kopfschmerzen die Akupunktur etwas besser als beste Schulmedizin war, bei Lumbago und Gonalgien sich die Akupunktur aber deutlich überlegen zeigte, wurden nur die beiden letztgenannten Indikationen in den Erstattungskatalog aufgenommen, aber so niedrig bewertet, dass faktisch jeder Arzt, der akupunktiert, damit ein Minusgeschäft macht. So kann man eine sinnvolle Methode auch auf kaltem Wege erledigen."
Prof. DDr. Thomas Ots, Graz


A) "Gäbe es in Österreich eine Volkabstimmung, würde die Komplementärmedizin sicher als Recht für alle angenommen! Eine optimale Versorgung der Menschen mit einer Kombination aus Schul und Komplementärmedizin, nicht nur im Krankheitsfall, sondern auch im Präventionsbereich wäre machbar! Ich bin sicher dadurch wäre sogar eine Kosteneinsparung möglich - und nicht zu Lasten der kranken Menschen.
B) Ich hoffe auf klare und vernünftige Richtlinien die Ausbildung und Ausübung betreffend. Wo liegt der ärztliche Bereich, was können andere Gesundheitsberufe beitragen? Ärztekammer und Gesundheitsministerium sind hier gefordert. Ärztinnen und Ärzte die Komplementärmedizin betreiben sollten gut und fundiert ausgebildet sein, dann können wir den hohen Anforderungen im Spannungsfeld von PatientInnenwünschen, Machbarkeit, Wissenschaft und Schulmedizin (Beispiel Multimedikation) gut gerüstet begegnen und brauchen den internationalen Vergleich nicht zu fürchten. Die Vernetzung von Komplementär und Schulmedizin wird immer besser. Komplementärmedizin in die Krankenhäuser wäre ein nächster wichtiger Schritt und auch das gibt es schon: (siehe Projekt von Dr. Thuile in Südtirol) Last but not least hoffe ich dass eine faire finanzielle Erstattungsregelung eingeführt wird, die breiteren Zugang ermöglicht, auch hier können wir von der Schweiz was lernen! Die Bevölkerung wird zunehmend ihr Recht auf freie Wahl der Behandlung einfordern. So wie eine junge Kollegin es auf den Punkt brachte: Wenn ich einmal alt und krank bin möchte ich, dass meine Ärzte was von ganzheitlicher Sicht und Kräutern verstehen! Es wird eine positive Entwicklung geben und es lohnt sich dafür einzutreten und zu arbeiten!"
Dr. med. Verena Baustädter, Wien


A) "Viele Erkrankungen lassen sich mit rein schulmedizinischen Verfahren nur unzureichend behandeln und bedürfen zumindest einer komplementärmedizinischen Begleitung. Auch ist die zunehmende Industrialisierung der Medizin mit zahlreichen negativen Aspekten verbunden. Der Patient wird in diesem Zusammenhang nicht mehr als Mensch mit all seinen Facetten wahrgenommen. Er ist Teil eines betriebswirtschaftlichen Prozesses und somit Kostenfaktor und Leistungsempfänger zugleich. Gleichzeitig wird mit seinen Beitragszahlungen dieser industrielle Komplex aufrechterhalten. Somit wird verständlich, dass an einer wirklichen Gesunderhaltung kein nachhaltiges Interesse besteht. Empathische Zuwendung ist in diesem Zusammenhang von den Beteiligten nicht mehr zu erwarten. Mit diesem Hintergrund sind die Zahlen keine Überraschung mehr. Vielmehr bestätigen sie, das die Menschen zunehmend nach Alternativen zu diesem System suchen.
B) Der Wunsch nach Komplementärmedizin zur Ergänzung der Schulmedizin kommt aus der Bevölkerung und ist als nachhaltiges Bedürfnis zu sehen. Der Anstieg der Zahlen aus zahlreichen Untersuchungen hierzu belegen dies, so dass von einem weiter steigenden Bedürfnis nach Verfahren aus der Komplementärmedizin auszugehen ist. Es ist daher auch nicht mehr von einem Trend auszugehen, vielmehr ist eine stabile Nachfrage nach komplementärmedizinischen Verfahren in den letzten Jahrzehnten entstanden."
Dr. med. Michael Strohauer, Berlin


A) "Ich sehe einerseits ein allseits wachsendes Interesse an ganzheitlichen, alternativen Methoden und Arzneimitteln, andererseits einen (gerade wieder einmal) wachsenden Argwohn seitens der Schulmedizin. Dennoch je mündiger KonsumentInnen werden, desto größer die Chance auf Akzeptanz.
B) Als gnadenlose Optimistin bin ich der frohen Hoffnung, dass zunehmend Versöhnung beiderseits (Komplementär- und Schulmedizin) passiert. Die Diskussion, ob es denn besser wäre, alternativen Konzepten den Vorzug zu geben oder doch besser klassischer Schulmedizin zu vertrauen ist ermüdend und wenig zielführend. Es wäre an der Zeit, ein Stück weiter zu gehen. Langsam sollte doch Gemeingut sein, dass klassische Wissenschaftswelten keine untermauerten Festungen mehr sind, noch dass alternative Konzepte per se die versicherte Inklusion aller zu berücksichtigender Faktoren sein können. Vielleicht geht es vielmehr um eine Versöhnung verschiedener Sichtweisen, die allesamt niemals alleine flächendeckend abdecken können, was KonsumentInnen zum guten Leben brauchen."
Dr. Alexandra Gusetti, Linz


A) "Akzeptanz und öffentliche Wahrnehmung komplementärmedizinischer Methoden unterliegen Moden und Schwankungen. Für mich ist wesentlich, dass es viele ernsthaft arbeitende TherapeutInnen gibt, die eine Methode beständig tragen und weiterentwickeln. Das ist beispiels- weise bei Homöopathie, Chinesischer Medizin und Osteopathie in Deutschland, Österreich und der Schweiz der Fall.
B) Durchaus positiv. Etliche komplementär- medizinische Methoden haben sich als seriöse, wertvolle Ergänzung zur modernen universitären Medizin erwiesen und werden entsprechend von ärztlicher und PatientInnenseite gut angenommen. Die Herausforderung für uns Ärztinnen und Ärzte besteht darin, immer am letzten medizinischen Wissensstand zu sein und dadurch für unsere PatientInnen die optimale Therapiekombination ermitteln zu können."
Dr. med. Andreas Höll, Mödling


A) "Die Entwicklung scheint verständlich, da aufgrund der höheren Lebenserwartung chronische Erkrankungen und damit korrelierend die Behandlungsdauer und die daraus resultierenden Kosten stark zunehmen. Die Schulmedizin leistet Hervorragendes auf dem Gebiet der Akutmedizin, der Chirurgie und der Infektionserkrankungen. Bei langwierigen Krankheitsverläufen ist das Ergebnis nicht mehr so befriedigend, zumal meist die Krankheit und nicht der Mensch in seiner Gesamtheit im Mittelpunkt steht. Mechanistische Reparaturprinzipien genügen diesem komplexen Anspruch nicht. Zudem wird zunehmend klarer, dass auch andere Faktoren wie Lebensumstände, äußere Einflüsse und Gefühle des Patienten die Krankheitsentstehung und Entwicklung wesentlich beeinflussen - Fakten, denen in allen großen Medizintraditionen bislang immer entsprechend Bedeutung beigemessen wurde. Außerdem erfüllen komplementärmedizinische Methoden noch einen wichtigen Anspruch - der Patient wird persönlich wahrgenommen, mit ihm entsprechend kommuniziert und erhält zudem das Gefühl selbst aktiv an seinem Gesundungsprozess mitwirken zu können, er ist nicht länger hilflos der Krankheit ausgeliefert.
B) Ich denke, daß die Komplementärmedizin massiv an Bedeutung gewinnen wird. Nicht zuletzt wegen der aktuellen Sparmaßnahmen des Gesundheitsystems und der zeitlich limitierten Möglichkeiten der Kollegen und aller in medizinischen Berufen Beschäftigten, die ohnehin in Anbetracht der Situation schon Großartiges leisten. Ein akuter Blindarm wird komplementärmedizinisch nicht zu behandeln sein, eine rezidivierende Mittelohrentzündung schon eher, bei chemotherapieinduziertem Erbrechen können komplementärmmedizinische Maßnahmen wie z.B. Akupunktur einen großen Benefit bringen . Wichtig ist die exakte Differenzierung dessen was, wann und wie sinnvoll eingesetzt werden kann. Ziel sollte es sein in Zukunft Schul und Komplementärmedizin gemeinsam, abhängig vom entsprechenden Krankheitsbild und einzelnen Bedürfnissen zu nutzen um den Patienten die bestmögliche individuelle Behandlung bieten zu können."
Dr. med. Jutta Flatscher, Sierning


A) "Da die TCM von der Physiologie bis zur Therapie eine komplette Medizinschule darstellt, könnte man sie als alternativ sehen doch ich war primär westlicher Schulmediziner und sehe daher die TCM als komplementär und gleichwertig an. Meine Erfahrung mit Patienten zeigt, dass durch die Rücksichtnahme auf den einzelnen Betroffenen auch in der Therapie mit Variationen von sogenannten klassischen Rezepturen augenscheinlichere Erfolge zu verzeichnen sind, als mit Standardmedikationen und Dosierungen wie in der Westlichen Medizin.
B) Das spricht sich natürlich unter den Patienten herum, so dass ich überzeugt bin, dass Medizinschulen wie die TCM in Zukunft viel mehr verlangt werden und auf diesem Umweg auch Verständnis bei reinen Schulmedizinern erlangt werden kann, da gemeinsam für den betroffenen Patienten von unterschiedlicher Seite Probleme angegangen werden können. Gerade die Heilkräutertherapie wird noch biochemisch- pharmakologisch einiges an Überraschungen zu Tage fördern und die Pharma bereichern."
Dr. med. Rupert Lenhart, Gänserndorf


A) "In Österreich ist die ärztliche Komplementärmedizin durch die ÖÄK-Diplome fest verankert. HInweise dazu finden Sie auf der Homepage der Österr. Ärztekammer (ÖÄK) Das Interesse der Patienten an der KM ist genauso hoch wie in Deutschland. Problematisch ist nur die Ausbreitung von nicht-ärztlichen Therapeuten.
B) Das Interesse der Patienten steigt weiter an, im ärztlichen Bereich geht das Interesse an der Komplementärmedizin aber leider zurück."
Dr.med. P. Klaus Connert, Köstendorf bei Salzburg


A) "Ich gehe davon aus, dass die Komplementärmedizin im großen Vorteil sein kann, weil sie erstmal die kranke Situation, so wie sie ist, anerkennt, und dass der Patient dann mit den pathogenen Faktoren umgehen lernt. Komplementärmedizin ist nicht einfach Pillen schlucken, sondern das Kennenlernen des eigenen Körpers. Körperbewußtsein ist kein Bewußtsein über den Körper, sondern ein Bewußtsein des Körpers. Dann und nur dann, hat die Komplementärmedizin gegenüber der Schulmedizin einen beachtlichen Vorteil.
B) Das kann ich nicht beurteilen."
Josef Weber-Bluhm, Berlin


A) "Ich denke, dass die Komplementärmedizin schon heute einen grossen Stellenwert in der Bevölkerung hat.In Zukunft denke ich wird die Eigenverantwortung der Menschen, die sie für ihre Gesundheit vorbeugend und in der Behandlung übernehmen werden noch zunehmen. Dass es dem Menschen generell entspricht, das ihm Gemäße zu tun, das heißt immer mehr darauf zu achten die Selbstheilungskräfte zu mobilisieren. Bewährte Komplementäre Behandlungen wer- den neben immer neu entdeckten Möglichkeiten bestehen bleiben.
B) Zunehmen würde der Trend zur Komplementärmedizin, wenn die Kosten von den Krankenkassen übernommen würden."
Dr. med. Hedwig Pfaffenwimmer, Steyr


A) "Naturheilverfahren haben im deutschsprachigen Raum eine lange Tradition. Es gilt zu bedenken, dass bis vor ca. 50 Jahren Kräuteranwendungen und naturheilkundliche Maßnahmen wie Blutegel-Setzen, Schröpfkopfbehandlungen und Heilfasten die einzige Hilfe der durchschnittlichen (Land-)Bevölkerung waren. Naturheilkunde war erschwinglich, erprobt und leicht verfügbar. Wir vergessen zu leicht, dass ausgebaute Straßen, Hubschraubereinsätze und Hilfe in Krankenhäusern vergleichsweise junge Errungenschaften sind. Ich möchte als Ärztin auch ohne technische Hilfestellungen Diagnosen stellen und Krankheitsverläufe beobachten können. Weiters ist es mir ein Anliegen, Heilmittel, die lange Tradition haben und erprobt sind, anzuwenden.
B) Meiner Beobachtung nach übernehmen immer mehr Menschen für ihr Wohlergehen die Verantwortung. Solche Menschen sind bereit, Veränderungen in ihrem Leben vorzunehmen. Sei es, dass sie erkennen, wie wichtig die Ernährung für die Gesunderhaltung ist, sei es, dass ihnen bewußt wird, welche Auswirkungen Lebensstil und Gedankenkraft auf die Gesundheit und das eigene Wohlergehen haben. Sobald der Mensch aktiv wird und sich informiert, öffnen sich Wege abseits zur Zeit gängiger Behandlungsmethoden. Es geht darum, eine Wahl zu haben und selbst aktiv werden zu können. Naturheilkunde / Komplementärmedizin sehe ich als eigenständige Maßnahmen bei allen Beschwerden. Sie können natürlich auch ergänzend zu anderen Methoden zur Anwendung kommen."
Dr. med. Petra Zizenbacher, Wien


A) "Die Akzeptanz von Aditivmedizinen ist aus meiner Sicht höher denn je, die Menschen suchen und brauchen die individualitätsbezogenen Begleitungen und Behandlungen, die Ihnen die Schulmedizin oft nicht in ausreichendem Maße liefert oder liefern kann. Eine gesetzliche Verankerung, die den Einsatz der Alternativen Medizinmodelle ermöglicht und auch bezahlbar macht, wäre wünschenswert. Auch das sinnvolle Vernetzen von Schulmedizin und Aditivmedizin wäre im Sinne der Menschen zu befürworten.
B) Grundsätzlich sehe ich die Entwicklung er Komplementärmedizin sehr positiv. Gerade die Etablierung der TEM nimmt gehörig Fahrt auf und wird sicher in den kommenden Jahren zu einer der wichtigen Säulen in der Versorgung der Menschen heranwachsen können. Das ganzheitliche Verständnis für den Organismus und das komplexe System Mensch- Natur wird zunehmen und damit auch die Türen für die Komplementärmedizinen weiter öffnen. Im Grunde sollte es nicht darum gehen, welche Medizin die bessere ist, sondern darum, im Sinne und zu Wohle der Menschen die sinnvollsten Möglichkeiten zur Versorgung zu ermöglichen."
Siegfried Wintgen, Kirchham


A) "Ich halte die zunehmende Akzeptanz der komplementärmedizinischen Methoden, speziell der TCM, auch als Folge der Restriktionen im Bereich der Schulmedizin/Kassenmedizin, für unausweichlich und sinnvoll. Das Schlimmste, das jedoch passieren könnte, wäre eine Integration in die Kassenmedizin, die zur Zeit alle Vorgänge schematisieren möchte. Komplementärmedizin ist jedoch individuell und braucht Zeit.
B) Ich denke, dass immer mehr Menschen diesen Weg suchen und gehen werden. Die Leute suchen individuell vorgenommene Therapien und wollen nicht nur Teil einer regelmäßig zu evaluierenden Statistik sein. In Österreich wird für Schul-/Kassenmedizin und Komplementärmedizin Platz sein."
Dr. med. Markus Traintinger, Salzburg


A) "Die KM wird von der breiten Bevölkerung deshalb immer besser angenommen, weil 1. Durch sie individuelle Beschwerden individuell behandelt werden und 2. Chronische Erkrankungen wesentlich rascher gelindert werden können. Die Menschen müssen zwar zumeist dafür bezahlen aber körperliches und geistiges Wohlbefinden haben inzwischen einen hohen Stellenwert in der Bevölkerung. Daher ist der fachmännische Umgang mit z.B. westlichen oder gar heimischen Heilkräutern ob aus der Sicht der TCM oder aus der Sicht jahrhundertealter abendländischer Tradition ein Muss geworden für Alternativ- oder Komplementärtherapeuten.
B) Komplementärmedizin wird in Österreich stark weiter wachsen, weil die Nachfrage immer grösser wird. Ich empfehle Jungärzten immer wieder, rechtzeitig mit entsprechenden Ausbildungen zu beginnen und ihr Komplementärmedizinisches Verständnis zu vertiefen. Ein Blick in die katastrophengepeinigten Gebiete Serbiens rechtfertigt meines Erachtens die Idee der Ausgabe von entsprechenden Heilkräutermischungen zur Vermeidung der Seuchengefahr."
Dr. med. Thomas Gefaell, Leutschach


A) "Die Entwicklung, dass nun die alternative Medizin ihren fixen Stellenwert in unserer Welt der Medizin in Europa hat ist eine sehr schöne Entwicklung. Vor allem ist es erfreulich zu sehen, dass sie nicht nur toleriert sondern auch von vielen jungen Kollegen sehr geschätzt wird. Man sollte sich jedoch als Arzt, der mit komplementärmedizinischen Methoden arbeitet, hohe Maßstäbe setzen, regelmäßige Weiterbildungen machen und sich um einen hohen Standard bemühen, da nur dann der Ruf der Komplementärmedizin ein guter bleibt!
B) Es ist sicher wichtig, dass eine klare Grenze zu nicht anerkannten Richtungen der Komplementärmedizin gezogen wird. Verschiedene Tendenzen zum Beispiel aus der so genannten Neuen Medizin, wo Verfahren wie Chemotherapie oder Strahlentherapie in der Tumormedizin abgelehnt werden, sollten keinen Platz und auch keine Akzeptanz haben, da man sich so verständlicherweise sehr angreifbar macht. Es ist also sehr wichtig, dass wir alle auf einen kritischen Umgang mit uns selbst und einen achtsamen mit unseren Kollegen wert legen."
Dr. med. Michaela Schmidt, Gmunden

2014 by BACOPA

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Interessante Projekte u. a.:

"Die Plattform Ja zur Komplementärmedizin engagiert sich für das gesamte Feld der Komplementärmedizin in Österreich. Sie ist ein Zusammenschluss von ÄrztInnen, Fachgesellschaften, Heilmittelerzeugern sowie Selbsthilfegruppen und PatientInnen-Initiativen...."
http://www.ja-zur-komplementaermedizin.at/neu/index.php

"Die Wiener Internationale Akademie für Ganzheitsmedizin (GAMED) ist als Kompetenzzentrum für Integrative Medizin der ganzheitlichen Sichtweise aller körperlichen, psychischen und geistigen Bereiche des Menschen in Gesundheit und Krankheit verpflichtet."
http://www.gamed.or.at/g_gamed.php

"Der Dachverband Komplementärmedizin Dakomed setzt sich dafür ein, dass der Verfassungsartikel 118a Komplementärmedizin nicht leerer Buchstabe bleibt, sondern die Kernforderungen von Bund und Kantonen effektiv umgesetzt werden. Wir schauen der Politik, den Behörden und Verwaltungen auf die Finger und wir nehmen Einfluss auf die Entscheidungen.."
http://www.dakomed.ch/

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*** Wir unterstützen die Petition gegen das Psychologengesetz 2013
6.880 UnterstützerInnen waren es per 10. November 2013 und am 13. Dezember 2013 bereits 10.263

"Am 03.07.2013 wurde mitten im Trubel des Wahlkampfes kurzfristig und in undemokratischer Weise eine völlige Neufassung des Psychologengesetzes durchgepeitscht. Wohl nur wenige der abstimmenden Nationalratsabgeordneten waren sich zum Zeitpunkt der Abstimmung bewusst, dass manche Passagen dieses Gesetzes das wirtschaftliche Todesurteil über viele im Gesundheits- und Vorsorgebereich tätigen Berufsgruppen mit etlichen tausend Beschäftigen bedeuten könnten. Diese Plattform wurde eingerichtet um die Kräfte all jener, welche diese Situation ernst nehmen, zu bündeln und das Ausmaß des potentiellen Schadens für die Öffentlichkeit sichtbar zu machen..."
Unterstützen Sie bitte diese Petition indem Sie sie weiterleiten!
http://www.psychologiegesetz-stoppen.at/

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*** RECHTLICHE RAHMENBEDINGUNGEN VON KOMPLEMENTÄREN UND ALTERNATIVEN BEHANDLUNGSMETHODEN IN ÖSTERREICH

"Komplementäre Methoden", so das Österreichische Bundesministerium für Gesundheit auf seiner Website zum Thema Komplementär- und Alternativmedizin (http://bmg.gv.at/home/Schwerpunkte/Medizin/Komplementaer_Alternativmedizin), werden in den Medien sehr stark beworben und müssen auch vor dem Hintergrund ökonomischer Interessen der AnbieterInnen beurteilt werden. Gerade deshalb ist es enorm wichtig, Bürgerinnen und Bürgern eine objektive und neutrale Information zur Verfügung zu stellen.



Da Informationen zu Komplementär- und Alternativmedizin wie auch sonstigen komplementären Behandlungsmethoden wesentliche Aspekte für die Gesundheitskompetenz (health literacy) der Bevölkerung bedeuten, wird auf der oben angeführten Seite (und ihren Unterseiten) aufgezeigt, welche gesetzlich geregelten Gesundheitsberufe, aber auch welche Gewerbe mit Gesundheitsbezug Komplementärmedizin bzw. sonstige komplementäre Behandlungsmethoden anwenden. Erklärtes Ziel der Darstellung des Gesundheitsministeriums ist es, KonsumentInnen bei ihrer eigenverantwortlichen Entscheidung für oder gegen komplementärmedizinische oder sonstige komplementäre Methoden zu unterstützen, ohne jedoch die Wirksamkeit einzelner Methoden zu bewerten (wofür zum Teil auch Studien fehlen, die die erforderliche Wirksamkeit und Sicherheit wissenschaftlich belegen).

Generell wird schon eingangs festgehalten, dass Diagnostik, Behandlung bzw. Therapie von Krankheiten oder krankheitswertigen Störungen in Österreich gesetzlich geregelten Gesundheitsberufen vorbehalten ist. Anderen Personen sind diese Tätigkeiten verboten.




Diagnose- und Behandlungsvorbehalt der gesetzlich geregelten Gesundheitsberufe



Die Untersuchung auf das Vorliegen einer Krankheit oder krankheitswertigen Störung sowie deren Behandlung sind in Österreich vor allem Ärztinnen und Ärzten für Allgemeinmedizin und Fachärztinnen und Fachärzten vorbehalten, auch wenn dies mit Hilfe komplementärmedizinischer oder sonstiger komplementärer Methoden erfolgt.



Dieser Arztvorbehalt, der dem Schutz der Patientinnen und Patienten und der Qualitätssicherung in der Ausübung der Medizin dient, bedeutet auch für den Bereich der Komplementärmedizin einen Ausschließlichkeitsanspruch für Ärztinnen und Ärzte auf die Ausübung ärztlicher Tätigkeiten.



Die Diagnostik und Behandlung von psychischen Verhaltensstörungen und Leidenszuständen fällt auch in das Berufsbild der Psychotherapeutinnen oder Psychotherapeuten, der klinischen Psychologinnen oder Psychologen und der Gesundheitspsychologinnen und Gesundheitspsychologen.



Die Behandlung von Menschen mit Verhaltensstörungen und Leidenszuständen durch den Einsatz musikalischer Mittel ist Musiktherapeutinnen und Musiktherapeuten vorbehalten.



Alle Maßnahmen zum Zwecke der Förderung, Erhaltung, Wiederherstellung oder Verbesserung der Gesundheit im ganzheitlichen Sinn gehören ebenfalls zu den Tätigkeitsbereichen der Gesundheitsberufe.
Zitat: Bundesministerium für Gesundheit


Komplementär- und Alternativmedizin
 

Das Bundesministerium für Gesundheit favorisiert den Begriff Komplementärmedizin, um zu signalisieren, dass diese Methoden nicht als Alternativen zur Schulmedizin angesehen werden sollen und definiert Komplementärmedizin als ein breites Spektrum von Disziplinen und Behandlungsmethoden, die auf anderen Modellen der Entstehung von Krankheiten und deren Behandlung basieren als jene der Schulmedizin. Definitionsgemäß, so die Website des Gesundheitsministeriums, werden sie ergänzend zur Schulmedizin eingesetzt (http://bmg.gv.at/home/Schwerpunkte/Medizin/Komplementaer_Alternativmedizin/Komplementaermedizin_komplementaere_Methoden; siehe auch Komplementäre Heilmethoden und traditionelle Anwendungen in Österreich von Dr. Michaela Nosck-Licul: http://bmg.gv.at/cms/home/attachments/0/0/1/CH1092/CMS1311593085442/heilmethoden1.pdf).



Alternativmedizin, "Complementary and Alternative Medicine CAM", Ganzheitsmedizin, Integrative Medizin, Naturheilkunde, traditionelle Medizin (z.B. chinesische, europäische, tibetische ) sind in der Begriffsdefinition des Ministeriums verwandte Überbegriffe, die Heilmethoden oder diagnostische Konzepte bezeichnen, wobei die heutige Begriffsvielfalt auf die lange Tradition der Auseinandersetzung zwischen anerkannten medizinischen Verfahren und den so genannten Außenseitermethoden zurückgehe (und damit festhält, dass es sich in ihrem Verständnis immer nur um komplementäre, nicht alternative Konzepte handle).



Komplementäre Methoden finden außer in der Medizin beispielsweise auch Anwendung in der Psychotherapie, der klinischen Psychologie sowie in der Gesundheitspsychologie und Musiktherapie.


Komplementäre Methoden 


Auf Basis methodischer Ansätze werden auf der Website des Gesundheitsministeriums nachfolgende Kategorien komplementärer Methoden gebildet:


-Methoden, die am Denken oder Erleben ansetzen, um Veränderungen am Körper zu bewirken, wie Meditation oder Entspannungstechniken.
-körperbezogene, manuelle Methoden, wie alternative Massagetechniken, Shiatsu oder Therapeutic-Touch
-Methoden, die auf alternativen Bewegungskonzepten beruhen, wie Feldenkrais oder Biodanza
-energetische Methoden mit und ohne spirituellen Hintergrund, die mit der Vorstellung besonderer Kräfte oder Energien arbeiten, wie Bioresonanz, Biotensor oder Prana Energiearbeit)
-Kräuterheilkunde (Phytotherapie) und Naturheilkunde fassen Methoden zusammen, die pflanzliche bzw. natürliche Substanzen innerlich und äußerlich einsetzen, in Form von Kräutern, Tees, Salben, Hausmittel u.a.m. 
(Anmerkung: Entgegen der einleitenden Aussage auf der Website, keine Wertungen zu den angeführten Methoden abzugeben, wird bei dieser Auflistung einseitig angeführt, dass die chemische Herstellung von Arzneimitteln, die zum Teil aus pflanzlichen Inhaltsstoffe entdeckt wurden, in einer standardisierten Herstellung, Dosierung und Sicherheitsprüfung liegt. Etwaige positive Aspekte von Kräutern und ihren Zubereitungen werden nicht erwähnt.)

Als weitere Beispiele komplementärer Methoden angeführt werden:
-Anthroposophische Medizin
-Homöopathie
- Traditionelle Europäische Medizin (TEM)
- Traditionelle Chinesische Medizin (TCM)


Anbieter komplementärmedizinischer und komplementärer Methoden

Anbieter sind (http://bmg.gv.at/home/Schwerpunkte/Medizin/Komplementaer_Alternativmedizin/AnbieterInnen)
-gesetzlich geregelte Gesundheitsberufe,
-Gewerbe und
-sonstige AnbieterInnen


Gesetzlich geregelte Gesundheitsberufe


-ApothekerInnen
-ÄrztInnen
-Gehobene medizinisch technische Dienste (z.B. DiätologInnen, PhysiotherapeutInnen)
-Gesundheits- und Krankenpflegeberufe
-GesundheitspsychologInnen 
-Hebammen
-Klinische PsychologInnen 
-Medizinische MasseurInnen und HeilmasseurInnen 
-MusiktherapeutInnen 
-PsychotherapeutInnen 
-ZahnärztInnen

Angemerkt wird hinzu , dass in Österreich die Ausbildung zu Tätigkeiten der gesetzlich geregelten Gesundheitsberufe ausschließlich den in den jeweiligen Berufs- und Ausbildungsgesetzen normierten Ausbildungseinrichtungen vorbehalten ist. Zusatzausbildungen im Bereich Komplementärmedizin werden für Ärzte (z.B. Fortbildungsdiplome der Österreichischen Ärztekammer), Angehörige der Gesundheits- und Krankenpflegedienste (z.B. Komplementäre Pflege Anlage 1Z 15,16, 17 GuK-WV), Hebammen, Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten angeboten. Die Tatsache des Ausbildungsangebotes trifft, so die Website des Gesundheitsministeriums, aber keine Aussage über die Qualität der Ausbildung oder eine Wirksamkeit und den Grad der Evidenz der Methoden.


Reglementierte Gewebe mit Gesundheitsbezug
-Augenoptik
-Bandagisten; Orthopädietechnik; Miederwarenerzeugung
-DrogistInnen 
-Fußpflege
-Kosmetik (Schönheitspflege)
-Lebens- und Sozialberatung (inkl. sportwissenschaftliche Beratung und Ernährungsberatung)
-Massage
-ZahntechnikerInnen

Im Gewerbe werden komplementäre Methoden an gesunden Menschen zur Verbesserung des Wohlbefindens, zur Förderung der Gesundheit oder im Bereich Wellness eingesetzt. Die gewerbsmäßige Ausübung von Tätigkeiten, die nicht gesetzlich verboten sind, wird durch die Gewerbeordnung 1994 geregelt. Gewerbliche Vorschriften fallen in die Zuständigkeit des Bundesministeriums für Wirtschaft, Familie und Jugend.



Angehörigen dieser Gewerbe ist eine Diagnostik, Behandlung bzw. Therapie von Krankheiten oder krankheitswertigen Störungen nicht erlaubt.


Freie Gewerbe
Die Ausübung energetischer Tätigkeiten fällt in den Bereich des freien Gewerbes.


AnbieterInnen mit freiem Gewerbe benötigen keinen Befähigungsnachweis und haben keine Kompetenzen erworben, um Krankheiten oder krankheitswertige Störungen erkennen zu können. Es ist ihnen eine Diagnostik, Behandlung bzw. Therapie von Krankheiten oder krankheitswertigen Störungen nicht erlaubt.


Sonstige AnbieterInnen
Komplementäre Methoden werden auch von Personen angeboten, die weder in einem Gesundheitsberuf noch in einem Gewerbe eine gesetzlich geregelte Ausbildung absolviert haben, wie WenderInnen , GeistheilerInnen, SpruchheilerInnen und SchamanInnen.



Bei diesen Anbieterinnen und Anbietern ist nicht gewährleistet, dass sie Krankheiten oder krankheitswertige Störungen erkennen können und damit Patientinnen und Patienten gefährden oder schaden.



Angehörige des freien Gewerbes ist jegliche Diagnostik, Behandlung bzw. Therapie von Krankheiten oder krankheitswertigen Störungen verboten.


Rechtsgrundlagen


Für die Ausübung komplementärmedizinischer Methoden sind insbesondere folgende gesetzlichen Grundlagen relevant (http://bmg.gv.at/home/Schwerpunkte/Medizin/Komplementaer_Alternativmedizin/Rechtsgrundlagen):


-Ärztegesetz 1998
-Ausbildungsvorbehaltsgesetz
-Gesundheits- und Krankenpflegegesetz
-Hebammengesetz
-Kranken- und Kuranstaltengesetz
-Medizinischer Masseur- und Heilmasseurgesetz
-MTD-Gesetz
-Musiktherapiegesetz
-Psychologengesetz
-Psychotherapiegesetz
-Zahnärztegesetz

Untersuchungen auf das Vorliegen einer Krankheit oder krankheitswertigen Störung sowie deren Behandlung oder Therapie sind den gesetzlich geregelten Gesundheitsberufen vorbehalten, auch wenn sie mittels komplementärmedizinischer oder sonstiger komplementärer Methoden erfolgen. Andere Personen, die derartige Tätigkeiten anbieten, machen sich strafbar.



Angehörige von gewerblichen Berufen (z.B. Gewerbe der Massage, Lebens- und Sozialberatung, Humanenergetik) dürfen keine medizinischen bzw. psychotherapeutischen oder klinisch-psychologischen Diagnosen stellen und keine Behandlungen bzw. Therapien zur Linderung oder Heilung von Krankheiten oder krankheitswertigen Störungen vornehmen.



Für Angehörige gewerblicher Berufe sind die Gewerbeordnung 1994 und folgende Verordnungen relevant:



-Ausübungsregeln für Fußpflege, Kosmetik und Massage durch Gewerbetreibende

-Lebens-und Sozialberatungs-Verordnung

-Massage-Verordnung

Weiterführende Informationen: "Aspekte der rechtlichen Situation der Berufsausübung im komplementärmedizinischen Bereich" von Susanne Weiss, Bundesministerium für Gesundheit Abt. II/A/3 117. Amtsärztliche Fortbildungsveranstaltung, 6. Dezember 2011 (http://bmg.gv.at/cms/home/attachments/6/2/6/CH1305/CMS1324542760317/117._amtsaerztliche_fortbildungsveranstaltung_6.12.1011_praesentation_weiss.pdf)

Quelle: Shiatsu-Newsletter 202/2013
(c) Dr. Eduard Tripp (tripp@shiatsu-austria.at)
28. Februar 2013 (Irrtümer vorbehalten)
Wir danken Herrn Dr. Tripp für die Genehmigung zur Veröffentlichung

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CAM-Konferenz 2012
"Complementary and Alternative Medicine - Innovation and Added Value for European Healthcare"

"Am 9. Oktober fand in Brüssel, und das kann wie gesagt als großer Erfolg der bisherigen politischen Arbeit gewertet werden,die erste CAM-Konferenz im Europäischen Parlament statt. Erstmals wurde damit ganz offiziell von der EU CAM unterstützt. Das Thema der Konferenz war "Complementary and Alternative Medicine - Innovation and Added Value for European Healthcare" und sie wurde begleitet von einer dreitägigen Ausstellung, in deren Rahmen auch Shiatsu durch die ESF (European Shiatsu Federation) präsentiert wurde. Organisiert wurde die Konferenz von EFCAM (European Forum für Complementary and Alternative Medicine) undSponsor war die Europäische Kommission.

Hintergrund der Konferenz, deren Gastgeber die Abgeordneten des Europäischen ParlamentsElena Oana Antonescu (Rumänien), Sirpa Pietikäinen (Finnland) und Alojz Peterle (Slowenien) waren, ist, dass europaweit mindestens 25 Prozent der Bevölkerung CAM, also komplementäre und alternative Behandlungsmethoden - vor allem auf eigene Kosten -in Anspruch nehmen.Und auf der anderen Seite steht, dass300.000 Menschen in ganz Europa CAM-Methoden praktizieren, alsoMethoden wie Akupunktur, Aromatherapie, Kräutertherapie, Homöopathie, Shiatsu und andere mehr. Was alle CAM-Methoden miteinander verbindet, ist, dass sie einen ganzheitlichen Zugang zu den Menschen und seiner Gesundheit, seinem Wohlbefinden suchen ("they offer a whole person approach to health with a focus on supporting the person's health-maintaining capacities").

Das wichtigste Ergebnis der Konferenz, die von Interessensgruppen von Patienten, Ärzten und (nicht-ärztlichen) Praktikern gemeinsam gestaltet wurde, ist, dass CAM erstmalig physischim Parlament präsent war - zum größten Teil von der EU Kommission bezahlt und von den drei oben angeführten Parlamentsabgeordneten initiiert wurde. Begleitet wurde die Konferenz von einer zweieinhalbtägigen Ausstellung, in der Shiatsu auch ganz konkret demonstirert wurde (siehe Bilder dazu im offiziellen Bericht über die CAM-Konferenz).

EFCAM repräsentiert CAM im European Health Policy Forum

Das European Health Policy Forum (EUHPF) ist das wichtigste Gremium, um Einfluss auf die EU-Gesundheitspolitik zu erlangen, weil es das wichtige politische Beratungsforum des DG Sanco (EU Gesundheitsministerium) ist. Das EUHPF hat damit unmittelbaren Einfluss auf die europäische Gesundheitspolitik (siehe Diagramm unter www.shiatsu-austria.at/download/documents/EU-Diagramm 2011 (EFCAM).pdf). Die Mitgliedschaft im EUHPF bedeutet zugleich die Einladung zu EU-Konsultationen und -Programmen wie AHAIP (Active and Healthy Aging Innovation Partnership). EFCAM ist als (einzige) Vertretung für CAM Mitglied im EU-Forum zur Gesundheitspolitik.

Für 2013 gibt es eine Einladung für EFCAM zur Mitarbeit in die Arbeitsgruppen "On the effects of the economic crisis on health systems" und zur Vorbereitung des nächsten "EU Open Forum on health".

Paradigmenwechsel in der EU-Politik zur Etablierung von CAM

Die Anstrengungen in Bezug auf die EU-Politik gehen weg von einer direkten politischen und/oder medizinischen Anerkennung von CAM (und damit auch Shiatsu), die auf diesem Weg derzeit kaum zu erringen ist, zunehmend dahin, den Beitrag von CAM zur Bewahrung und Wiederherstellung von Gesundheit - und damit zu einer defacto Anerkennung dieser Methoden. Dieser Weg umgeht die "medizinische Opposition" und bringt uns in politische und wirtschaftliche Partnerschaften, wenn wir einen effektiven Beitrag zu Gesundheit und deren Aufrechterhaltung leisten - um auf diesen Weg überzeugende Argumente für eine Anerkennung und Regelung von CAM zu liefern. 

Unterstützung von CAM im Europäischen Parlament

Auf Initiative von drei Abgeordneten des Europäischen Parlaments war es möglich, dass die schon oben erwähnte CAM-Konferenz stattgefunden hat. Die Zahl der Abgeordneten, die CAM und/oder CAM-Aktivitäten bereit sind zu unterstützen, ist glücklicherweise aber (mittlerweile) größer, wenn auch noch nicht groß und es gibt Bestrebungen eine Initiative für CAM zu initiieren.

Health for Growth und Horizon 2020

EU-Programme haben immer eine Laufzeit von 5 bis 7 Jahren. Im Gesundheitsbereich geplant ist das nächste Programm (für 5 Jahre) unter dem Motto "Health for Growth", für das Bestebungen (und Absichten) bestehen, auch CAM einen Platz zu geben.

Auf der Ebene der Forschung geht es um die Ausformulierung der Ziele für Hoizon 2020 für das die Formulierung eingebracht wurde "... and to support, integrated care, including interventions of complementary and alternative medicine ..."

Endbericht von Cambrella

Das Forchungsnetzwerk CAMbrella (http://www.cambrella.eu/home.php), ein EU-gefördertes Projekt, dessen Ziel es ist, eine "Roadmap" für die künftige Forschung von CAM-Methoden zu entwickeln in Hinblick darauf, inwieweit komplementäre und alternative Methoden für die gesundheitlichen Bedürfnisse der europäischen Bürger von Bedeutung sind,hatte seine Abschlusskonferenz am 28. November. Am 29. November 2012 erschien in "Guardian Professional" ein Artikel von George Lewith, einem Professor für Gesundheitsforschung an der University of Southampton, zu CAM-Forschung, also Forschung zu Komlementärer und Alternativer Medizin (http://www.guardian.co.uk/healthcare-network/2012/nov/29/complementary-alternative-medicine-research-regulation).Lewith bezieht sich in seinem Artikel auf die Ergebnisse von CAMbrella.
 
Komplementäre und alternative Methoden werden, so führt Lewith aus, von mehr als 100 Millionen EU-Bürgern genützt, 9 Millionen davon in Großbritannien. Und obwohl diese Anwendungen so weit verbreitet sind, werden sie nach wie vor kontroversiell diskuttiert:"CAM involves a variety of different medical systems and therapies that are mainly used outside conventional healthcare, but are increasingly being adopted and integrated into healthcare systems; acupuncture and the use of various herbal treatments are good examples. The EU sees the regulation of healthcare as a national responsibility, while medicinal products are all regulated centrally by the European Medicines Agency. There is no common approach to the regulation of CAM practice in the EU; all 39 countries do it their own way. This diversity hampers any efforts to establish good professional regulation, consistent treatment approaches and high quality research. The many patient surveys available suggest that most Europeans want to have access to CAM. People want simple information to be made available about safety and effectiveness and for the products and practitioners to be transparently regulated."
 
Lewiths Artikel zufolge gibt es europaweit geschätzte 328.000 Anbieter von CAM, etwa 150.000 Ärzte und 178.000 Nicht-Ärzte, was aber Seamus Connolly zufolge, der für EFCAM Kontaktperson zu CAMbrella ist, nicht korrekt ist und deshalb noch korrigiert wird. Vielmehr gibt es nachweislichetwa 257.000 CAM-Praktizierende in der EU, die keine Ärzte sind und möglicherweise bis zu 100.000 weitere nicht-ärztliche Praktizierende, die (bislang) nicht erfasst sind.

Während CAM-Methoden in den Vereinigten Staaten von Amerika, in Australien, China und Indien mitUnterstützung der Regierung erforscht werden, fehlt ein solcher Zugang in der Europäischen Union. CAM wird hier kaum erforscht und benötigt deshlab, so Lewith, aktive Unterstützung. Fakt ist nämlich, dass CAM von sehr vielen Menschen in ihrer Eigenverantwortung in Anspruch genommen wird, und es sollte deshalb eine europäische Zielsetzung sein, herauszufinden welchen Beitrag CAM-Methoden (wie Akupunktur, aber auch Shiatsu - und dafür arbeitet die European Shiatsu Federation und in weitererr Linie damit auch der Österreichische Dachverband ÖDS) für die aktuellen Herausforderungen des Gesundheitswesens leisten können.
 
CAMbrella, so führt Lewith weiter aus, schlägt deshalb in seinem Bericht vor, dass CAM-Behandlungen und ihr Nutzen in Hinblick auf weit verbreitete einschränkende chronische und kostenintensive Erkrnakungen erforscht werden. Dafür sollte ein "EU research office for CAM" geschaffen werden, denn "a research-based approach to CAM" sei eine adäquate Antwort auf diese Fragestellungen sowohl für die politisch Verantwortlichen wie auch die Konsumenten.

Obwohl der Artikel nachweislich Fehler beinhaltet (wie oben beispielhaft ausgeführt; aber aucheine "enge" Definition von CAM benützt) und seine Korrektur auch schon (Seamus Connolly, EFCAM) mehrmals urgiert wurde, hat sich in dieser Angelegenheit bislang noch nichts getan.

Eine neue Strategie

Vor allem mit dem Zugang von EFCAM zum European Union Health Policy Forum (EUHPF) und der Unterstützng etlicher Abgeordneter des Parlaments hat EFCAM größere Einfluss- und Zugangsmöglichkeiten zu den Verantwortlichen für die europäische Gesundheitspolitik. Das bedingt auch eine Anpassung der politischenStrategie an die aktuellen Gegebenheiten wie die Unterstützung von Abgeordneten, die CAM legalisieren möchten, Mitorganisation des Open Helath Forums und damit die Einbeziehung von CAM als einen Punkt der Agenda ...

EFCAM und ESF

Lange Zeit war die ESF der Hauptfinanzier der EFCAM. Ohne den Beitrag der ESF - und damit letztlich der Mitglieder der nationalen Verbände - wäre die politische Arbeit auf europäischer Ebene nicht möglich gewesen und damit auch nicht die bisherigen Erfolge. Korrekter müsste man eigentlich ausführen, dass das Lobbying für CAM in diesem Fall ausschließlich von den Ärzte-Verbänden ausgegangen wäre - und damit auf Basis einer sehr, wie sich immer wieder zeigt, sehr eingeschärnkten Definition von CAM, deren Methoden ausschließlich (bzw. vor allem) von Ärzten ausgeübt werden. 

Derzeit sieht es so aus, dass die anderen Mitglieder - wohl auch angesichts der bisherigen Erfolge - bereit sind einen auch finanziell größeren Beitrag zu EFCAM zu leisten - und damit für die ESF weniger Kosten anfallen werden. Eine Einsparung, die in andere wichtige Projekte - z.B. die gemeinsame (mit dem zweiten europäischen Shiatsu-Verband ISN) Entwicklung eines Curriculums auf Basis von Kompetenzen - einfließen kann.

Kernpunkte der Argumentation für eine politische Anerkennung und Unterstützungvon CAM

Ein wichtiger Punkt, der für die Regulation von CAM auf euopäischer Ebene Ebene spricht, ist der Umstand, dass CAM in Europa von vielen Patienten und vielen Anwendern - Ärzten und Nicht-Ärzten - genützt wird.Bis zu86 Prozent der EU-Büger, so die unterschiedlichen Publikationen, nutzen CAM, wobei der Großteil der Angebote privater Natur ist - d.h. außerhalb des offiziellen Gesundheitssystems angeboten wird. Und das bedeutet, dass sich vor allem besser situierte / besser verdienende Menschen komplementäre und alternative Methoden zur Förderung undErhaltung ihrer Gesundheit leisten können - was in grundsätzlichem Widerspruch zum Prinzip der EU steht, seinen Bürgern einen gleichermaßen guten Zugang zur bestmöglichen Gesundheitsversorgung zu ermöglichen. Und steht zugleich auch in Widerspruch zum EU-eigenen Gesundheitsprogramm für 2008 bis 2013, das als Zielsetzung "the programme should recognise the importance of a holistic approach to public health and take into account....complementary and alternative medicine in its actions" formuliert. 

Die Zahlen belegen - auch dann, wenn man CAM nicht überall und für jeden zugänglich ist -, dass sich viele EU-Bürger eine informierte Wahl wünschen, die auf klaren und leicht erreichbaren Informationen beruht. Ein solcher, einfacher Zugang zu relevanten Informationen über CAM entspricht zudem der aktuellen EU-Gesundheitsrichtlinie zur Förderung der Fähigkeit der Menschen gute Entscheidungen in Hinblick auf ihre Gesundheit zu treffen.

Forschungsdaten legen nahe, dass Menschen, die CAM nutzen, die Behandler-Klient-Beziehung mit ihrem ganzheitlichen und personenzentrierten Zugang honorieren, dass sie CAM alssicher betrachten und dass sie die Risiken von konventioneller Medizin und alternativen Methoden unterschiedlich einschätzen.

-> Das Angewiesensein auf private Anbieter, das Fehlen von unabhängigen Quellen mit zuverlässigen Informationen, ebenso wie das Fehlen von gesicherten Daten über die Sicherheit von CAM-Anwendungen schaffen Hindernisse in Hinblick auf Zugang, zuverlässige Informationen und sichere, vertrauenswürdige Behandlungen.
 

Es gibt keine einheitliche Regelung für CAM in Europa. Kurz gesagt gibt es ebenso viele Regelungen wie Mitgliedssstaaten. 

In manchen Mitgliedssstaaten kann CAM durch Ärzte ausgeübt werden, unabhängig von ihrer Ausbildung in der jeweils spezifischen Methode. Und in den meisten Ländern werden CAM-Anwender toleriert, allerdings ohne formale Anerkennung oder Regulierung.

Europaweit gibt es mehr als 300.000 CAM-Praktiker und mehr als 20 CAM-Methoden, die angewendet werden. Über andere Methoden und anderer Praktiker gibt es keine verlässlichen Schätzungen. Ergänzend dazu geht man von 145.000 Ärzten aus, die etwa 5 CAM-Methoden anbieten. 

Es gibt keinerlei Harmonisierung der Berufsausbildungen weder für Ärzte noch für Nicht-Ärzte (Praktiker), aber einige Methoden haben ihre eigenen, freiwilligen europaweit geltenden Ausbildungsrichtlininien. Diese Richtlinien, die von privaten Ausbildnern (Schulen) für Ärzte wie auch Nicht-Ärzte - universitäre Ausbildungslehrgänge sind selten - haben sehr unterschiedliche Levels und Qualitäten (und entsprechen in ihren Anforderungen von Third-Level-Diplomen bis zu Master-Lehrgängen). Ihr Ziel ist es, einen Rahmen zu schaffen, in dem eine sinnvolle Ausbildung möglich ist und eine sich daraus ergebende sichere Anwendung der jeweiligen Methode für Patienten/Konsumenten (wobei es nachvollziehbar ist, dass für z.B. Reiki andere Erfordernisse gegeben sind als für z.B. Kräutermedizin). 

-> Alle diese Faktoren begrenzen sowohl den Zugang und das Recht CAM zu praktizieren als auch den länderübergreifenden Zugang sowohl für Ausübende wie auch für Patienten/Konsumenten.


Die Rolle von CAM und ihre Beiträge sind vielfältiger als die von konventioneller Medizin. Sie reichen bei CAM von der Unterstützung und der Unterweisung für allgemeines Wohlbefinden, Gesundheitskompetenz, Gesunderhaltung, Vermeidung von Erkrankungen (insbesondere chronische Erkrankungen) über die Behandlung von einer breiten Palette von Erkrankungen bis hin zuPalliativmedizin und zur unterstützenden Begleitung von Menschen am Lebensende. Im Unterschied zur konventionellen Medizin liegt der primäre Fokus nicht auf der Erkrankung, vielmehr steht bei CAM die Gesundheit und ihre Erhaltung im Zentrum ihrer Bemühungen.

Die Forschung zeigt, dass "self empowerment" (Selbstermächtigung) und ein gleichwertiger Partner im Gesundheitsprozess zu sein wesentliche Faktoren sind, gesunderhaltende Maßnahmen zu setzen und sicherere oder effektivere Behandlungen (bei bestehender Erkrankung) zu wählen. Individuelle CAM-Anwendungen können die Effektivität stärken, so wie Shiatsu beispielsweise die Gesunderhaltungund die Gesundheitskompetenz stärkt, zugleich aber auch bei Erkrankungen zu unterstützen vermag.

Darüber hinaus gibt es eine zwar noch schwache, aber durchaus zunehmende Hinweise auf die Kosteneffektivität von CAM.

Spezialisten im Gesundheitssystem sind vielfach nur unzureichend informiert über CAM, ihre Möglichkeiten, ihre Beiträge begleitend zu einer konventionellen Behandlung und ihre generelle Sicherheit. Hier gibt es viele Vorurteile und wenig Fakten.

CAM kann unabhängig von konventioneller Medizin angewendet werden oder auch begleitend. Auch hier zeigt die Forschung, dass EU-Bürger die Wahlmöglichkeit haben möchten und gegebenenfalls, wenn es für den Patienten sinnvoll ist, auch begleitend zur Anwendung konventioneller Medizin.

Viele Anbieter und Konsumenten von CAMsind der Ansicht, dass CAM in konventionelle Medizin integriertseine Attraktivität und Effektivität zumindest teilweise verliert, wollen CAM aberparallel zu konventionellen Behandlungen anwenden, wenn es zum Besten des Patienten/Konsumenten ist.

All diese Hauptanliegen stehen miteinander in Beziehung, verschränken sich gleichsam:Gleicher Zugang für alle Bürger beruht auf korrekter und gut zugänglicher Information, akkreditierten und gut ausgebildeten Anbietern sowie angemessener Anwendung begleitend zu konventioneller Behandlung. Dass es ausreichend akkreditierte und gut ausgebildete Anbieter gibt, wiederum hängt von angemessenen Regulierungen ab und von zugänglicher klarer Information für die politisch Handelnden/Entscheidenden. Die Anwendung von CAM begleitend zu konventioneller Medizin hängt nun wieder von sinnvollen Regulierungen ab und solider Information...

-> Politische Initiativen müssen deshalb alle Aspekte ansprechen und berücksichtigen, um effektiv zu sein."

Quelle: Shiatsu-Newsletter 202/2013
(c) Dr. Eduard Tripp (tripp@shiatsu-austria.at)
28. Februar 2013 (Irrtümer vorbehalten)
Wir danken Herrn Dr. Tripp für die Genehmigung zur Veröffentlichung

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Wieso engagiert sich die BACOPA gegen ACTA?
Ganz einfach, weil es u. a. wieder einmal die Ärmsten der Armen treffen wird, die ohne Generika nicht überleben könnten. Mehrere Hilfsorganisationen waren davor, daß ACTA künftig die Arzneimittelversorgung in ärmeren Ländern gefährden könnte.....und das ist einfach nicht in Ordnung - oder ?
Ärzte ohne Grenzen

Das Regionalbüro der Weltgesundheitsorganisation WHO für Europa sagt: Investion in Gesundheit ist eine Investition in Entwicklung und Menschenrechte
Weltgesundheitsorganisation

Die Europäische Datenbank Gesundheit für alle (GFA-DB) speichert unabhängige, vergleichbare und aktuelle gesundheitsbezogene Grunddaten. Sie ist eine der wichtigsten Informationsquellen im Gesundheitsbereich in der Region Europa.
Europäische Datenbank Gesundheit

Der Codex Alimentarius - ein Regelwerk, das uns alle betrifft:
Der Codex Alimentarius ist eine Sammlung von Normen für die Qualität und Sicherheit von Lebensmitteln, die von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation sowie der Weltgesundheitsorganisation der Vereinten Nationen erstmals 1963 herausgegeben wurde.

Wir haben hier für Sie einige Links zusammengestellt, natürlich wie immer ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
Wenn sie kritischen Stimmen zum Codex Alimentarius lesen wollen, am besten diesen Begriff über eine Suchmaschine abfragen und selber entscheiden welche Informationen Sie richtig finden.
Hier eines von vielen Beispielen:
Die Unterschriftensammlung und Bürgerinitiativen in der EU